Michael Schumacher im P1:Schuhmacher Schumi

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Michael Schumacher weiß jetzt, was er später einmal werden will: Der neue Armani. Vorbereitend designt er Schuhe und übt sich als Dressmann. Eine Begegnung in der Münchner Nobeldisko P1.

Sarina Pfauth

Über allen schwebt Michael Schumachers nackter Oberkörper. Das mit Projektoren an die hohen Wände der Nobeldisko P1 geworfene Schwarzweißfoto zeigt den Rennfahrer, wie er in einer fast durchgehend aufgeknöpften, hellen Sportjacke durch eine Industriebrache joggt. Er lächelt und präsentiert seinen tadellosen Waschbrettbauch. Für dieses Bild hätte ihn Heidi Klum in ihrer Show bestimmt eine Runde weiter gelassen.

Nachwuchs-Model Michael Schumacher im P1. (Foto: Foto: ddp)

Der Michael Schumacher, der unten im Saal steht, hat sein lilafarbenes Poloshirt zwei Knöpfe weit geöffnet und versichert den Journalisten, Fotografen und Kameramännern vor ihm, dass er zwischenzeitlich ein ganz großes Faible für Mode entwickelt hat, speziell für Schuhe: "Ich finde das einfach interessant!"

Der durch sein Comeback offenbar nicht ganz ausgelastete Formel-1-Fahrer wirbt nicht mehr nur für Mineralwasser und Autos - sondern auch für Skibekleidung, Beachwear und Boots. Und das ist noch lange nicht alles: Die neue Kooperation mit der Schweizer Gaydoul-Group ist mehr als ein normaler Werbevertrag. Sie ist Schumachers Altersvorsorge.

Der 41-jährige Autorennfahrer hat sich heute von seinem neuen Auftraggeber einkleiden lassen - "Oberbekleidung von Jet Set, Schuhe von Navyboot", sagt er brav auf. Eigentlich hätte es ein Mann, der so viel Geld, Titel und Ruhm gewonnen hat wie Schumacher, nicht mehr nötig, Hemden und Winterstiefel vorzuführen. Schumacher aber wird zum Dressman.

Er sieht hinter diesem Deal mehr als einen Auftritt als Aushilfs-Model: Er müsse ja auch an die Zukunft denken, an das Leben nach der Rennkarriere, die wohl nicht mehr ewig gehen wird. Er könne sich gut vorstellen, sich später bei Gaydoul "noch mehr einzubringen". Philippe Gaydoul, Chef der gleichnamigen Gruppe, unterstreicht diese Pläne: "Ich bin nicht nur an dem Rennfahrer Michael Schumacher interessiert, sondern auch am Menschen Michael Schumacher", sagt er, "Wir wollen eine langfristige Zusammenarbeit, über seine rennaktive Zeit hinaus."

Philippe Gaydoul, der sich mit Schumacher das Podium teilt, ist 38 Jahre alt und Unternehmer aus der Schweiz. Er tritt im KT-Guttenberg-Stil auf: Randlose Brille, zurückgegeltes Haar, ein gut sitzender, dunkelblauer Anzug aus feinem Zwirn. Und natürlich Krawatte. Vor zehn Jahren hatte ihm sein 84-jähriger Großvater die Leitung des drittgrößten Lebensmittelhandels der Schweiz anvertraut. Im Jahr 2006 verkaufte der Enkel das Familienerbe an Migros - und beteiligte sich an Jet Set und und Navyboot. Die beiden kleinen Marken will Gaydoul nun zu Weltruhm führen. Und Schumacher soll ihm dabei helfen.

In Deutschland kennt kein Mensch diese Label - und genau das reizt Schumacher. "Wir wollen aus sehr kleinen Pflänzchen große Pflänzchen machen", umschreibt er sein Ziel.

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Schumacher und Gaydoul: Da haben sich ganz offensichtlich zwei gesucht und gefunden: Auch wenn der Rennfahrer "nicht so der Krawattenmann" ist, wie er selbst betont und neben dem gutgekleideten Unternehmer sehr leger daherkommt - abgesehen von den Äußerlichkeiten sind sich die Männer ähnlich. Fast gleichaltrig, in ihrer Sparte sehr erfolreich, fleißig und extrem ehrgeizig. So sieht das auch Schumacher: "Obwohl Philippe und ich uns erst vor kurzem kennengelernt haben", erkenne er ganz klare "gemeinsame Zielsetzungen und Eigenschaften". Sie seien sich extrem schnell einig gewesen über den Deal.

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Und der sieht so aus: Schumacher soll die Marke als Botschafter international bekannt machen - und außerdem aktiv im Geschäft mitmischen. Schumacher will "Input" liefern, Produkte entwickeln, sich mit Designern treffen und über Details informiert werden. Was er Schumacher für seine Dienste bezahlt, will Gaydoul nicht sagen: "Langfristig, davon bin ich überzeugt, kostet mich das gar nichts, ich bin sicher, diese Partnerschaft ist ein Investment in die Zukunft."

Die Erwartungen an Schumi, den gelernten Automechaniker, sind hoch - und seine eigenen Pläne klingen, wie soll man sagen, ehrgeizig: Nach der Entwicklung eines Formula-1-Sneakers soll er "die Design-Kompetenz der Marke Navyboot mit einem Hightech-Aspekt ergänzen", teilte die Firma in einer Pressemeldung mit. Was allerdings sein "hohes technisches Verständnis und die analytischen Fähigkeiten des Formel-1-Rekord-Weltmeisters" mit bequemen, hochwertigen und schönen Schuhen zu tun haben und wie aus Schumi nun ein Schuhmacher werden soll, blieb das Geheimnis des Duos auf dem Podium.

Weil Schumacher ein Mann der Tat ist, hat er jedenfalls gleich angefangen: "Unser Chefdesigner hat bereits die ersten Aufträge von Michael entgegennehmen dürfen", verkündet Gaydoul.

Einen solchen Deal kann man natürlich nicht in irgendeiner Eckkneipe verkünden, die Münchner Nobeldisko P1 musste es schon sein. "Welcome back Michael, we wish you all the best for your second first season", steht in dicken Lettern an den Hallenwänden. Schumacher hätte natürlich auch Deutsch verstanden - aber sein neuer Werbepartner will nicht kleckern, sondern klotzen. Englisch hört sich natürlich nach internationalem Parkett an.

Ob eine Luxusmarke wie Jet Set denn zu einem so zurückhaltenden Menschen wie ihm passen würde, fragt eine Journalistin den 41-jährigen Profisportler. "Ich trage auch in privaten Momenten interessante Kleidung", rechtfertigt sich Schumacher. "Und Formel 1 ist ja auch Luxus, wenn ich mich nicht irre?"

Dann stellt ein graubärtiger Italiener noch eine letzte Frage: Ob er vorhabe, ein neuer Armani zu werden? Schumacher nuschelt "mal sehen" und redet dann noch einmal von den kleinen Pflänzchen, die ganz groß werden sollen. Unter dem italienischen Weltklasse-Designer wird es der Nachwuchs-Dressman wohl nicht machen.

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