Kinderbuch des US-Präsidenten:Obama erzählt Geschichten

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Heute wird in Amerika das PR-wirksame Kinderbuch von Barack Obama veröffentlicht. Prompt wird der US-Präsident kritisiert. Der Grund ist jedoch nicht der Inhalt des Werkes.

Caroline Ischinger

Es ist ein mühsames Geschäft, das Buhlen um Wählerstimmen. Zwei Wochen ist es her, dass US-Präsident Barack Obama und die Demokraten bei den Kongresswahlen eine herbe Niederlage einstecken mussten. Nun wendet sich der Präsident einem vermeintlich wohlgesonnenen, wenn auch nicht stimmberechtigten Publikum zu: Vom Dienstag dieser Woche an ist in amerikanischen Buchhandlungen und im Internet sein neues Kinderbuch mit dem Titel Of Thee I Sing - A Letter to my daughters (übersetzt etwa: "Über Dich singe ich: Ein Brief an meine Töchter") erhältlich.

Von den Träumen des Vaters zu denen der Kinder: das Cover von Obamas neuem Buch. (Foto: dpa)

Die vierzig Seiten für Leser, oder besser: Zuhörer, von drei Jahren an aufwärts hat Obama bereits vor seinem Amtsantritt im Weißen Haus geschrieben. Laut US-Medienberichten ist es das zweite Buch im Rahmen eines Vertrages mit dem New Yorker Verlagshaus Random House, für drei Bücher bekommt Obama insgesamt 1,9 Millionen US-Dollar. Of Thee I Sing wird von einer Untergruppe des Verlags, Alfred A. Knopf Books for Young Readers, mit einer Erstauflage von 500.000 Exemplaren herausgegeben.

Obama hat als Autor von Bestsellern bereits einige Erfahrung gesammelt: Die Autobiographie Dreams of my Father (deutscher Titel: "Ein amerikanischer Traum: Die Geschichte meiner Familie") verkaufte sich 1,5 Millionen mal. Seine Tantiemen aus dem Verkauf des neuen Kinderbuchs sollen einer Stiftung zugute kommen, die sich um die Kinder gefallener oder invalider US-Soldaten kümmert.

Das mit dem Singen im Titel ist dabei nicht wortwörtlich zu nehmen, obgleich Obama vor seinem Amtsantritt politisch gesehen noch Grund zum hoffnungsfrohen Trällern hatte. Keine Gute-Nacht-Lieder, sondern schriftliche Lobgesänge hat er verfasst - auf 13 berühmte Amerikaner und ihre Ideale, die das Land geprägt haben, darunter Künstlerin Georgia O'Keeffe ("kreativ"), Astronaut Neil Armstrong ("Erforscher") und der erste US-Präsident, George Washington ("stolz, ein Amerikaner zu sein").

Die Eigenschaften dieser Helden, heißt es vom Verlag, sehe der Präsident - ganz der stolze Papa - in seinen eigenen Kindern und "in allen Kindern Amerikas". Das Buch handle von der Fähigkeit, die eigenen Träume zu verfolgen. Auf dem Titel sind Malia, 12, und Sasha, 9, beim Spaziergang mit "First Dog" Bo, einem portugiesischen Wasserhund, zu sehen. Wie alle bunten Bilder des Buches stammt auch diese Szene aus der Feder von Illustrator Loren Long, der schon für Farbe in einem Kinderbuch von Popsängerin Madonna sorgte.

Vor der Veröffentlichung der pädagogisch wertvollen Zeilen des Staatsoberhaupts an die jungen Leser des Landes gab es bereits Kritik, jedoch nicht von den Kindern. Während die Töchter des Präsidenten in anderen Fällen für die Öffentlichkeit tabu seien, würden Malia und Sasha für das neue Buch zu Marketing-Zwecken genutzt, schimpfte kürzlich die Tageszeitung Washington Post. Auf eine PR-Tour werden die beiden Titelheldinnen aber nicht geschickt, wie es aus dem Weißen Haus hieß.

© SZ vom 16.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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