Italien:Bei Mama ist es am schönsten

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Immer mehr junge Italiener scheuen die Abnabelung vom Elternhaus: 22,1 Prozent der 15- bis 29-Jährigen wohnen noch zu Hause und gehen keiner Ausbildung oder Arbeit nach. Statistiker sorgen sich um die Nesthocker.

Während die meisten Jugendlichen die erste eigene Wohnung gar nicht erwarten können, haben es junge Italiener nicht eilig, das Hotel Mama zu verlassen - im Gegenteil. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise ist in Italien die Zahl der Muttersöhne und -tochter, die weder arbeiten noch studieren und weiter bei den Eltern wohnen, in alarmierendem Maße gestiegen. Das geht aus dem Jahresbericht 2010 des italienischen Statistik-Instituts hervor.

So mancher junge Italiener bleibt nicht aus Geldnot zu Hause wohnen, sondern aus Liebe zu Mamas Pasta. (Foto: Peter Kim - Fotolia)

Demnach erhöhte sich der Anteil der inaktiven Menschen zwischen 15 und 29 Jahren im vergangenen Jahr von 20,5 auf 22,1 Prozent. Konkret stieg die Zahl junger Menschen, die keiner Arbeit oder Ausbildung nachgehen oder studieren, 2010 um 134.000 auf 2,1 Millionen. Bereits im Vorjahr hatte Italien in der Altersgruppe deutlich über dem europäischen Schnitt von 14,7 Prozent gelegen.

"Verzagtheit junger Italiener bei der Arbeitssuche"

Diese Situation spiegele "die beunruhigende Verzagtheit junger Italiener angesichts der Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche" wider, heißt es in dem Bericht. Italien sei das einzige Land, in dem es mehr Inaktive als Arbeitlose gebe. Da mehr als die Hälfte der Betroffenen "dauerhaft" dem Arbeitsmarkt und dem Bildungssystem fern blieben, drohe die "soziale Marginalisierung", warnt das Institut.

Am schlimmsten sei die Situation bei jungen Frauen in Süditalien. Während einige nicht das Geld hätten, sich eine eigene Wohnung zu leisten, blieben viele aus Liebe zu Mamas Pasta und dem mütterlichen Waschservice.

Die Betroffenen würden mehr Zeit als ihre Altersgenossen "mit Schlafen und anderen körperlichen Tätigkeiten wie Essen und Waschen" verbringen, schreibt das Institut. Sie würden auch weniger lesen, ins Kino oder Museum gehen. Da sie zudem weniger Sport trieben und mehr Tabak und Alkohol konsumierten, sei ihr Lebensstil "nicht der gesündeste", warnt das Institut.

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