TV-Koch Johann Lafer:Gut gesalzene Geschäfte im TV-Studio

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Sein Hit heißt "Kalahari-Salz" - damit arbeitet Fernsehstarkoch Johann Lafer am liebsten. Mit den Zuschauern des ZDF lässt sich so gutes Geschäft machen.

Marvin Oppong

Klarer Fall: Wenn Fernsehköche kochen, müssen sie ihre Zutaten irgendwo einkaufen. Ob aber die Einkaufsquelle im Programm genannt wird, zumal wenn der Koch selbst der Lieferant ist, das steht auf einem anderen Blatt - so auch beim ZDF mit seiner Kochsendung "Lafer!Lichter!Lecker!".

Kochen wie Johann Lafer: Im Lafer-Shop gibt es vom Meister ausgewählte Produkte zu kaufen. (Foto: Foto: dpa)

Hier schwingt Starkoch Johann Lafer den Kochlöffel. Im Rezept für seine Vorspeise für die Sendung vom 14. März 2009 wird als Zutat beispielsweise "Kalahari-Salz" aufgelistet. "Zutaten für vier Personen: 3 EL Kalahari-Salz, grob", heißt es dort: "Das Kalahari-Salz, Hibiskusblütensalz, die Rosenblätter und 20 Gramm Zucker im Mörser zerstoßen. Ein Drittel der Salzmischung in eine flache Form geben."

Die "Selection" des Meisters

"Kalahari-Salz"? Ein Produkt der Sandwüste im südlichen Afrika vielleicht? Das ist jedenfalls keine sehr geläufige Salzsorte. Moderator Lafer aber vertreibt just dieses Salz in seiner eigenen "Johann-Lafer-Selection". Das dürfte dem Geschäft dienen.

Die Waren der "Selection" preist er als privater Geschäftsmann über seinen Internetshop und über die Warenhauskette Kaufhof an. Zum Sortiment gehören Kochbücher, Küchengeräte, Back- und Grillzutaten - und eben "Kalahari-Salz". Für das Rezept der ZDF-Sendung wird "Kalahari-Salz, grob" benötigt, was es wunderbarerweise in der "Selection" des Meisters gibt.

"Gute Erfahrung mit diesen speziellen Produkten"

Dass er in Kochsendungen und den entsprechenden Rezepten bestimmte Zutaten verwende, welche er auch im Rahmen seiner "Selection" vertreibt, beruhe auf seiner "langjährigen, besonders guten Erfahrung mit diesen speziellen Produkten", erklärt TV-Star Lafer auf Anfrage. "Sowohl die Qualität, als auch der Geschmack der einzelnen von mir verwendeten Produkte grenzt sich - zumindest nach meiner Meinung - deutlich von den handelsüblichen Produkten ab."

Bei dem Produkt "Kalahari-Salz" gebe es außerdem zahlreiche unterschiedliche Importeure beziehungsweise Hersteller in Deutschland, schiebt Lafer nach. Und es stehe jedem Zuschauer frei, ein anderes, handelsübliches Produkt zu verwenden. ZDF-Sprecher Walter Kehr teilt mit, es bestehe kein Zusammenhang zwischen den von Lafer in Kochsendungen verwendeten Produkten und den von Lafer und seinen Geschäftspartnern angebotenen Produkten.

Lesen Sie auf Seite 2, warum das "Hibiskusblütensalz", "Tasmanischer Leatherwoodhonig" und "Tahiti-Vanilleschoten" nicht fehlen dürfen.

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Es ist alles nur eine in sich geschlossene Welt des optimalen Kochens. Zum Lafer-Rezept "Hibiskuslachs" im ZDF gehören etwa die Zutaten "Hibiskusblütensalz" und "Rosenblätter". Die kann der Fernsehzuschauer gleich fertig in den Mischungen "Hibiskusblüte" und "Rosenblüte" im Lafer-Shop kaufen.

Auf der Homepage des rührigen TV-Kochs erfährt man, dass "Kalahari Salz" sogar ein "Lizenznehmer" Lafers sei. Hersteller des Salzes ist die Baeck GmbH & Co. KG aus Norderstedt bei Hamburg. Die Firma wirbt im Internet stolz: "Johann Lafer ... empfiehlt Kalahari-Salz". Daneben ist ein Foto mit Lafer zu sehen. Und der bekennt lächelnd: "Dieses Salz ist ein unverzichtbarer Partner meiner Küche."

Nicht bloß irgendein Salz

Die Firma Baeck hat 2006 versucht, sich den Begriff "Kalahari Salz" als Marke zu sichern. Als Wortbild-Marke war der Begriff "Kalahari Salz" bis 2007 auf diese Firma registriert - damit war das Salz offenbar einmal ein Markenprodukt und nicht bloß eine bestimmte Salzsorte. Lafer meint jedoch: "Da ich lediglich allgemeingültig die Produktkategorie der Zutaten (z. B. Kalahari-Salz) benenne, kann ein Zuschauer der Sendung das jeweilige Produkt nicht mit einem bestimmten Hersteller in Verbindung bringen."

"Tasmanischer Leatherwoodhonig" gehört ebenfalls zur Produktreihe Lafers. Auch im ZDF kam der seltene Honig in zwei Zutatenlisten vor. In einer Folge von "Lafer!Lichter!Lecker!" sagte Lafer: "Wir brauchen Tasmanischen Honig!" Sein Partner Horst Lichter fragte: "Tasmanischen Honig?". Antwort: "Ja, vom Lederholzbaum", woraufhin Lichter erwiderte: "Wat ist dat für ein Scheiß? Das hab ich noch nie gehört."

Auch der selbsternannte Spitzenkoch Lafer kann auf Nachfrage "keine wirklich belastbare Auskunft darüber geben, wie gängig Tasmanischer Leatherwoodhonig in der Kochfachwelt ist". Er selbst habe den Honig anlässlich einer Reise nach Tasmanien entdeckt und ihn "aufgrund seiner einzigartigen Qualität, des Geschmackes und seiner besonderen Note als für meine Speisen ideal empfunden." Im Übrigen böten den Honig in Deutschland unterschiedliche Importeuren an.

Ein Tag, vier Fernsehaufzeichnungen

Der Sternekoch Lafer, der schon für Michail Gorbatschow, Helmut Kohl oder Bill Clinton gekocht hat, ist Geschäftsmann durch und durch. Im ZDF brutzelt er auch in den Sendungen "Fernsehgarten", "Lanz kocht" und "Küchenschlacht"; zudem lässt er auf 3sat und im Hessischen Rundfunk die Herdplatten heiß werden. Allein am vergangenen Montag hatte der Mann mit dem Gefühl für den Garpunkt vier Fernsehaufzeichnungen im Terminkalender.

Auch ist der Multi-Mann Herausgeber zahlreicher Kochbücher; über die Johann Lafers Table d'Or GmbH mit Sitz im rheinischen Stromberg vertreibt er seine "Lafer-Collection". Hier, an den Toren des Hunsrücks, sitzt Lafers Zentrale. Seine Karriere nahm ihren Ausgang in seinem Feinschmecker-Restaurant.

Nicht zu vergessen: Die "Tahiti-Vanilleschote"

Inzwischen hat der schnauzbärtige Koch ein richtiges Firmenimperium zusammengerührt. Die Johann Lafer Heli Gourmet GmbH & Co. KG bietet beispielsweise "Heli-Picknicks" und "VIP-Transfers" an. Das Handelsregister verzeichnet eine Johann Lafer Beteiligungs- und Verwaltungs GmbH.

"Vereinfacht dargestellt, bündelt diese Gesellschaft meine Tätigkeiten in meinem Restaurant und der Kochschule", sagt Lafer. Die Le Val d'Or Restaurant GmbH, dessen Geschäfte Lafer gemeinsam mit seiner Frau Sylvia Buchholz-Lafer führt, betreibt die Restaurants "Le Val d'Or" und "Bistro d'Or" sowie das "Hotel Stromburg" in Stromberg bei Bingen am Rhein. Darüber hinaus hat Lafer Firmen wie Krups, Lindt, Villeroy & Boch oder WMF als Partner. Daneben arbeitet er mit insgesamt 23 Lizenznehmern zusammen, darunter auch "Kalahari Salz".

Das zugehörige Buch zu Lafers Sendung im ZDF, das "Lafer!Lichter!Lecker!- Kochbuch", wird sowohl auf Lafers Homepage als auch im öffentlich-rechtlichen ZDFshop zum Kauf angeboten. In dem Druckwerk, das in Zusammenarbeit mit dem ZDF herausgegeben wurde, findet man in neun von 49 Rezepten Lafers die Zutat "Tahiti-Vanilleschote". Auch die hat Lafer selbstverständlich im Angebot. "Die Tahiti-Vanille habe ich ebenfalls als die beste ihrer Art erkannt", sagt er.

Lafers Kollegen von der ZDF-Sendung "Volle Kanne" stellten jedoch im Mai im Rahmen eines Vanilleeis-Tests fest, dass viele Hersteller ihre Produkte "mit billiger Tahiti-Vanille" versehen, "um den Geschmack zu intensivieren". Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit spricht von "weniger wertvolle[r] Tahitivanille". Lafer erklärt, auch die Tahiti-Vanille sei "in Deutschland von unterschiedlichen Importeuren bzw. Herstellern erhältlich" - sie ist es aber eben auch in Lafers "Selection".

Auf Anfrage teilt Lafer mit: "Ob und inwiefern im Einzelfall die Verwendung eines Produktes von einem Hersteller erfolgt, mit welchem ich einen Lizenzvertrag über das betreffende Produkt abgeschlossen habe, entzieht sich meinem Einflussbereich." Er räumt aber ein, dass es "im Einzelfall unter Umständen naheliegend ist, dass ein Zuschauer die im Rahmen der 'Selection' vertriebenen Produkte" einsetzt.

Von Tahiti bis Kalahari - die Geschäfte der Fernsehkochs Lafer kennen offenbar keine Grenzen.

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