Trauerfeier für Michael Jackson:Ein Abschied der Superlative

Lesezeit: 3 min

1,6 Millionen Fans haben sich um die 17.500 Karten für die Trauerfeier von Michael Jackson beworben. Wer die begehrten Tickets bekommen wird, ist offen - ebenso, ob die Fans den aufgebahrten Leichnam sehen werden.

Einen einzigartigen Fan-Ansturm hatte Michael Jackson bereits mit seinem geplanten Comeback im März ausgelöst. Schon am ersten Tag des offiziellen Verkaufs für seine 50 Londoner Konzerte waren alle Tickets vergriffen, eine Million Menschen wollten den "King of Pop" live erleben.

Michael Jackson: 1,6 Millionen wollten Karten für die Trauerfeier des Megastars. (Foto: Foto: ap)

Nach seinem Tod hat sich Jackson jetzt noch einmal übertroffen. 1,6 Millionen wollen am Dienstag bei einer Trauerfeier in Los Angeles von dem Megastar Abschied nehmen. So viele Menschen hatten sich nach Auskunft eines Sprechers der Jackson- Familie bis zum Anmeldeschluss am Sonntagmorgen 3 Uhr deutscher Zeit in einer Online-Lotterie um Karten beworben.

Eine Million Schaulustige

Ein wahres Glücksspiel: Der Run auf die Tickets ließ die Server in die Knie gehen, die Seite verzeichnete eine halbe Milliarde Zugriffe in den ersten 90 Minuten, rund 12.000 Klicks pro Sekunde. Auch die schlechten Gewinnchancen konnten den Ansturm nicht bremsen. Bis Montagnacht sollten die Bewerber per E-Mail erfahren, ob sie zu den 8750 Glücklichen gehören, die jeweils zwei Eintrittskarten erhalten. 11.000 Fans können die Trauerfeier im Staples Center erleben, 6500 müssen mit einer Live-Übertragung im nahe gelegenen Nokia-Theater vorlieb nehmen.

Eine Megashow mit Superstars und weltweiten Live-Schaltungen, mehr als 750 Millionen Zuschauer am Bildschirm und vielleicht eine Million Schaulustige in den Straßen von Los Angeles? Pausenlos wird über Jacksons Finale spekuliert, und doch tappten die US-Medien am Sonntag noch im Dunkeln.

"Dreamgirls"-Star Jennifer Hudson werde auf der Bühne stehen, brachte der Sender CNN in Erfahrung, andere warteten mit Namen wie Elizabeth Taylor, Diana Ross und Paul McCartney auf. Doch bestätigen wollten die Veranstalter und Jacksons Familie nichts. Fest steht nur: Die Feier soll um 19 Uhr deutscher Zeit in dem 20.000 Menschen fassenden Sport- und Konzertstadion in Downtown Los Angeles beginnen, wo Jackson noch einen Tag vor seinem Tod für die Londoner Konzerte geprobt hatte.

Beerdigung im Familiengrab

Ob die Fans Jacksons aufgebahrten Leichnam zu sehen bekommen, ist ebenso ungewiss. Das hätte die Familie noch nicht entschieden - mit diesen Worten fachte Sprecher Ken Sunshine am Samstag das Rätselraten noch an. Mit Barrikaden und Satelliten-Wagen haben Polizei und TV-Reporter am Forest Lawn-Friedhof in Hollywood vorsichtshalber Stellung bezogen.

Hier könnte Jackson im Familiengrab, wo schon seine Großmutter liegt, beerdigt werden. Jacksons Bruder Jermaine zufolge will sich die Familie vor dem öffentlichen Abschied mit einigen handverlesenen Gästen an einem unbekannten Ort zu einer kleinen privaten Zeremonie treffen.

Auf der nächsten Seite: Warum Polizei und Stadtverordnete riesige Menschenmengen in den Straßen um jeden Preis verhindern wollen.

Zugang nur mit Eintrittskarte

Die Show-Veranstalter versicherten unterdessen, es werde keinen Trauerzug durch die Stadt geben. Polizei und Stadtverordnete wollen riesige Menschenmengen in den Straßen um jeden Preis verhindern. Das ganze Viertel um das Staples Center werde abgesperrt, so die Warnung.

Die Abschiedsfeier solle "sicher und ruhig" über die Bühne gehen. Nur mit Eintrittskarte gibt es Zugang, alle anderen sollten die Zeremonie zu Hause am Bildschirm verfolgen. Daran glaubt indes niemand so recht.

Alles rüstet sich auf einen Abschied der Superlative mit zehntausenden Fans, wie es einem "King of Pop" gebührt. Als 1977 der "King of Rock 'n' Roll", Elvis Presley, zu Grabe getragen wurde, säumten in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee etwa 80.000 Fans den Weg. Zwanzig Jahre später schauten sich zwei Millionen den Trauerzug für die tödlich verunglückte Prinzessin Diana in London an.

"Kein Platz, der wirklich groß genug ist"

Er frage sich, ob das Staples Center in Los Angeles wohl groß genug für seinen kleinen Bruder sei, sagte Jermaine Jackson in einem CNN-Interview. Die Familie hätte viele Orte für eine Abschiedsfeier ins Visier genommen, darunter auch das Washington Monument. "Es gibt keinen Platz, der wirklich groß genug ist", trumpfte der Bruder auf.

Der pausenlose Medien-Hype um Jackson wird jedoch vom Publikum durchaus kritisch betrachtet: 63 Prozent der US-Bürger klagten jüngst bei einer Umfrage über eine zu massive Berichterstattung. Trotzdem räumten gleichzeitig 80 Prozent der Befragten ein, dass sie die News gespannt verfolgten.

Auch am Dienstag wird Michael Jackson wieder alle Blicke auf sich ziehen.

© dpa/Barbara Munker/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: