Surrealismus-Ausstellung:Vernunft ist auch keine Lösung

Bloß nicht das Bürgerliche: Mit sexuell aufgeladenen, rätselhaft verworrenen Fotos begehrten die Surrealisten gegen schwere Zeiten auf. Bilder einer Ausstellung.

Ruth Schneeberger

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Inwieweit Sigmund Freud in ihrer Theorie eine Rolle spielte, darüber gab es unter den Surrealisten oft Streit. André Breton, der zusammen mit Max Ernst 1919 den Surrealismus "erfunden" hatte, veröffentlichte 1924 sein "erstes surrealistisches Manifest" in Paris und dominierte in der Folge die Bewegung. Sein zweites Manifest 1930 führte zur Zersplitterung der Gruppe, weil es politische Streitereien gab. Doch auch wenn man sich inhaltlich nie ganz einig war, ...Foto: Vilém Reichmann, Opuštená / Verlassen, 1946, Silbergelatine, Originalabzug, 39,2 x 30 cm, Moravská galerie Brno, © Miroslav Myška

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... im Ausdruck zogen die Surrealisten an einem Strang: Vom subversiven Geist getragene Inhalte sollten sich dem logischen Denken entziehen. Der Betrachter sollte die komplexen Bild-Ideen allein mit seiner Phantasie entschlüsseln.Foto: Karel Teige, Collage Nr. 373, 1951, Collage, 22,9 x 44,1 cm, Museum of Czech Literature, © Nachlass Karel Teige

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Dass die Bilder der Surrealisten oft traumhafte und abstrakte Wirkung haben, war kein Zufall. Die bevorzugte Arbeitsweise war, das Bewusstsein durch Traum, Schlaf oder Rauschmittel abzuschalten und damit Unbewusstes in einem ungesteuerten Schaffungsprozess zum Ausdruck kommen lassen. Die Verfremdung oder Kombination unpassender Gegen- und Zustände sollte die Realität übersteigen.Foto: Éli Lotar, Punition / Strafe, 1929, Silbergelatine, Originalabzug, 13 x 18 cm, Collection Christian Bouqueret, Paris, © Jean-Pierre MARCHAND

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Von Breton ist überliefert, er habe die Essenz des Surrealismus in seinem ersten Manifest bei der Beschreibung eines Mannes auf den Punkt gebracht: "Er ist schön [...] wie die zufällige Begegnung eines Regenschirmes mit einer Nähmaschine auf dem Seziertisch."Foto: Emila Medková, Vodopád vlasů / Haarwasserfall, 1949/1982, Silbergelatine, späterer Abzug, 37,8 x 29,3 cm, Moravská galerie Brno, © Eva Kosáková 2009

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Neben der Literatur, Malerei und Fotografie hatte der Surrealismus auch Auswirkungen auf ein weiteres noch junges Medium, den Film: Als Klassiker gelten "Ein andalusischer Hund" und "Das goldene Zeitalter" von Luis Buñuel und Salvador Dalí. Letzterer verursachte bei seiner Aufführung im Jahre 1930 einen Skandal, als rechte Extremisten Farbbeutel gegen die Leinwand warfen und surrealistische Bilder zerstörten. der Film wurde daraufhin verboten - zur "Aufrechterhaltung der Ruhe".Foto: František Vobecký, Umelý ráj / Künstliches Paradies, 1936, Silbergelatine, Originalabzug, 29,4 x 39,5 cm, Museum für Angewandte Kunst, Prag, © Nachlass František Vobecký

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Auch Alfred Hitchcock ließ eine Traumsequenz seines Films "Spellbound" ("Ich kämpfe um dich") von Salvador Dalí gestalten. Der aktuellste Vertreter des Surrealismus ist wohl David Lynch: Viele seiner Filme, wie etwa "Eraserhead" (1976) oder "Lost Highway" (1997), lassen in einer traumhaften Atmosphäre stets die Grenzen zwischen Realität und Imagination zerfließen - und nehmen damit neben ihrem unheimlichen eindeutig auch surrealen Charakter an. Am eindrücklichsten zeigt Lynch das wohl in seinem berühmten Film "Mulholland Drive" (2001).Foto: Hugo Táborský, Autoportrét 3 / Selbstporträt 3, 1933, Silbergelatine, Originalabzug, 13,4 x 8,5 cm, Moravská galerie Brno, © Tomáš Táborský, Jana Slívová

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Bis heute versteht es der Surrealismus also, uns zu packen, zu inspirieren und in Traumwelten zu entführen. Ob diese Welten besser, schöner oder einfach nur anders sind als die Realität, wie wir sie kennen, ob sie tatsächlich "Gegen jede Vernunft" sind, wie der Ausstellungstitel verspricht, oder vielleicht sogar viel vernünftiger als alles andere - das muss der Betrachter selbst entscheiden. Die Ausstellung in Ludwigshafen läuft noch bis zum 14. Februar 2010. Nähere Infos unter surrealismus-ludwigshafen.de.Foto: Vilém Reichmann, Z cyklu Kouzla / Aus der Serie Magie, 1948, Silbergelatine, Originalabzug, 39 x 30 cm, Moravská galerie Brno, © Miroslav Myška

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