"Sisters" mit Tina Fey und Amy Poehler im Kino:Auch großen Kindern vertraut man kein Haus an

Lesezeit: 3 min

Wohooo! Tina Fey und Amy Poehler nutzen die sturmfreie Bude wie alle Kinder: Sie feiern eine Party. (Foto: K.C. Bailey; Universal International Pictures)

Tina Fey und Amy Poehler haben einen Highschool-Film gedreht - mit über 40. Die Botschaft von "Sisters": Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.

Filmkritik von Susan Vahabzadeh

Im Kino sind Kinder meist eine Strafe, und manchmal sogar eine, die nie aufhört. In "Sisters" von Jason Moore ist das so, der Film könnte Geschichte machen als Highschool-Komödie der besonderen Art, er ist so albern und überdreht, wie es sich in dem Genre gehört, aber es kommen nur Leute darin vor, welche die statistische Lebensmitte schon überschritten haben - bis auf eine Teenietochter, die ihre Mutter gern zurechtweist.

Tina Fey spielt diese Mutter, und Amy Poehler ihre Schwester. Die beiden treten schon so lange zusammen auf, seit ihren Anfängen bei der Comedy-Show "Saturday Night Live", dass man ihnen das Schwesternpaar sofort abnimmt - sie sind sich nicht ähnlich, aber voll aufeinander eingespielt. Sie lassen hier den beißenden, trockenen Sarkasmus weg, der sonst vor allem Feys Markenzeichen ist - der würde nicht passen zu den Schwestern, bei denen der Alterungsprozess sich nur in Krähenfüßen und Hüftspeck niederschlägt.

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Die beiden besuchen ihre Eltern in Florida (James Brolin und Dianne Wiest), und die machen zwar erst mal gute Miene, aber eigentlich ist ziemlich schnell klar: Sie lieben ihre Töchter, aber sie sind das Elternsein leid.

Harmlose Kosmetika verwandeln sich in Chemiewaffen

Tina Fey ist die Vollchaotin Kate, also ein ganz anderer Typ, als sie in der Serie "30 Rock" war: Kate ist Stylistin, am besten eignet sie sich allerdings für Kundschaft, die wenig Wert aufs Äußere legt. Man sieht sie am Anfang in Aktion, sie ist aus ihrem letzten Job herausgeflogen und operiert nun im Badezimmer der WG, aus der sie dann auch bald herausfliegt - sie behandelt einen angegrauten Herrn, den sie für ein Date aufhübschen soll, das er dann wohl ohne Augenbrauen aufsuchen wird. In ihren Händen verwandeln sich harmlose Kosmetika in Chemiewaffen.

Allein zu Hause - die Schwestern Amy Poehler und Tina Fey. (Foto: Universal)

Maura (Amy Poehler) kommt im Vergleich eher analfixiert rüber - gut organisiert, beruflich erfolgreich und so megaordentlich und fürsorglich, dass der Vater irgendwann brüllen wird, die Mädchen gingen ihm beide auf den Geist, bloß auf unterschiedliche Art. Maura kommt nach Florida, weil sie hörte, die Eltern wollten ihr Haus verkaufen, und Kate, die davon nichts weiß, weil sie sowieso auf der Straße steht. Eine Heim-suchung, sozusagen.

Die Eltern sind, als die beiden ankommen, aber längst in eine Seniorenresidenz gezogen - sie haben die Töchter bloß herbeigelockt, damit die noch vor ihrem fünfzigsten Geburtstag ihr verdammtes Zimmer ausräumen. Fehler Nummer eins: Behandelt man Erwachsene wie Kinder, benehmen sie sich auch wie Kinder. Fehler Nummer zwei: Kindern, auch sehr großen, vertraut man kein Haus an.

Kate und Maura laden all ihre ehemaligen Schulfreunde zu einer großen Abschiedssause ins Elternhaus. Die droht, wegen des Altersdurchschnitts, eine lahme Stehparty zu werden, aber dann dreht Kate auf, und weil die kleine Schwester in das Verhaltensmuster zurückfällt, der großen alles nachzumachen, lässt auch Maura ihre innere Partylöwin frei. Sie buchen einen Dealer, verprellen die potenziellen Käufer fürs Haus, legen sich mit einer alten Intimfeindin an, becircen sehr junge Polizisten, graben den Nachbarn an - und dann fängt die Party langsam an, außer Kontrolle zu geraten.

Schmerzhafte Momente der Besinnung

Das sind jetzt nicht unbedingt Dinge, die vor Jason Moore und der "Saturday Night Live"-Autorin Paula Pell noch nie einer auf einer Leinwand erzählt hat, sogar mit Erwachsenen, siehe "Hangover" - aber eben noch nie mit Frauen über vierzig.

Es gibt unter all dem, was in Highschool-Komödien so üblich ist, auch ein paar Momente der Besinnung, und die sind dann doch anders als bei Teenies, schmerzhafter: Wenn Kate und Maura Freundschaften und Beziehungen ruinieren, hat das eine andere Bedeutung - sie haben nicht mehr ihr ganzes Leben vor sich, um sich wieder hochzurappeln. Sie müssen sich also zusammenreißen. Aber man sollte es mit dem Erwachsenwerden auch nicht übertreiben. Es ist schließlich nie zu spät für eine glückliche Kindheit.

Sisters, USA 2015 - Regie: Jason Moore. Drehbuch: Paula Pell. Kamera: Barry Peterson. Mit: Tina Fey, Amy Poehler, James Brolin, Dianne Wiest. Universal, 118 Minuten.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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