Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Exis­ten­zi­elle Fragen

"Berlin, du bist so wunderbar Berlin"... für einige kann das ewige Sich-treiben-lassen aber auch in Drama und Existenzängsten enden. Wenn das passiert, kann man immer noch ins Kino gehen und sich von den Kinostarts dieser Woche berieseln lassen. Ob man nun Kunst oder Horror mag - es ist von allem etwas dabei.

Rezensionen ausgewählter Filme. Von den SZ-Kritikern.

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Am Himmel der Tag"

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(Foto: Kinostar Filmverleih GmbH)

Die Filmstarts vom 29. November auf einen Blick - bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme. Berlin: die Hauptstadt des existentiellen Sich-treiben-lassens. Zwei Studentinnen der Architektur, ihre Freundschaft und Entfremdung, taumelndes Partyleben und das Drama einer ungewollten Schwangerschaft. Erzählerisch schwankt Pola Becks Debüt zwischen Fernsehspielklischee und Zeitgeiststudie. Inszenatorisch aber gelingen ihr - mit der bezaubernden Aylin Tezel in der Hauptrolle - verblüffende Augenblicke der Wahrheit. Rainer Gansera Ein Interview mit der Regisseurin bei jetzt.de lesen Sie hier Im Bild: Aylin Tezel als Lara

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Alexander Granach - Da geht ein Mensch"

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(Foto: dpa)

Manche kennen ihn als  schnauzbärtigen Russen im Garbo-Film "Ninotschka".  Geliebt wurde der 1890  in Galizien geborene jüdische Schauspieler Alexander Granach jedoch als  Vollblut-Theatertier, vor dem Krieg in Lemberg, dann in der Emigration in New York und Hollywood. 1945 erschien seine hinreißend poetische Biografie "Da geht ein Mensch". Nach dieser nannte Angelika Wittlich ihren Film - der zumindest eine Ahnung davon gibt, was dieser Mann war. Eva Elisabeth Fischer

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Anleitung zum Unglücklichsein"

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(Foto: dpa)

Frei nach Paul Watzlawicks Beststeller leitet Sherry Hormann Tiffany (Johanna Wokalek) zum Unglücklichsein an. Die findet sich durchschnittlich, häßlich, uninteressant - lebt allerdings in Charlottenburg-Montmartre und hat ein Feinkostrestaurant, das den Gästen das Leben so versüßt wie einst Amélie Poulain. Irgendwann kommt auch sie auf den Geschmack: der Typ, der sie rettet, sieht aus wie Matthieu Kassowitz. Glück gehabt. Philipp Stadelmaier Im Bild: Johanna Wokalek als Tiffany Blechschmid

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Festung"

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(Foto: farbfilm verleih GmbH)

Bürgerlicher Kleinstadt-Schrecken, der Vater Peter Lohmeyer ist gewalttätig, eine Tochter, Karoline Herfurth, reagiert rabiat auf ihn. Eine andere, Elisa Essig, hält die Verteidigungslinie für die Festung Familie nach draußen aufrecht, ein Gespinst aus Verdrängung und Lügen. Oft wird überagiert im Film von Kirsi Marie Liimatainen, aber Ursina Lardi ist geisterhaft schön als Mutter, Opfer, Dulderin. Fritz Göttler Im Bild: Ursina Lardi als Erika und Peter Lohmeyer als Robert

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Back in the Game"

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(Foto: Warner Bros. Pictures)

Einer wirft, einer schlägt: Als Baseball-Scout gibt Eastwood noch einmal den grantigen, alten Mann, der zwischen bitterem Ernst und bissiger Komik mit den Defiziten des Alters hadert und klassische Werte gegen die digitale Moderne verteidigt. Wenn der Film mit Amy Adams als entfremdeter Tochter und Justin Timberlake als Screwball-Flirt ein wenig an vergangene Eastwood-Klassiker erinnert, dann liegt das auch daran, dass sein langjähriger Produzent Robert Lorenz Regie führt. Anke Sterneborg Im Bild: Amy Adams als Tochter Mickey und Clint Eastwood als Gus Lobel

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"The Ghostmaker"

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(Foto: Kinostar Filmverleih GmbH)

"Nur bisschen sterben" klappt ja doch, ein antiker Sarg macht's möglich. Er lässt zwei Studenten wiederholt für kurze Zeit tot sein und dann wieder leben. Was aber tun die beiden als Geister? Mauro Borrelli lässt sie Geld, Drogen und Blondinen nachjagen. Ihr Mangel an Spiritualität führt auf Dauer zu Nasenbluten und Hirntod bei allen Beteiligten, Zuschauer eingeschlossen. Doris Kuhn

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Hüter des Lichts"

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(Foto: dpa)

Klingt ziemlich schräg - der Weihnachtsmann, die Zahnfee, der Osterhase, der Sandmann und Jack Frost kämpfen gemeinsam gegen den Schwarzen Mann. Unter Anleitung von Produzent Guillermo del Toro entstand ein düster-funkelndes Animationsmärchen, das Albträume entfesselt, die nur durch geballte Gutwesen-Power gestoppt werden können. Eine wilde Variante des Vorweihnachtstrickfilms. David Steinitz

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"In ihrem Haus"

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(Foto: Concorde Filmverleih GmbH)

Erziehung der Gefühle mit Hitchcock-Suspense: Claude liefert seinem Lehrer statt der Hausaufgaben einen Fortsetzungsroman, für den er die  Familie eines Klassenkameraden ausspioniert, und sein Lehrer(Fabrice Luchini) kann bald Realität und Fiktion nicht mehr auseinanderhalten. Ein perfektes Labyrinth der Spiegelungen, inszeniert von Francois Ozon. Susan Vahabzadeh Die Videorezension "Zoom - die Kinopremiere" sehen Sie hier Im Bild: Fabrice Luchini als Germain (links) und Denis Ménochet als Rapha Artole

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Killing them Softly"

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(Foto: AP)

Der Autor George V. Higgins war der Großmeister des Gangsterdialogs, Jahrzehnte vor Tarantino. Andrew Dominik hat seine herrlichen Laberköpfe ins Katastrophenjahr 2008 versetzt, Brad Pitt produziert und glänzt als Smooth Operator des Todes. Tobias Kniebe Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier Im Bild: Brad Pitt als Jackie Cogan

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Perret in Frankreich und Algerien"

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(Foto: Filmgalerie 451)

Augen auf! In dieser Dokumentation gibt es keinen Kommentar, keine Interviews, glücklicherweise gar nichts, was an ein TV-Feature erinnern würde. Vor allem: keine Bevormundung. Dafür die Unmittelbarkeit der Begegnung mit 30 Bauten des Klassikers der Architektur-Moderne, August Perret (1874-1954). Heinz Emigholz (Regie, Kamera) filmt dessen Gebäude mit feinnervigstem Gespür für Schönheit und Drama der Raumkonstruktion. Rainer Gansera

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Marina Abramovich - The Artist is present"

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(Foto: Photo by Marco Anelli © 2010)

Matthew Ackers portraitiert die "Grandmother of performance art", die geniale Extremistin Marina Abramović bei der Vorbereitung ihrer Retrospektive im New Yorker MoMA 2010. Titel: "The Artist is present" - die Frau wird einfach dasitzen, ihr gegenüber werden Museumsbesucher Platz nehmen können. Siebenhundert Stunden lang. Zwischen ihr und dem Publikum wird es so spannend werden wie in einem Film von Hitchcock. Philipp Stadelmaier

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Parked - gestrandet"

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(Foto: Dualfilm GmbH)

Eine Nacht am Strand mag romantisch sein, ein Winter im Auto an der Dubliner Küste ist es nicht. Uhrmacher Fred (Colm Meaney) und Cathal (Colin Morgan), ein junger Junkie, sind Nachbarn am Strand, gegen alle Wahrscheinlichkeit werden sie Freunde. Ähnliches hat man schon zigmal gesehen, Darragh Byrnes Debüt überzeugt dennoch: mit tollen Darstellern und einer stimmungsvollen Fotografie. Martina Knoben Im Bild: Colm Meaney als Fred und Colin Morgan als Cathal

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Ruby Sparks - Meine fabelhafte Freundin"

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(Foto: 20th Century Fox of Germany)

Jungschriftsteller Calvin (Paul Dano) tippt an der Schreibmaschine sein Traummädchen, bis die bezaubernde Ruby (Zoe Kazan) plötzlich wirklich vor ihm steht - und es wagt, statt einer devoten Romanfigur eine eigenständige Persönlichkeit abzugeben. Ein wunderbarer Film über die Ähnlichkeiten zwischen Beziehungsarbeit und Haustierhaltung, von den "Little Miss Sunshine"-Machern Jonathan Dayton und Valerie Faris. David Steinitz Die ausführliche SZ-Kinorezension lesen Sie hier Im Bild: Zoe Kazan als Ruby und Paul Dano als Calvin

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Violeta Parra"

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(Foto: Arsenal Filmverleih)

Violeta Parra (1917 - 1967) war Chilenin, Sängerin, Malerin und Liedersammlerin. Sie bewahrte die traditionelle Musik ihres Landes vor dem Vergessen, engagierte sich gegen soziale Ungerechtigkeit, trug in den Sixties ihre Kunst nach Europa. Andrés Wood, ebenfalls Chilene, hat ein Biopic gedreht, das sich ihrem Idealismus so intim wie experimentell annähert und zu jedermanns Glück auch ihrer Musik den nötigen Raum lässt. Doris Kuhn Im Bild: Francisca Durán als Violeta

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Silent Hill"

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(Foto: Concorde Filmverleih GmbH)

Der Gruselfilm als Ausstattungs-Orgie. Die schönsten Varianten des Genres finden sich in der Ortschaft "Silent Hill": Die Anstalt für kriminelle Irre, ein Labyrinth aus Schaufensterpuppen, mittelalterliche Folterknechte, religiöser Kult. All das aber kann die Helden dieses Ex-Computerspiels nicht ablenken, die nur ihrem Wunsch nach Familienglück nachjagen. Doris Kuhn

Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche

"Mondomanila"

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(Foto: Rapid Eye Movie)

Sex, drugs & misery in den Slums von Manila. Schrille und rasch ermüdende Punk-Parodie auf Elendsreportagen, gedreht mit europäischem Geld von Khavn de la Cruz, dem philippinischen Undergroundfilmer und Musiker. Slum-Folklore mit gegrillten Ratten und fidelen Drogendealern für Fans von Hardcore-Trash. Rainer Gansera

© SZ vom 29.11.12 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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