Im Kino: Larry Crowne:Pretty Larry

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Larry ist Navy-Veteran, verliert in der Finanzkrise seinen Job, wird Opfer der Immobilienblase und ist doch kein Pechvogel: Wie sich Tom Hanks und Julia Roberts in "Larry Crowne" dem Starkult Hollywoods verweigern.

Susan Vahabzadeh

Eigentlich ist "Larry Crowne" ein klassischer Coming-of-Age-Film, nur hat Larry seinen Durchbruch im Erwachsenwerden in einem Alter, in dem andere durchrechnen, wann sie endlich frühestens in Rente gehen können. Und wenn man in dem Alter erst herausfindet, um was es im Leben eigentlich geht - dann sind die Erkenntnisse automatisch andere als die eines Teenagers.

Im Kino: Tom Hanks
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Für seine tragischen Rollen bekam er bereits zwei Oscars. Nun ist der Schauspieler in dem Drama "Extrem laut und unglaublich nah" wieder in einer ernsten Rolle zu sehen. Tom Hanks brilliert an der Seite von Sandra Bullock als geliebter Familienvater.

Bilder.

Larry (Tom Hanks) ist ein Irakkriegsveteran und jobbt mit ungeheurem Elan in einem Supermarkt in Los Angeles. Der Elan nützt ihm allerdings nichts, er wird gefeuert, und zwar inmitten einer Finanzkrise. Einen Job findet er in seinem Alter nicht mehr. Bei der Kündigung hat man ihm vorgeworfen, dass er keinen College-Abschluss hat, also beschließt Larry, zurück aufs College zu gehen.

"Larry Crowne" ist Hanks' zweite Regiearbeit nach "That Thing you do" aus dem Jahr 1996. Für einen wie ihn ist das Liebesmüh, viel schlecht bezahlte Arbeit, und sie soll halt nicht verloren sein. Er hat sehr viel in diesen Film gepackt, eine Liebesgeschichte, viel Collegeleben, die Erfahrungen eines älteren Mannes unter Jugendlichen, und vor allem amerikanische Realität - Larry Crowne verliert sein Haus, er ist ein Opfer der Immobilienblase, denn kaum hat er seinen Job verloren, ist auch sein Haus weg. Aber er ist doch kein Pechvogel. Nicht nur, weil er allem mit unwiderstehlichem Optimismus begegnet, sondern weil er die Dinge neu bewertet.

Ein Werbefilm fürs amerikanische Bildungssystem ist allerdings nicht daraus geworden - was am Community College im San Fernando Valley getrieben wird, kann man sich auch sparen. Talia, die Larrys beste Freundin wird, beschäftigt sich im Unterricht nur mit ihrem Handy und Larry besucht unter anderem eine Rhetorik-Klasse, in der es im Prinzip völlig ausreicht, seine Lieblingskochrezepte vorzutragen.

Larry verknallt sich in seine Lehrerin Mercedes (Julia Roberts), die mit ihren Schülern am liebsten Shakespeare lesen würde, und rettet sie, als sie nach einem Ehekrach betrunken am Straßenrand sitzt. Er hat da schon kein Auto mehr, aus Kostengründen hat er sich einen Roller angeschafft - aber das macht die nächtliche Fahrt nur romantischer. Auf einem Roller fühlt man sich vielleicht einfach jünger. Überhaupt ist es einfach selten und schön, zwei nicht mehr ganz jungen Schauspielern dabei zuzusehen, wie sie so tun, als seien sie verliebt.

Man merkt "Larry Crowne" schon an, dass Tom Hanks, der auch das Drehbuch geschrieben hat gemeinsam mit Nia Vardalos ("My Big Fat Greek Wedding"), mit einigen Untugenden aufräumen wollte, die ihm am Hollywood-Kino von heute nicht gefallen.

Das Starkino der Neunziger, mit dem auch Tom Hanks groß geworden ist, räumt den Nebenfiguren kaum noch Platz ein, alles kreist immer um den mit vielen Millionen Dollar bezahlten Hauptdarsteller - und Hanks wollte in seinem eigenen Film genau das nicht tun, er verbringt weit weniger Zeit, als man gemeinhin erwarten würde mit dem Anbandeln seiner beiden Superstars, dafür biegt immer wieder mal eine der liebevoll gestalteten Nebenfiguren um die Ecke: Talias Freund, ein japanischstämmiger Wirtschafts-Professor, ein Ehepaar aus Larrys Nachbarschaft, und, ein netter kleiner Auftritt für Pam Grier, Mercedes' beste Freundin.

Dabei schießt Hanks zwar manchmal ein wenig übers Ziel hinaus - beispielsweise verliert er sich so sehr in seiner eigenen Rollerbegeisterung, dass man das Gefährt schon sehr mögen muss, um noch mitfahren zu wollen.

Aber wenigstens ist "Larry Crowne" in vielerlei Hinsicht ein unberechenbarer Film geworden, in dem nicht alles so aufgelöst wird, wie es im Kino derzeit üblich ist. Das ist doch eigentlich eine nette Neuerung, dass mal einer das Starkino auf den Kopf stellt, indem er die Freiheiten, die es ihm gegeben hat, nutzt, um sich dem Starkult zu verweigern.

Regie: Tom Hanks. Drehbuch: Hanks und Nia Vardalos. Kamera: Philippe Rousselot. Mit: Tom Hanks, Julia Roberts, Pam Grier, Cedric the Entertainer, Gugu Mbatha-Raw, George Takei. Kinowelt, 99 Minuten.

© SZ vom 04.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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