George Lucas wettert über Hollywood:"Vielen Filmen heute fehlt die Substanz"

Lesezeit: 2 min

"Star Wars"-Regisseur George Lucas ist an Science-Fiction nicht interessiert. Wirklich nicht? (Foto: REUTERS)
  • George Lucas behauptet, sich überhaupt nicht für Science-Fiction zu interessieren.
  • Auf dem Sundance-Festival schimpft der "Star Wars"-Regisseur über Hollywood und seine Zuschauer. Außerdem mangele es heutigen Filmen an Substanz, fügt er hinzu.
  • Dass er selbst das moderne Blockbusterkino gefördert hat und auch an der Weiterentwicklung von Spezialeffekten verdiene, stört den Hollywood-Regisseur offenbar nicht.

Von David Steinitz

Mit "Star Wars" hat George Lucas die Science-Fiction-Reihe schlechthin erschaffen. Aber eigentlich hat er für das Genre gar nichts übrig. "Ich interessiere mich wirklich überhaupt nicht für Science Fiction, " verkündete Lucas auf dem Sundance-Filmfestival, Amerikas wichtigster Plattform für Independent-Kino.

Auf einer Podiumsdiskussion im Gespräch mit Sundance-Gründer Robert Redford wetterte Lucas außerdem ordentlich über die heutige Filmindustrie. "Viele Filme heutzutage sind nur noch Zirkus, ihnen fehlt die Substanz." Bei "Star Wars" gebe es umgekehrt viel mehr Substanz als Zirkus, worunter der Regisseur wohl Spezialeffekte versteht. Bei "Star Wars" hätten Technologie und die Spezialeffekte immer im Dienst der Geschichte gestanden. Und er geht noch weiter: Auch die Zuschauer sind laut Lucas nicht mehr das, was sie mal waren: "Ich hätte mir nie träumen lassen, dass die Leute sich den ganzen Tag Katzenvideos auf YouTube anschauen", sagte Lucas.

Der Ex-Hippie, der 2012 sein komplettes Firmenimperium an die Disney-Studios verkauft hat, ist mittlerweile quasi in Rente - und eine seiner neuen Lieblingsbeschäftigungen ist das Schimpfen geworden. Und das Argument, er habe durch seine supererfolgreichen Film-Franchises "Star Wars" und "Indiana Jones" doch genau jene Art des showgetriebenen Kinospektakels erfunden, das er jetzt verdamme, will Lucas nicht gelten lassen.

Tatsächlich hat Lucas seine Sternensaga Ende der Siebziger vor allem mit den Mitteln des Independent-Kinos verwirklicht, jenseits des großen Hollywood-Apparats, und mehr als Weltraum-Oper denn als Sci-Fi-Utopie. Aber nachdem der erste Film "Krieg der Sterne" ein so durchschlagender Erfolg wurde, war Lucas die Verwertung seiner fantastischen Welten immer mindestens genauso wichtig wie die Filme selbst. In Sundance gab er zu, reich sei er vor allem durch die Actionfiguren, also das Merchandising geworden: Weil in Hollywood niemand so recht an den Erfolg seiner obskuren Jedi-Saga glaubte, behielt er immer alle Verwertungsrechte.

Was allerdings auch Lucas nicht wird leugnen können, ist, dass er trotz seiner alten künstlerischen und kaufmännischen Ideale einer der Väter des modernen Blockbusterkinos und seines Fortsetzungswahns ist. Bis zum "Krieg der Sterne" galten Fortsetzungen in Hollywood nicht als profitabel. Das änderte erst Lucas mit "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", die letztendlich die ganze "Star Wars"-Saga begründeten.

Und auch an der Weiterentwicklung von Spezialeffekten hat Lucas bestens verdient. Seine Effektschmiede Industrial Light & Magic (ILM) wurde in den Neunziger Jahren durch den Siegeszug der digitalen Effekte zu einer wahren Goldgrube. Dort wurden genau jene überwältigenden Sinnesreize immer weiter perfektioniert, die er jetzt als "Zirkus" bezeichnet. Zudem hätte er, wenn ihm das aktuelle Hollywood-Tohuwabohu nicht gefällt, sein Firmenerbe auch nicht unbedingt in die Hände der Disney-Company legen müssen. Was die aus seiner Schöpfung machen, kann man von Dezember an im Kino sehen. Dann läuft der siebte "Star Wars"-Film an.

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