"Wie ein Werwolf, der auf den Vollmond reagiert": Der Fotograf Bruce Davidson durchstreifte unablässig die New Yorker U-Bahn, noch bevor Rudolph Giuliani dort aufräumte. Die Bilder, in denen sich Furcht und Faszination ihres Schöpfers gleichsam widerspiegeln, sind jetzt in Berlin zu sehen.
"Ich weiß warum Du mich immer schlägst / Du willst nur spüren wie es ist / mich zu berühren." Das Gedicht heißt "Touch", es entstammt dem Buch "The F Train" von Donald Kingston. Geschrieben in der New Yorker Subway, in den Waggons der F-Linie, die sich von Jamaica, Queens quer durch Manhattan bis nach Coney Island zieht. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, zweimal wird der Hudson River passiert, das Kunstviertel D.U.M.B.O in Brooklyn liegt genauso auf dem Weg wie Koreatown, die wuselige 42nd Street wie das dauerhippe East Village, bis es Richtung Strand geht und noch eben die Hochhausviertel der russischen Einwanderer gestreift werden. Der F-Train ist wie die Essenz der New Yorker Subway, er vereint das Glamouröse und das Untergründige, das Gefühlige und das Unschöne, das Gefährliche und das Unvernünftige.
Text: Nadine Barth/SZ vom 24.04.2012/cag
Bild: Bruce Davidson/Magnum Photos
Alle Bilder zur Verfügung gestellt von C/O Berlin.