Superheldenfilme:Zack Snyder rüstet gegen Marvel auf

BATMAN VS SUPERMAN PREMIERE

Hollywood-Choreograf Zack Snyder: Mit elf Jahren sah er Star Wars. "Von da an hatte ich nur noch den Wunsch, so etwas selbst einmal auf die Beine zu stellen."

(Foto: Alex Cruz/dpa)

"Batman v Superman" ist nur der Anfang: Regisseur Zack Snyder leitet für DC Comics den Großangriff auf die Superhelden-Konkurrenz von Marvel.

Von Patrick Heidmann

In Halle 16 der Warner Bros. Studios im kalifornischen Burbank ist eine riesige Superman-Statue aufgebaut, ein Batmobil und andere dekorative Requisiten des Films "Batman v. Superman: Dawn of Justice". Zwei Tage vor der Weltpremiere bittet Regisseur Zack Snyder zum Interview. Sein Händedruck ist fest, der Blick direkt, aber ohne allzu viel erkennbares Interesse am Gegenüber. Alles an ihm suggeriert Verbindlichkeit und ist gerade darin so unverbindlich, wie das nur amerikanische Medienprofis hinbekommen können.

Ob er seinen Film, zu dem das Drehbuch vom Superhelden-Experten David S. Goyer sowie David Terrio stammt, eigentlich als politisches Werk sehe? "Sie sind lustig", lacht Snyder, aber dann fällt ihm doch etwas dazu ein. "Der Tonfall unserer Geschichte passt gut zum geopolitischen Flächenbrand, der aktuell auf der Welt wütet, das stimmt. Aber das ist Zufall. Schließlich arbeiten wir seit 2013 an diesem Film. Damals war weder vom IS noch von Donald Trump die Rede."

Superheldenfilme zu machen, lässt er dabei durchblicken, ist eine mindestens so ernste Sache wie Weltpolitik. Man braucht beinhartes Selbstbewusstsein, davon hat er reichlich, und man muss schon wirklich unter Strom stehen - das ganze Gespräch über wippt sein Bein. "Ich bin übrigens superglücklich mit dem Film und verdammt stolz darauf, was wir geschafft haben", unterbricht er einmal den eigenen Redefluss, weil vom Gesprächspartner diesbezüglich noch kein Lob gekommen war.

Snyder ist Strippenzieher beim Aufbau des DC-Superhelden-Universums

Mit seinen Tätowierungen, dem hochgekrempelten Hemd und den Hantelbank-Oberarmen darunter wirkt er deutlich jünger als die 50 Jahre, die in seiner Biografie stehen, und diese Selbstdarstellung als hyperviriler Blockbuster-Manager ist für seine weiteren Pläne wichtig. Auf Snyders Agenda steht deutlich mehr als bloß die aktuelle Fortsetzung seines ersten Superman-Films "Man of Steel" von 2013.

Bei Warner Bros. gelang ihm einst der große Durchbruch mit der Graphic Novel-Adaption "300", einem von Blut wie Schweiß triefenden, digital durchgestylten Blick auf Herodots Perserkriegs-Berichte. Heute ist er für Warner und DC Comics (deren Klassiker "Watchmen - Die Wächter" er 2009 verfilmte) hauptverantwortlicher Strippenzieher beim Aufbau eines eigenen Superhelden-Universums, mit dem man zur Konkurrenz aus dem Hause Marvel aufschließen will.

"Als ich bei 'Man of Steel' anheuerte, war noch kein bisschen abzusehen, worauf ich mich einlassen würde. Der Film damals war das Baby von David und Christopher Nolan, und ich war nur dazu da, deren Geschichte in Bilder umzusetzen. Der Job hat Spaß gemacht, aber er war für mich nicht unbedingt eine persönliche Angelegenheit", sagt Snyder. "Als es dann um einen zweiten Teil ging, schlug ich lieber etwas anderes vor: statt einer Fortsetzung hatte ich den Auftakt zu einem neuen Kapitel im Sinn. Einer Geschichte mit Langzeitwirkung, die schließlich zu einem eigenen Film der 'Justice League' führen könnte, also DCs Superhelden-Team rundum Superman und Batman."

Der Choreograf männlicher Muskelmasse

Wonder Woman (gespielt von Gal Gadot), die nun in "Batman v. Superman" zwar eingeführt, wie Frauenfiguren bei Snyder fast immer allerdings eher stiefmütterlich behandelt wird, bekommt im kommenden Jahr ihr eigenes Kino-Abenteuer. Die Dreharbeiten laufen bereits, und Snyder ist daran als Produzent ebenso beteiligt wie an den in Planung befindlichen Filmen über "Aquaman" und "The Flash", auf die ebenfalls schon in der aktuellen Geschichte hingeführt wird. Auch bei der DC-Adaption "Suicide Squad", die im August anläuft, hat er seine Finger mit im Spiel, während er die beiden für 2017 und 2019 geplanten "Suicide Squad"-Filme gleich selbst inszenieren wird.

Wiederholt betont er, wie viele Freiheiten die Bosse bei Warner und DC ihm, dem Comic-Fan, bei der Gestaltung dieser filmübergreifenden Universums lassen, dessen Produktionsbudget zusammengenommen die Summe von zwei Milliarden Dollar erreichen könnte, selbst für Hollywood-Verhältnisse eine unfassbaren Summe. Allerdings hat sich Snyder auch früh die passenden Vorbilder gesucht: "Als ich elf Jahre alt war, sah ich den allerersten 'Star Wars'-Film im Kino. Von da an hatte ich nur noch den Wunsch, so etwas selbst einmal auf die Beine zu stellen. Meine Mutter kaufte mir wenig später eine Super-8-Kamera - und seither habe ich eigentlich nie wieder etwas anderes gemacht als Filme zu drehen."

Fest an seiner Seite als Ehefrau wie Produktionspartnerin steht dabei seit 2004 Deborah Snyder, die er kennengelernt hat, als sie ihn für einen Werbeclip engagierte. Sie führt er sofort ins Feld, wenn das Gespräch darauf kommt, ob seine Filme - wie das Superheldenkino überhaupt - nur Maskulinität und Machismo kennen. "Das mag vielleicht so wirken, weil Körperlichkeit und Action in meiner Arbeit so eine große Rolle spielen", sagt er. "Ich selbst mache mich aber eigentlich frei von Gender-Stereotypen. Und denken Sie an '300': das war bei aller Hetero-Maskulinität doch einer der schwulsten Filme aller Zeiten!"

Tatsächlich? Neben Hunderten halb nackter Männer bleibt von "300" vor allem die unverhohlen homophobe und rassistische Darstellung des persischen Bösewichts Xerxes in Erinnerung. Aber Menschen können sich ja weiterentwickeln. Für "Wonder Woman" hat Snyder mit Patty Jenkins jetzt immerhin eine Regisseurin engagiert, ein Novum für einen Superhelden-Film dieser Größenordnung. "Das war mir wichtig, denn diese Figur ist gerade für Frauen von großer Bedeutung", schiebt er zur Verabschiedung noch hinterher. "Und ich wollte einer Kollegin eine Chance bieten, die Frauen in dieser Branche sonst oft verwehrt bleibt." Wenn sogar Hollywoods führender Choreograf männlicher Muskelmasse die Notwendigkeit sieht, mit solchen Entscheidungen gute Stimmung zu machen - vielleicht bewegt sich dann ja doch etwas in den führenden Köpfen der Traumfabrik.

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