Proteste vor Hobbit-Drehbeginn:Rettet die Mittelerde

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Mit Phantasie für Fantasy: Damit die Dreharbeiten zum Hollywoodfilm "Hobbit" in Neuseeland stattfinden, gehen die Bürger auf die Straße. Es steht viel Geld auf dem Spiel.

Urs Wälterlin, Sydney

Zeitweise erinnerte das Spektakel an Szenen aus J.R.R. Tolkiens Fantasyreich "Middle Earth": Tausende Neuseeländer demonstrierten am Montag in mehreren Städten dafür, dass die Hollywood-Großproduktion "Hobbit" wie geplant im Inselstaat gedreht wird.

Hier geht es nicht nur um Phantasie, sondern auch um Arbeitsplätze: "Hobbit"-Unterstützer demonstrieren in Wellington, Neuseeland. (Foto: Getty Images)

Viele der Protestler waren in Kostüme des Fantasyfilms gekleidet. Wie der Sprecher der Organisation "Rettet den Hobbit" sagte, seien die Proteste bewusst auf den Tag der Ankunft von Vertretern der Filmgesellschaft "Warner Bros" gelegt worden. Am Dienstag wollen sich die Amerikaner zu Gesprächen mit Premierminister John Key treffen. Und von diesen Verhandlungen dürfte abhängen, ob die Dreharbeiten zu "Hobbit", dem Nachfolgefilm der ungemein erfolgreichen Trilogie "Herr der Ringe" nach dem Werk von J.R.R. Tolkien, ebenfalls in Neuseeland stattfinden.

Ein Konflikt mit der neuseeländischen Schauspielergewerkschaft nur vier Monate vor Drehbeginn hatte Regisseur Peter Jackson drohen lassen, er werde "Hobbit" in Osteuropa drehen, wenn sich keine Lösung ergebe. Die Vereinigung hatte ihm vorgeworfen, sich bei den Verträgen mit den Darstellern nicht an die üblichen Standards zu halten. Sie rief zum internationalen Boykott des Films auf.

Die Schauspieler müssten nach einem mit den Gewerkschaften ausgehandelten Rahmenvertrag eingestellt werden, lautete die Forderung. Jackson dagegen meinte, er habe seine Mitarbeiter immer gerecht behandelt, ob sie Gewerkschaftsmitglieder seien oder nicht. Nachdem viele Neuseeländer mit Empörung auf eine mögliche Verlagerung des Drehs reagiert hatten, gab sich die Gewerkschaft am Wochenende versöhnlicher. Präsidentin Helen Kelly meinte, die Filmproduktion habe die Zusicherung für einen ungestörten Ablauf der Dreharbeiten. Doch trotz dieser Entwicklung entspannte sich die Lage nicht. Die Bevölkerung hofft nun auf eine positiven Ausgang der Diskussionen zwischen Premierminister John Key und "Warner Bros".

Es gibt gute Gründe dafür, dass die Neuseeländer Regisseur Jackson in seinem Heimatland halten wollen. 2009 brachte die Filmindustrie dem Land insgesamt umgerechnet etwa 1,5 Milliarden Euro ein. Laut Wirtschaftsminister Gerry Brownlee hat es 40 Jahre gedauert, bis Neuseeland "eine glaubwürdige Destination für Filmproduktionen geworden ist".

Die Trilogie "Herr der Ringe" hat Milliarden Dollar in die Wirtschaft des Landes gepumpt. Denn sie erwies sich nicht nur über Jahre als perfekte Werbekampagne für Neuseeland als Reiseziel - bis heute pilgern Touristen an die Drehorte - sondern sie machte die Inseln auch als Drehort für Großproduktionen bekannt. Werke wie "King Kong" und "Der letzte Samurai" sind nur zwei von vielen Filmen, die zuletzt hier gedreht wurden.

"Hobbit" allein hat ein Budget von 500 Millionen US-Dollar. Durch die Dreharbeiten würden mindestens tausend neue Arbeitsplätze geschaffen, schätzt die Regierung. Und die im Film zweifelhaft prominent präsentierte, atemberaubend schöne Landschaft Neuseelands dürfte in den kommenden Jahren Hunderttausende Touristen anlocken.

© SZ vom 26.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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