Studie zu Führungskräften:Das bisschen Haushalt

BRITAIN-THATCHER-KITCHEN

Margaret Thatcher, 1975: Als Vorsitzende der Konservativen Partei bleibt wenig Zeit zum Spülen. Vier Jahre später, als Premierministerin, wurde die Zeit noch knapper.

(Foto: afp)

Immer mehr Männer waschen, putzen und spülen. Doch bei Führungskräften offenbaren sich Unterschiede: Erfolgreiche Frauen sorgen zu Hause für Ordnung, Männer lassen sich betüddeln.

Von Thomas Öchsner, Berlin

"Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann." Das sang einst die Schauspielerin Johanna von Koczian. Fast 40 Jahre später gibt es in Deutschland immer mehr Männer, die zu Hause nicht nur den Rasen mähen, sondern auch waschen, putzen oder spülen. Trotzdem ist die traditionelle Aufgabenteilung im Haushalt noch weit verbreitet - sogar wenn Frauen in ihrem Beruf als Führungskraft arbeiten. Dies geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Demnach muten sich 82 Prozent der weiblichen Führungskräfte werktags mindestens eine Stunde Hausarbeit zu. Dies trifft aber nur auf gut die Hälfte der Männer in solchen Positionen zu. Auch an den Wochenenden greifen Frauen, die als leitende Angestellte in der deutschen Privatwirtschaft tätig sind, eher mal zum Besen, Spülmittel oder Bügeleisen als vergleichbare Männer.

Sie sind meist hoch qualifiziert, häufig in leitenden Funktionen und haben teilweise die gleiche Arbeit, und doch gibt es zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen riesige Unterschiede. Das beginnt schon bei der Arbeitszeit. Frauen mit solchen Jobs arbeiten laut der DIW-Untersuchung durchschnittlich 41 Stunden in der Woche, Männer 46. Diese bleiben auch häufiger als die Kolleginnen mal länger als 50 oder 60 Stunden im Büro. Egal welchen Geschlechts sie sind, die Führungskräfte haben aber einen gemeinsamen Wunsch: Sie möchten sieben bis acht Stunden pro Woche weniger arbeiten.

"Es geht voran, aber es geht relativ langsam voran"

"Lange Arbeitszeiten sind üblich, jedoch nicht sehr beliebt", sagt Anne Busch-Heizmann, Junior-Professorin für Soziologie in Hamburg, die zusammen mit DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst den "Führungskräftemonitor 2015" in Berlin vorlegte. Die Forscher werteten dafür das Sozio-oekonomische Panel aus, für das 2013 etwa 30 000 Menschen in 15 000 Haushalten befragt wurden. Aus dieser Gruppe filterten die Wissenschaftler 1550 Führungskräfte heraus, von denen 445 Frauen waren. Aus deren Angaben ergibt sich, dass die Verhaltensweisen beim Thema Hausarbeit und Familie je nach Geschlecht nach wie vor oft sehr weit voneinander abweichen.

Frauen in Führungspositionen haben zum Beispiel kaum Kleinkinder bis drei Jahre im Haushalt. Dies trifft nur auf zwölf Prozent zu. Bei den Männern beläuft sich der Anteil auf ein Viertel. "Das deutet darauf hin, dass bei Männern in Führungspositionen häufig noch eine weitere Person - meist wohl die Partnerin - im Hintergrund steht, die ihrem Mann weitgehend den Rücken freihält. Eine derartige Unterstützung durch den Partner dürfte bei den weiblichen Führungskräften weit weniger gegeben sein", heißt es in der Studie.

Dazu passt, dass weibliche Führungskräfte seltener verheiratet sind und sich werktags fast doppelt so lange um die Kinder kümmern wie Männer in diesen Positionen. Diese Doppel-Belastung wirkt sich offenbar sogar im Bett aus: Frauen, die leitende Angestellten sind, berichten häufiger (29 Prozent) von Schlafproblemen als Männer (19 Prozent), wobei aber für beide Geschlechter gilt: Wer in der Arbeit so viel Verantwortung trägt, kann schlecht abschalten: "Vier von zehn Führungskräften geht die Arbeit abends noch im Kopf herum", stellen die Autoren der Studie fest.

Auffällig ist auch die Lücke bei der Bezahlung. 2013 belief sich demnach der Verdienst von Männern in Führungspositionen auf durchschnittlich 5195 Euro pro Monat. Frauen brachten es hingegen nur auf 4142 Euro, vor allem deshalb, weil die Verdienstchancen in typischen Frauenberufen niedriger sind. Die Unterschiede sind damit seit dem Jahr 2000 deutlich geschrumpft. Männer werden aber ebenfalls häufiger durch Gewinnbeteiligungen oder Prämien entlohnt. Sie bezogen so zusätzlich im Durchschnitt 8724 Euro im Jahr, Frauen 6617 Euro. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen der Privatwirtschaft in Deutschland hat jedoch zugenommen. Er stieg von 22 Prozent im Jahr 2000 auf 29 Prozent 2013. DIW-Expertin Holst sagt dazu lapidar: "Es geht voran, aber es geht relativ langsam voran."

Auf die Wünsche und die Lebenswirklichkeit junger Familien zwischen Beruf und Kinderbetreuung geht eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie in Allensbach ein. Lesen Sie hier mehr darüber.

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