Neue Lehrstellenbörse:Wie sich Azubis und Betriebe finden sollen

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Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist gut, an sich: Derzeit gibt es in Deutschland mehr Lehrstellen als Bewerber. Und dennoch sind zu viele Jugendliche arbeitslos - denn die Ausbildungsplätze sind nicht imer dort, wo die Bewerber sind.

Lea Kramer

Eigentlich haben deutsche Jugendliche zurzeit Glück. Denn im europäischen Vergleich gibt es hierzulande viel mehr Ausbildungsplätze als anderswo. "Im vergangenen Juni hatten wir etwa 50.000 offene Lehrstellen bei den einzelnen Industrie- und Handelskammern", sagt Markus Kiss, Leiter des Referats Ausbildungspolitik beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin.

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Noch im Oktober gab es drei Mal so viele freie Ausbildungsstellen wie suchende Bewerber. Doch es ist nicht einfach, einen Überblick über die zahlreichen Ausbildungsanbieter zu bekommen. Die neue Stellenbörse der Industrie- und Handelskammern soll das jetzt ändern. Sie will Arbeitgeber und Azubis bundesweit zusammenbringen.

Auf der Seite www.ihk-lehrstellenboerse.de können Bewerber und Ausbildungsbetriebe vom 22. Februar an bundesweit nach geeigneten Angeboten suchen. Neben den Stellenangeboten gibt es Informationen zu allen aktuellen Ausbildungsberufen der IHK. Unternehmen haben außerdem die Möglichkeit, potentielle Bewerber direkt über deren Profile zu kontaktieren. Ausbildungsexperte Kiss ist zuversichtlich: "Die Resonanz unserer Mitglieder ist bisher sehr gut. Eine Pflicht, diese Möglichkeit zu nutzen, gibt es aber nicht."

Nicht alles überall

Dass nicht alle Stellen besetzt werden können, hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel lag es auch daran, dass bislang in manchen Regionen Bewerber und Unternehmen besonders schwer zueinanderfanden. Wer bis dato eine Ausbildung in einem der 270 IHK-Berufe beginnen wollte, musste sich durch 80 regionale Portale klicken. Bei den 150 Berufen, die die Handwerkskammern betreuen, ist das immer noch so. "Die regionalen Lehrstellenbörsen waren nicht mehr zeitgemäß. Vor allem, was die technische Umsetzung betraf. Heute müssen Unternehmen über ihre regionalen Grenzen hinausgehen, um qualifizierte Bewerber zu finden", sagt DIHK-Experte Kiss.

In hart umkämpften Berufsfeldern wie beispielsweise bei Mechatronikern ist das besonders wichtig. Auch in Ballungsräumen wie in Nordrhein-Westfalen kann die Suche schwierig sein. Daher sollten Bewerber einen Umzug nicht von vorneherein ausschließen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) in Bonn geht davon aus, dass es auch in diesem Jahr in Ostdeutschland wieder mehr freie Stellen als Bewerber geben wird.

Ein weiteres Thema, das die IHK und andere Ausbildungsträger beschäftigt: Bewerber und gewählter Beruf sollen zusammenpassen. Nach Angaben des Bundesbildungsministeriums brachen im Jahr 2010 etwa 23 Prozent der Auszubildenden ihre Lehre vor dem Vertragsende ab. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Oft sind es die Jugendlichen selbst, die ihren Vertrag kündigen. Falsche Erwartungen an den Beruf, Probleme mit den Kollegen oder unzureichende Betreuung stecken dahinter.

Eine große Investition

Deshalb hat die Bundesagentur für Arbeit im vergangenen Jahr allein 61 Millionen Euro in die Berufsorientierung investiert. Bereits in der Schule werden die Jugendlichen auf den Berufsalltag vorbereitet. Neben der Suche nach Ausbildungsbetrieben geben die Betreuer Tipps zu Bewerbungsschreiben, Einstellungsgesprächen oder Assessment-Centern.

Durch diese Fördermaßnahmen konnten im Jahr 2011 zwei Prozent mehr Ausbildungsverträge geschlossen werden als zu Beginn des Paktes im Jahr 2003. Die Agentur für Arbeit rät Bewerbern, sich in jedem Fall mit der Behörde in Verbindung zu setzen. Denn durch die sogenannte Nachvermittlung könnten auch kurzfristig noch Arbeitgeber und Weiterbildungsmaßnahmen gefunden werden.

© SZ vom 11.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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