Karriere:Frauen haben mehr Stress - und bekommen dafür weniger Geld

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  • In Deutschland beschäftigen sich Frauen deutlich länger mit Haushalt und Kindern als ihre Männer - auch wenn beide berufstätig sind.
  • Auch arbeiten immer mehr Frauen, die Quote nähert sich der der Männer an.
  • Was sich noch immer deutlich unterscheidet, ist die Bezahlung.

Von Alexander Hagelüken, München

Der moderne Mann kümmert sich nicht nur um die Karriere, sondern auch um die Kinder. Und er lässt seine Frau nicht mit der Hausarbeit sitzen, Ehrensache. So oder so ähnlich lautet jedenfalls das Selbstverständnis, das von Männern inzwischen häufiger zu hören ist. Eine Untersuchung zeigt nun, dass sich die Realität von diesem Bild noch ziemlich unterscheidet. Demnach beschäftigen sich Frauen deutlich länger mit Haushalt und Kindern - selbst wenn sie genauso lange im Beruf arbeiten wie der Gatte. Allen männlichen Ankündigungen zum Trotz, hat sich in den vergangenen Jahren offenbar nur wenig verändert.

Wie Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden hat, verringern sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nur langsam. So leistete 2014 in Familien, in denen beide in Voll- oder Teilzeit verdienen, praktisch jede Frau Hausarbeit. Bei den Männern waren es nur zwei von drei. Das sind immerhin sechs Prozentpunkte mehr als eine Dekade zuvor, der Unterschied bleibt dennoch markant. Ähnlich ist es bei den Kindern. Während berufstätige Frauen kleine Kinder pro Werktag im Schnitt fast sechseinhalb Stunden betreuten, kümmerten sich die Männer nur zweieinhalb Stunden - und damit kaum länger als ein Jahrzehnt zuvor. Dass Frauen die Kinder eineinhalb Stunden kürzer betreuen als damals, liege also weniger an den Männern als am Ausbau der Kindertagesstätten, folgert Holst.

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Die Forscherin gesteht ein, dass ein Teil der Unterschiede darauf zurückgeht, dass Frauen im Schnitt zweieinhalb Stunden pro Tag weniger im Beruf arbeiten. Doch auch wenn das berücksichtigt wird, ist ihre Belastung höher: Beruf, Kinder und Hausarbeiten addiert, kommen sie auf zwei Stunden mehr am Tag. Frauen, die genau wie ihr Ehemann Vollzeit berufstätig sind, beschäftigen sich täglich drei Stunden mehr mit Kindern, Kochen, Waschen und anderen Hausaufgaben.

Die Verteilung von Kinderbetreuung und Haushalt wird schon deshalb zunehmend bedeutsamer, weil immer mehr Frauen eine Arbeit aufnehmen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind inzwischen gut 18,5 Millionen von ihnen berufstätig, gut zwei Millionen mehr als ein Jahrzehnt zuvor. So gehen inzwischen 82 Prozent der Männer zwischen 15 und 65 arbeiten, aber auch 73 Prozent der Frauen (2005: 67 Prozent).

Gehaltsunterschiede bleiben

Die Quoten der Berufstätigkeit nähern sich an, was nach wie vor differiert, ist die Bezahlung. Frauen in der Bundesrepublik verdienten 2014 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes brutto pro Stunde 22 Prozent weniger als Männer. Ein Teil dieser Differenz erklärt sich zwar daraus, dass sie häufiger schlechter bezahlte soziale Berufe wählen, wegen Kinderbetreuung länger aussetzen und in Teilzeit arbeiten. Doch auch wenn sie genauso qualifiziert sind wie Männer und dieselbe Arbeit machen, verdienen sie im Schnitt sieben Prozent weniger, so die Statistiker. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) möchte daher per Gesetz eine gleiche Bezahlung durchsetzen.

Unterstützung für ihr umstrittenes Vorhaben erhält die Ministerin nun durch die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann. Demnach fällt die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern von 22 Prozent im Vergleich der 28 EU-Staaten besonders hoch aus. Nach Angaben des EU-Statistikamts unterscheidet sich die Bezahlung zwischen den Geschlechtern nur in Österreich (23 Prozent) und Estland (28 Prozent) stärker. In den anderen großen Flächenstaaten wie Italien, Frankreich, Spanien oder Großbritannien fällt die Differenz mit 6,5 bis 18 Prozent geringer aus als in Deutschland.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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