Reuelose Finanzbranche:Obama geißelt den Moloch Wall Street

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Nichts verstanden, nichts geändert: Mit harten Worten rügt US-Präsident Barack Obama die Finanzbranche - und bekennt seine eigene Machtlosigkeit.

Die vergangenen Wochen waren gute Wochen für die amerikanischen Banken. Mit überraschend guten Quartalszahlen ließen die Banken Goldman Sachs und JP Morgan Chase die schlechten Zeiten hinter sich - als hätte es nie eine Krise gegeben. Selbst die beiden Sorgenkinder der Wall Street, Citigroup und Bank of America, erwirtschafteten Überschüsse.

"Man hat nicht den Eindruck, dass bei den Leuten an der Wall Street irgendwelche Reue aufkommt für all diese Risiken, die sie eingegangen sind": US-Präsident Barack Obama hat die Banker an der Wall Street scharf kritisiert. (Foto: Foto: AP)

Alles wieder gut? Mitnichten. US-Präsident Barack Obama ist in großer Sorge über den Zustand der Wall Street, und das hat er in einem Fernsehinterview auch ziemlich offen gesagt. "Man hat nicht den Eindruck, dass bei den Leuten an der Wall Street irgendwelche Reue aufkommt für all diese Risiken, die sie eingegangen sind", sagte Obama im TV-Sender PBS. "Man hat nicht den Eindruck, dass sich die Kultur oder das Verhalten als Konsequenz dessen, was passiert ist, geändert haben."

Aus diesem Grund seien die Vorschläge seiner Regierung zur Verschärfung der Finanzaufsicht so wichtig. Nur so könnten Wall-Street-Unternehmen von solch "wilden Risiken" abgehalten werden, wie sie sie vor der Krise eingingen. Aktionäre sollten zudem ein Mitspracherecht haben, wenn es um hohe Bonuszahlungen für Manager gehe.

"Brand gelöscht"

2008 flossen an der Wall Street Boni in Höhe von insgesamt mehr als 18 Milliarden Dollar - und das in einem Jahr, in dem die Unternehmen Billionen an Steuergeldern zur Unterstützung brauchten. Auf die Frage, ob ihm die hohen Gewinne, die Goldman Sachs und JP Morgan Chase jüngst auswiesen, Kopfzerbrechen bereiteten, antwortete Obama etwas hilflos. Seine Regierung verfüge über weniger Hebelkraft, jetzt da die Banken die staatlichen Hilfen zurückgezahlt hätten.

Die Maßnahmen seiner Regierung zur Stabilisierung der Wirtschaft griffen allerdings trotz des erwarteten weiteren Anstiegs der Arbeitslosigkeit, sagte Obama. "Ich denke, wir haben den Brand gelöscht." Allerdings gebe es noch viel zu tun.

In der vergangenen Woche hatten vor allem die jüngsten Zahlen von Citigroup und Bank of America für Staunen gesorgt. Beide Institute meldeten Gewinne. Allerdings gelang dies den zwei noch am Staatstropf hängenden Instituten nur dank hoher Einmaleinnahmen durch Anteilsverkäufe.

Die Citigroup wäre ohne den Sondereffekt in Milliardenhöhe sogar erneut im Minus geblieben. Ein hohes Risiko zudem: Faule Kredite machen beiden Häusern weiter schwer zu schaffen. "Unser größtes Problem bleiben die Verbraucherkredite", sagte Citigroup-Chef Vikram Pandit.

Der Staat als Banken-Eigner

Bei seinem Institut stand unter dem Strich im zweiten Quartal ein Überschuss von drei Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro). Vor der Zahlung einer Milliarden-Dividende für Staatshilfen lag der Gewinn sogar bei fast 4,3 Milliarden Dollar. Im Vorjahr gab es noch ein Minus von 2,5 Milliarden Dollar.

Die Bank of America erwirtschaftete einen Überschuss von 2,4 Milliarden Dollar. Vor Abzug ihrer Staats-Dividende lag er bei 3,2 Milliarden Dollar. Durch die Sonderzahlung fiel der Gewinn des Konzerns zum Vorjahr um rund ein Viertel.

Anders als andere Großbanken konnten die Citigroup und die Bank of America zudem ihre direkten Staatskredite von jeweils 45 Milliarden Dollar bisher nicht zurückzahlen. Inklusive Staatsgarantien summieren sich die Citi-Hilfen sogar bei schon drei Rettungsaktionen sogar auf fast 350 Milliarden Dollar. Der Staat hält dadurch mittelfristig über ein Drittel an der Bank.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa-AFX/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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