Vectoring:Netzagentur reagiert auf Furcht vor Telekom-Monopol

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Glasfaser gegen Kupferdraht, große Telekom gegen kleine Konkurrenten: Im Streit um den Ausbau des schnellen Internets gibt es einen Kompromissvorschlag. Die Telekom müsste zurückstecken - zumindest ein bisschen.

Von Varinia Bernau, Düsseldorf

Im Streit um die richtige Technologie, die Deutschland ans schnelle Internet bringen soll, versucht die Bundesnetzagentur die Wogen zu glätten. Die Behörde wird Anfang nächster Woche einen überarbeiteten Entwurf zum Einsatz des sogenannten Vectoring an die EU-Kommission übergeben. Darin will sie den Wettbewerbern der Deutschen Telekom zwar entgegenkommen. Doch die wirkten zunächst alles andere als besänftigt: Jürgen Grützner vom VATM, einem Verband, in dem die wichtigsten Wettbewerber organisiert sind, zeigte sich verwundert über den Vorstoß. Er fürchtet, dass die Behörde Fakten schaffe und dabei die grundlegende Frage, wie Deutschland den Sprung in die Gigabit-Gesellschaft schafft, verdrängt wird.

Die Telekom hatte angeboten, bis 2018 sechs Millionen Haushalte in deutschen Innenstädten mit Anschlüssen zu versorgen, die eine Downloadgeschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ermöglichen. Der Konzern will dabei seine Kupferleitungen mit Vectoring aufrüsten. Das ist billiger, als Gräben zu buddeln und neue Glasfaserkabel zu verlegen, aber dennoch umstritten. Beim Vectoring kann nur ein Unternehmen die Hoheit über wichtige Verteilstationen im Netz haben. Sonst kommt es zu technischen Störungen.

Erhält die Telekom die Genehmigung, würden sich die Investitionen vieler Internetanbieter, die Glasfaser bis in die Wohnungen legen, nicht mehr lohnen. Damit würde, so argumentieren sie, auch der Ausbau eines schnelleren und stabileren Netzes aus Glasfaser aufgeschoben. Deshalb haben sie in Brüssel den Druck erhöht.

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Nun will die Bundesnetzagentur dort einen Kompromiss vorschlagen: Die Telekom müsste demnach wohl beim Einsatz von Vectoring auf einige Gebiete verzichten und den Wettbewerbern zudem mehr Möglichkeiten bieten, diese Technologie mit zu nutzen, um ihrerseits Kunden für eigene Angebote zu gewinnen.

Die Bundesnetzagentur hofft auf eine schnelle Einigung. Je länger der Netzausbau stockt, desto schwieriger wird es, das Versprechen der Bundesregierung zu halten, bis 2018 jeden deutschen Haushalt an ein Netz mit 50 Mbit/s zu bringen.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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