Schnelles Internet:Telekom darf schnelles Internet durch Vectoring ausbauen - trotz Protesten

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Die Netzagentur erlaubt dem Konzern, die umstrittene Technologie großflächig einzusetzen. Konkurrenten fürchten ein neues Monopol.

Von Varinia Bernau, Bonn

Die Bundesnetzagentur ebnet der Deutschen Telekom den Weg für den Ausbau des schnellen Internets - und erzürnt damit die kleineren Rivalen. Die Behörde, die über den Wettbewerb in der Telekommunikation wacht, sei zu dem Schluss gekommen, dass die von der Telekom eingesetzte Vectoring-Technologie hilfreich sei, um die Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen zu verbessern, sagte Behördenchef Jochen Homann. Nun kann nur noch die EU-Kommission Einwände erheben. Damit allerdings ist nicht zu rechnen, so dass der Ausbau Anfang nächsten Jahres beginnen könnte.

Die Telekom will bis 2018 sechs Millionen Haushalte in deutschen Innenstädten mit Anschlüssen versorgen, die eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ermöglichen. Der Konzern nutzt dabei das Vectoring: Damit lassen sich die in den Sechzigerjahren verlegten Kupferleitungen aufrüsten. Das ist billiger, als Gräben zu buddeln und neue Glasfaserkabel zu verlegen, aber dennoch umstritten: Einige Experten sehen das Verfahren allenfalls als eine Brückentechnologie. Langfristig, so argumentieren sie, müssten die Haushalte an ein schnelleres und stabileres Netz aus Glasfaser- oder Fernsehkabeln gebracht werden.

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Ein anderer strittiger Punkt ist die Frage, wer die Hoheit über wichtige Verteilstationen im Netz hat. Die nämlich muss bei einem Unternehmen liegen, sonst kommt es zu technischen Störungen. Konkurrenten hatten deshalb Ende des vergangenen Jahres in einem Brandbrief an das Bundeskanzleramt vor einer Re-Monopolisierung gewarnt. Deshalb schränkt die Behörde nun die Expansionspläne der Telekom ein. So dürfen Rivalen beispielsweise in mehr Stadtteilen als anfangs geplant, selbst den Ausbau übernehmen. Besänftigen kann die Behörde die Konkurrenten damit allerdings nicht.

Bei der Frage, wie viel Wettbewerb der Staat beim Netzausbau in Deutschland zulässt, steckt er in einem Interessenskonflikt. Dies nicht nur deswegen, weil der Bund, der über direkte und indirekte Beteiligungen etwa ein Drittel an der Telekom hält, auf ein gutes Geschäft und eine üppige Dividende setzt. Sondern auch, weil die Bundesregierung versprochen hat, dass bis 2018 jeder Haushalt in Deutschland Zugang zu einem Internetanschluss von mindestens 50 Mbit/s hat. Ohne die Vectoring-Technologie dürfte dieses Ziel aber kaum zu erreichen sein.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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