Smartphones im Vergleich:Warum neu nicht immer besser ist

Handy-Recycling

Diese ausgedienten Mobiltelefone sind bei einer Recyclingfirma gelandet.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)
  • Es gibt zwar technische Verbesserungen bei Smartphones, aber die Schritte werden von Generation zu Generation kleiner.
  • Häufig werden auch gute Eigenschaften geopfert, um auf kleinerem Raum mehr Leistung unterzubringen.

Von Helmut Martin-Jung

Die Berufe Superlativerfinder und Adjektiventdecker gibt es nicht, das müssen sich die ohnehin überlasteten Werbefuzzis auch noch so nebenher aus den Rippen leiern. Dabei wäre das Fachgebiet zukunftsträchtig. Zum Beispiel dafür: Wie bitteschön soll der Nachfolger für "das beste Smartphone, das wir je gebaut haben" gepriesen werden? Das allerbeste? Dafür gibt's null Kreativpunkte. Und dann ist da ja auch noch eine nicht ganz unwichtige Frage, und zwar: Sind die neuen wirklich besser? Um so viel besser, dass man das Modell des Vorjahres gleich in Rente schicken muss?

Wer die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre auf dem irrsinnigen Markt der Smartphones beobachtet hat, dem fiel auf, dass die Kurve der wirklichen nutzbringenden Neuerungen sich doch deutlich abgeflacht hat. Das ist auch der Stiftung Warentest nicht entgangen. Was man begründet vermuten konnte, haben die Tester nun an einigen Beispielen systematisch untersucht. Sie verglichen vier von 17 getesteten Smartphones mit deren Vorgängermodellen. Ergebnis: Keines der neuen Geräte war insgesamt besser als die inzwischen wesentlich günstigeren Vorgänger.

Das Marktsegment der Kompaktkameras trocknet regelrecht aus

Damit schmälert man nicht die Errungenschaften der Ingenieure, die auf immer kleineren Raum immer mehr an Leistung unterbringen und schon gar nicht diejenige der Arbeiter und Arbeiterinnen in den Fabriken Asiens. Die machen aus den Designs made in California oder Korea tatsächlich Geräte, in Millionen-Stückzahlen, bei harten Bedingungen und unter hohem Leistungsdruck.

Es bedeutet auch nicht, dass es nicht auch Verbesserungen gegeben hätte. Die Kameras in den teuren Smartphones von Apple, Samsung, LG und einigen anderen zum Beispiel reichen inzwischen tatsächlich an die von Kompaktkameras heran, weshalb dieses Marktsegment auch regelrecht austrocknet. Die Bildschirme sind über die Jahre größer, dabei trotzdem schärfer geworden, die Prozessoren schneller. Die Schritte aber von einer Generation zur nächsten werden immer kleiner.

Weil es nur die Masse macht, bleibt manche Nische unbesetzt

Und oft genug werden auch gute Eigenschaften geopfert. So verzichten mittlerweile viele Hersteller darauf, den Akku wechselbar zu machen. Der Grund, den die Designer dafür nennen, ist die Gehäusegestaltung. Verzichtet man auf einen Deckel und auf einen rechteckigen Akku, lässt sich der platzsparend und in speziell angepasster Form einbauen. Das ist richtig, aber der zweite, meist ungenannte Grund stimmt eben auch: Wer einen solchen Akku ersetzen will, muss das Gerät zum Service geben - eine hübsche Einnahmequelle.

Die Branche, so könnte man auch sagen, produziert eben, was nachgefragt wird. Aber die Großen wecken auch mit gewaltigem Werbeaufwand erst das Interesse dafür und die weniger populären Hersteller produzieren im Wesentlichen Nachahmergeräte. Weil es nur die Masse macht, bleibt so manche Nische unbesetzt. Wer zum Beispiel ein kleines und doch sehr potentes Smartphone will, hat zurzeit nicht viel Auswahl.

Und für ein Problem gibt es zwar inzwischen Notlösungen, aber keinen wirklichen Durchbruch: Wird ein Smartphone intensiv genutzt, saugt es den Akku so schnell leer, dass man oft genug blank dasteht. Immerhin haben die meisten Handys inzwischen den gleichen Ladeanschluss.

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