Ratgeber:So machen Eltern Smartphone und PC kindersicher

Ratgeber: Handyfunktionen lassen sich einschränken.

Handyfunktionen lassen sich einschränken.

  • Technik kann dabei helfen, junge Kinder vor Gewalt, Abzocke und Pornografie im Netz zu schützen.
  • Manche Schutzmechanismen sind standardmäßig auf Smartphone & Co. verfügbar und müssen nur noch aktiviert werden. Andere lassen sich als Software einfach herunterladen.
  • Technik allein reicht aber nicht. Eltern müssen ihren Kindern beibringen, wie man sich online richtig verhält, raten Jugendschutz-Experten.

Von Angela Gruber

Irgendwann kommt für Eltern der Punkt, an dem sie feststellen, dass der Nachwuchs besser als sie selbst über Technik Bescheid weiß. Bei Fragen zur Einrichtung des Routers und der Wartung des Druckers vollzieht sich ein schleichender Generationswechsel. Bis es mit der Medien- und Technikkompetenz so weit ist, sollten Eltern aber ein Auge darauf haben, was das Kind mit dem Tablet macht und welche Seiten im Netz es ansurft.

"Je nach Alter des Kindes sollten Eltern auch auf technische Lösungen setzen, um ihr Kind vor Risiken zu schützen", sagte Birgit Kimmel. Sie ist die pädagogische Leiterin der EU-Initiative "Klicksafe" und arbeitet bei der Landeszentrale für Medien (LMK) in Rheinland-Pfalz. Ist das Kind noch keine neun Jahre alt, rät sie dazu, Filtersoftware zu installieren. "Kinder zwischen sechs und neun Jahren sollten in sicheren Surfräumen unterwegs sein, nicht auf Youtube. Es gibt für dieses Alter schon spezielle Angebote", sagte Kimmel. Sie empfiehlt die drei Kinder-Suchmaschinen FragFinn, Blinde Kuh und Helles Köpfchen. Auch in der Altersgruppe der Neun- bis 12-Jährigen seien Jugendschutzfilter noch nötig, sagt Kimmel.

Filter für den Browser einrichten

Beim Thema Kinderschutz und Kommunikationstechnik sind ungeeignete Internetseiten wohl das am meisten diskutierte Thema. "Besonders Seiten mit brutalen, pornografischen oder rassistischen Inhalten stellen eine massive Bedrohung dar", urteilt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Eine technische Lösung für das Problem sei es, dem Browser einen Kinderschutz-Filter überzuziehen, so das BSI. Solche Filtersoftware gibt es von verschiedenen kommerziellen und staatlichen Anbietern. Die Telekom etwa hat einen kostenlosen Filter im Programm. Eine Alternative bietet die Jugendschutzprogramm-Filtersoftware.

Die kostenlose App "Meine Startseite" für Android und iOS sichert das Internet für jüngere Kinder außerdem sehr weitreichend ab. Im Browser werden nur Seiten geöffnet, die im KinderServer freigegeben sind. Die App des Familienministeriums zeigt ausschließlich geprüfte Webseiten der Kindersuchmaschinen FragFinn und Blinde Kuh, sowie alle Webseiten mit einer Anbieterkennzeichnung bis zwölf Jahren.

Installierte Apps sperren

Je nach Gerätehersteller und Betriebssystem lassen sich bestimmte installierte Anwendungen über eingebaute Einstellungsoptionen blockieren. Wer ein mobiles Gerät aus dem Hause Apple besitzt, geht über den Menüpunkt "Einstellungen" auf "Allgemein" und tippt dann auf "Einschränkungen". Unter "Einschränkungen aktivieren" muss dann ein Sperrcode vergeben werden, den die Kinder nicht wissen dürfen. Danach können Eltern auf einer Liste anwählen, welche Standard-Apps sie auf dem Gerät sperren möchten. Um externe, heruntergeladene Apps zu sperren, gibt es den Bereich "Zulässige Inhalte". Darin lässt sich das Alter des Kindes angeben, zum Beispiel mit "älter als 9 Jahre" oder "älter als 12 Jahre". Je nach Wahl sind dann die Apps nicht mehr zugänglich. Über "Einstellungen deaktivieren" und die Eingabe des Passworts wird das Gerät wieder entsperrt.

Über "Einstellungen" und "Bedienhilfen" lassen sich unter dem Menüpunkt "geführter Zugriff" außerdem Nutzungszeiten festlegen. Wenn das Kind nach 20 Uhr nicht mehr Smartphone-Games spielen können soll, können Anwendungen über diesen Weg deaktiviert werden.

360°: Digitalisierung der Kindheit

Schon die Kleinsten wischen auf Tablets, die Größeren können sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. Ihre Kindheit verläuft ganz anders als die ihrer Eltern, aber muss das schlecht sein? Bietet nicht gerade der frühe Umgang mit neuen Medien auch Chancen? Wie Eltern ihren Nachwuchs auf dem Weg in die interaktive Welt begleiten, was sie selbst dabei lernen können - ein Schwerpunkt.

Android-Nutzer können verschiedene Benutzerkonten mit verschiedenen Zugriffsrechten einrichten. Die Zusatz-App Kids Place aus dem Google Play Store ist aber eine Möglichkeit für Android, einen geschützten Bereich einzurichten, in dem nur kindersichere Apps funktionieren.

Kauf und Installation von Apps verhindern

Viele Nutzer haben im digitalen Verkaufskiosk für Apps ihre Kreditkarteninformationen hinterlegt. Gleichzeitig sind in den Stores viele Games im Angebot, die Kinder als Zielgruppe haben und mit bunten Animationen zum Kaufen durch Klick locken. Sind dann noch In-App-Käufe während des Spielverlaufs eingebaut, kann das neue Lieblingsgame des Nachwuchses teuer werden für Eltern. Für Android-Geräte lässt sich eine Passworteingabe festlegen. Auch Apple-Nutzer können eine standardmäßige Passwort-Abfrage für den App-Store festlegen: Unter "Einstellungen", "Allgemein" und "Einschränkungen" lässt sich bei "Kennwort erforderlich" "Sofort" anwählen.

Technik entbindet Eltern nicht von ihrer Erziehungspflicht

Trotz aller technischen Möglichkeiten: Der beste Schutz der eigenen Kinder seien immer noch Gespräche mit dem Nachwuchs, so Pädagogin Kimmel. Eltern müssen ihren Kindern klarmachen, wo die Risiken liegen und wie sie sich schützen könnten. Spätestens ab dem Alter von 14 Jahren müssten Eltern ihre Kinder fit fürs Netz der Erwachsenen gemacht haben - wie sich der "sichere Modus" von Plattformen wie Youtube wieder abschalten lässt, haben viele Kinder da ohnehin schon herausgefunden.

Für solche Gespräche hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auch eine Checkliste für Eltern zusammengestellt. Strenge Verbote seien kontraproduktiv, Eltern müssten ihre Kinder vielmehr darin fördern, Medienkompetenz aufzubauen, heißt es auch vom BSI. Auch eine Webseite des Bundesfamilienministeriums bietet Eltern in den Kategorien Surfen, Chatten und Spielen viele Informationen und Tipps, worauf sie bei der Mediennutzung ihres Nachwuchses achten sollten.

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