Pro digitale Früherziehung:Zweijährige am Tablet - was ist daran schlimm?

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Früh übt sich, wer ein Meister werden will. (Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Wer mit seinem Kind in die Möglichkeiten der interaktiven Medien eintaucht, macht den Nachwuchs auf spielerische Weise fit für die Zukunft.

Von Thorsten Riedl

Gestern haben die Kleinen einen Blick ins Innere eines Vulkans geworfen. Sie haben die Magma mit dem Finger aus der Kammer des Berges schießen lassen. Anschließend kleine Logikrätsel, Wortspiele und Rechenaufgaben mit einem Piratenkapitän gelöst, und als Lohn einiges an Gold bekommen, virtuelles zwar nur, aber immerhin. Dann haben sie noch Dinosaurier-Knochen ausgebuddelt und waren als Nachwuchs-Bauarbeiter auf der Baustelle und als Bauer auf dem Bauernhof unterwegs.

Keiner ist schmutzig geworden, niemand hat sich verletzt. Das alles haben sie per Fingerstrich erlebt, mit kleinen, nur wenige Euro teuren Apps auf Smartphone und Tablet. Doch wie viel Zeit sollten sie mit den digitalen Geräten verbringen? Wäre nicht eher Spielen im Freien angesagt?

Klar, wer sein Kind bei jedem Quengeln das Tablet in die Hand drückt, der kann ihm auch gleich eine Beruhigungspille verabreichen. Das dürfte pädagogisch ähnlich wertvoll sein. Wer sich aber die Zeit nimmt, mit seinem Kind eintaucht in die Möglichkeiten der interaktiven Medien, der erlebt selbst neue Welten, öffnet seinen Horizont und den des Kleinen. Und der macht den Nachwuchs auf spielerische Weise fit für die Zukunft. Denn ein Leben mit Technik, das wird die Regel sein für unsere Kinder, nicht die Ausnahme.

Smartphone, Tablet & Co. gehören heute schon zum Alltag. Und der Nachwuchs bekommt natürlich mit, dass Mama und Papa bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit den Geräten Mails checken, Termine abmachen, nach dem Wetter oder den Nachrichten schauen. Das weckt Begierde. "Das digitale Leben beginnt in jungen Jahren", heißt es denn auch von Seiten der American Academy of Pediatrics, einer Vereinigung von Pädiatern in den USA. Und so müsse die elterliche Erziehung zum Thema in dieser Zeit starten, lautet die Empfehlung der Kinderheilkundler. Die Jüngsten würden auf den digitalen Geräten tun, was sie schon immer getan hätten, nur eben in einem virtuellen Umfeld: beobachten, ausprobieren, lernen. Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend rät, "Medien altersgerecht, selbstbestimmt, verantwortungsbewusst, kritisch und kreativ zu nutzen".

Kinder erwarten Regeln

Medienkompetenz lautet das Stichwort. Krippe, Kindergarten und Schule leisten da noch immer nicht allzu viel. Deshalb müssen die Eltern ran. Dass sich das lohnt, beobachten wir alle schon bei den Jüngsten. Während die Generation der Großeltern mit einer gehörigen Portion Respekt auf die Technik blickt, oft genug lieber die Finger davon lässt, hat der Nachwuchs keine Berührungsängste. Wer hat nicht schon beobachtet, wie die Kleinen versuchen, Fernseher, Zeitschrift oder Buch per Wischgeste zu steuern? Sie nehmen die digitale Welt im Handstreich.

Dass sie dabei Grenzen brauchen, ist klar. Kinder erwarten Regeln - von alleine lösen sie sich nicht von der bunten, virtuellen Welt auf Smartphone und Tablet. Gibt es die Spielregeln, und begeben sich auch die Eltern mit auf die digitale Entdeckungsreise, dann lässt sich gemeinsam einiges erleben. Kinder lernen, die Welt in ihren Zusammenhängen besser zu verstehen. Sei es eben als Vulkanologe, Dino-Forscher, Bauarbeiter oder Bauer. Und anschließend können sie das Erfahrene in der Realität einordnen. Es gibt neben dem virtuellen Leben eben doch noch ein anderes.

Contra digitale Früherziehung
:Zweijährige am Tablet - digitale Naivlinge

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Das Contra: Schon Kleinkinder sollen so früh wie möglich lernen, auf Tablets zu wischen und auf Smartphones zu tippen? Das ist grundfalsch, findet Helmut Martin-Jung.

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