Privatsphäre:So füttert man Facebook mit möglichst wenig Daten

Privatsphäre: Die Nutzer geben Facebook und anderen Dienste oft freiwillig sehr vielen Daten.

Die Nutzer geben Facebook und anderen Dienste oft freiwillig sehr vielen Daten.

(Foto: AFP)

Wer nach dem Skandal um die Auswertung von Millionen Facebook-Nutzerdaten beunruhigt ist, kann mit ein paar Klicks viele persönliche Informationen löschen. Oder gleich sein Profil.

Von Marvin Strathmann

So viele Daten wie möglich über die Nutzer sammeln - das ist Facebooks Geschäftsmodell. Dadurch wird das Unternehmen interessant für Werbefirmen und andere Dienste, die die Informationen verwenden möchten. Das aktuelle Daten-Debakel um Facebook zeigt, wie schnell sensible Nutzerdaten bei Dritten landen, die eigentlich nicht darauf zugreifen dürfen: etwa bei der dubiosen Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica.

Nutzer können aber zumindest prüfen und einstellen, welche Informationen sie Facebook überlassen und was genau das Unternehmen damit anstellen darf. Allerdings versteckt Facebook Einstellungen in einer komplexen Menüstruktur; oft sind sie an einem Desktop-Rechner besser zu erreichen, manchmal aber nur über die App einsehbar.

Aktuelle Informationen

Wo arbeitet ein Nutzer, wo wohnt er, wie heißen die Familienmitglieder? Viel Nutzer füttern Facebook freiwillig mit Daten, um besser gefunden zu werden oder um sich selbst darzustellen. Im Laufe der Zeit erhält das Netzwerk dadurch sehr viele Informationen, vor allem dann, wenn jedes Ereignis fein säuberlich auf Facebook protokolliert wird.

Die Basisdaten können im eigenen Profil unter dem Reiter "Info" angepasst werden. Hier sollten Nutzer entscheiden, welche Daten sie preisgeben und wer diese Daten sehen darf. Sie sollten sich fragen: Sollte Facebook das wissen? Und wenn ja, wer soll noch darauf zugreifen dürfen? Jeder? Oder nur Facebook-Freunde?

Der Klarname

Während der Anmeldung fragt Facebook den Vor- und Nachnamen ab. Auch in den Nutzungsbedingungen legt das Netzwerk fest, dass Nutzer sich mit dem "echten Namen" anmelden sollten. Das darf Facebook allerdings nicht, entschied das Landgericht Berlin im Februar. Geklagt hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen. "Anbieter von Online-Diensten müssen Nutzern auch eine anonyme Teilnahme, etwa unter Verwendung eines Pseudonyms, ermöglichen", heißt es von den Verbraucherzentralen. "Das schreibt das Telemediengesetz vor."

Bevor Sie nun Ihren Namen kreativ von Manfred in Mnfrd ändern oder gleich ein neues Fake-Profil erstellen, um Facebook eins auszuwischen, sollten Sie beachten, dass beide Seiten Berufung eingelegt haben. Der Klarnamen-Streit bei Facebook wird also weitergehen und ein abschließendes Urteil steht noch aus. Bis dahin kann Facebook Accounts mit falschem Namen sperren. Auch wenn Facebook nicht jedes Pseudonym erkennt.

Standortdaten

Wo hat sich ein Nutzer wann aufgehalten? Facebook weiß es vermutlich. Wer das nicht will, sollte alle gespeicherten Orte löschen. Dazu gehen Sie auf Ihr eigenes Profil und wählen "Aktivitätenprotokoll anzeigen". Links im Menü auf den Punkt "Mehr" klicken, der unter "Kommentare" angezeigt wird, und "Standort-Verlauf" auswählen. Anschließend können die Daten über das Feld "Standort-Verlauf löschen" oben rechts entfernt werden.

In der Regel erhält Facebook den Standort über die Facebook-App auf dem Smartphone. So können Android-Nutzer die Ortung verhindern: Sie wählen das Menü mit den drei Strichen oben rechts aus und tippen anschließend auf "Kontoeinstellungen". Nun wählen sie "Ort" beziehungsweise "Standort" und können mit einem weiteren Tippen den Ortungsdienst für Facebook deaktivieren.

Nutzer eines iPhones oder iPads gehen in die Einstellungen ihres Geräts und wählen dort "Privatsphäre" und anschließend "Ortungsdienst" aus. In der angezeigten App-Liste sollten sie nun Facebook auswählen und den Standort-Dienst für das Netzwerk deaktivieren können. Danach sollte die Facebook-App neu gestartet werden.

Verbundene Apps

Der Cambridge-Skandal begann mit einer App namens "thisisyourdigitallife". 270 000 Facebook-Mitglieder erlaubten den Entwicklern freiwillig Zugriff auf ihre Daten - unter anderem den Wohnort, Likes und Freunde. Ein Wissenschaftler gab diese Daten unrechtmäßig an Cambridge Analytica weiter. In den Einstellungen von Facebook können Nutzer kontrollieren, welche Apps Facebook-Daten abgreifen können.

Wählen Sie dazu das Dreieck in der oberen rechten Ecke aus und klicken Sie auf "Einstellungen", links im Reiter finden Sie anschließend die Option "Apps". Oben sehen Sie alle Dienste, die auf Ihre Facebook-Daten zugreifen können. Sie können jede App einzeln bearbeiten oder weiter unten die Option "Apps, Webseiten und Plugins" auswählen und allen Diensten gleichzeitig den Datenhahn abdrehen. Aber Vorsicht: Wenn Sie die Funktion komplett deaktivieren, können sich Nutzer nicht mehr mit ihrem Facebook-Account anmelden und müssen eventuell ein separates Konto erstellen.

Außerdem sollten Nutzer die Option "Von anderen Personen verwendete Apps" auswählen. Hier können Sie einstellen, welche Ihrer Daten Ihre Facebook-Freunde an andere Apps weitergeben dürfen, etwa Ihren Wohnort oder Ihre Interessen.

Personalisierte Werbung

Es ist Facebooks Kerngeschäft: Anhand der Facebook-Daten versucht das soziale Netzwerk, den Nutzern personalisierte Werbung auszuspielen. Diese Option können Nutzer in den Einstellungen unter "Werbeanzeigen" und anschließend im Feld "Einstellungen für Werbeanzeigen" ausschalten. Zum einen können Sie verhindern, dass personalisierte Anzeigen auf Facebook angezeigt werden, zum anderen verhindern Sie damit, dass Ihre Daten für Werbung auf anderen Webseiten oder in anderen Apps verwendet werden.

Weiter oben in diesen Einstellungen sieht ein Nutzer zudem, wie Facebook ihn einschätzt. Unter "Deine Interessen" werden recht grobe Themen angezeigt, für die sich der Nutzer laut Facebook interessieren soll, etwa "Internet", "Lachen" oder "Wald". Mit einem Klick auf das X in der oberen rechten Ecke des Themas können Nutzer es entfernen.

Account löschen

Vielen Nutzern reichen diese Maßnahmen offensichtlich nicht aus: Die Suchanfragen nach "Facebook löschen" und "Facebook Konto löschen" bei Google sind in den letzten Tagen stark angestiegen. In nur wenigen Klicks können Sie Mark Zuckerbergs Netzwerk endgültig verlassen.

In den Einstellungen von Facebook können Sie Ihr Konto nicht dauerhaft löschen. Das Unternehmen hat diese Option sorgfältig im Hilfebereich versteckt. Rufen Sie die Webseite auf einem Desktop-Rechner auf und klicken Sie auf das Fragezeichen im Kreis, in der oberen rechten Ecke. Ein Suchfenster erscheint, in das Sie "Konto löschen" eingeben können. Unter dem Punkt "Wie lösche ich mein Konto dauerhaft" erklärt Facebook, wie Sie das Netzwerk endgültig verlassen. Falls Ihnen das zu lange dauert, können Sie auch auf diesen Link klicken und mit einem weiteren Klick ihr Konto entfernen. Facebook weist aber darauf hin, dass es bis zu 90 Tage dauern kann, bis alle geposteten Beiträge gelöscht werden.

Alternativ können Sie Ihr Konto deaktivieren. Dann verschwindet Ihre öffentliche Timeline und andere Nutzer finden Sie nicht mehr in der Suche. Alle Daten bleiben allerdings bei Facebook, da Sie den Account jederzeit wiederbeleben können.

Auf einem Desktop-Rechner gehen Sie so vor: Klicken Sie auf das dunkle Dreieck in der oberen rechten Ecke der Facebook-Webseite. Im aufploppenden Menü wählen Sie den Punkt "Einstellungen". Links im Reiter sollte nun "Allgemein" ausgewählt sein. Im Menü rechts finden sie ganz am Ende die Einstellung "Konto verwalten". Hier klicken Sie auf die Option "Deaktiviere dein Konto".

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