"Börse 2.0" speziell für Start-Ups
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will in Deutschland ein neues Börsensegment für Start-ups einführen. "Wir wollen auch gemeinsam mit der Deutschen Börse eine 'Börse 2.0' initiieren", sagte Gabriel auf dem IT-Gipfel in Hamburg. Mit einem eigenen Börsensegment sollten junge Unternehmen Zugang zu zusätzlichem Kapital bekommen, das sie für ihre weitere Entwicklung und Expansion dringend benötigten. Von den negativen Erfahrungen mit "Neuen Markt" vor über zehn Jahren wolle man sich nicht von dem Projekt abhalten lassen. Außerdem wolle die Regierung einen Fonds zur Wachstumsfinanzierung in Höhe von 500 Millionen Euro schaffen.
Exklusiv Börsensegment für Start-ups:Neuer Markt wird wiederbelebt
Die Deutschen Börse scheint für junge Start-up-Unternehmen nicht attraktiv genug. Darum prüft die Bundesregierung die Einführung eines neuen Börsensegments.
Steuer-Anreize für Wagniskapitalgeber
Gabriel sprach sich zudem dafür aus, jungen Firmen die Verrechnung von Verlustvorträgen zu ermöglichen, wenn Kapitalgeber einsteigen. Das Fehlen dieser Möglichkeit gilt als ein Hinderungsgrund dafür, dass in Deutschland nicht mehr Geld in Start-up-Firmen fließt. Der Wirtschaftsminister beklagte, dass in Deutschland nicht genug Wagniskapital bereitstehe. Nur mit öffentlichen Hilfen könne man dieses Problem nicht lösen. Allerdings müsse man mit einem solchen Versuch sehr vorsichtig sein: "Wir wollen damit nicht für etablierte Unternehmen eine neue Möglichkeit zur Steueroptimierung schaffen, sondern ganz gezielt Start-ups helfen."
Verschmelzung von IT-Wirtschaft und klassischer Industrie
Es reiche außerdem nicht mehr aus, den IT-Standort Deutschland zu entwickeln, sagte Gabriel. Es müsse vielmehr die Verschmelzung von IT-Wirtschaft und klassischer Industrieproduktion geschafft werden. Er sei sehr besorgt, dass in einer Umfrage zwei Drittel der Mittelständler angegeben hätten, dass für sie die Digitalisierung kein besonderes Thema sei. Gabriel selbst sehe keinen Widerspruch zwischen traditioneller und digitaler Wirtschaft. Deutschland habe zurecht nicht auf Ratschläge gehört, sich von der Industrialisierung zu verabschieden, um verstärkt auf Finanzdienstleitungen und andere Service-Branchen zu setzen. Deutschland sei der "Ausrüster der Industrialisierung der Welt" und müsse nun mit einer umfassenden Digitalisierung der Industrie ("Industrie 4.0") diese Position verteidigen.