Bundesliga im Internet:Zahlst du noch - oder guckst du schon?

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Im Internet kann man Bundesliga- und Champions-League-Spiele live anschauen - kostenlos, ohne technischen Aufwand und völlig legal.

Dirk von Gehlen

Maximal 30.000 Zuschauer werden leibhaftig dabei sein können, wenn am kommenden Freitag der amtierende deutsche Fußballmeister im Spiel gegen den Tabellen-Dritten des Vorjahres die neue Bundesliga-Saison eröffnet.

Live dabei: Fast alle Spiele der Fußball-Bundesliga kann man mittlerweile im Netz verfolgen. (Foto: Foto: AFP)

Aber natürlich ist das Interesse am Fußball viel größer. Deshalb sorgt die ARD von 20:15 Uhr an dafür, dass auch Fans außerhalb der Wolfsburger VW-Arena erleben können, wie der neue VfL-Trainer Armin Veh gegen sein altes Team aus Stuttgart agiert.

Wer jedoch auch die anderen Bundesliga-Begegnungen der neuen Saison live im Bild verfolgen will, muss die "Entertain Zubuchoption" von T-Home oder das "Fußball Bundesliga Paket" von Sky erwerben - oder man nutzt das gebührenfreie Angebot einer gewöhnlichen Suchmaschine im Netz.

Wer beispielsweise kurz vor Anpfiff nach "Wolfsburg-Stuttgart Bundesliga-Stream" sucht, wird Angebote finden, die kostenlos zeigen, was man bei Sky und T-Home kaufen muss: Spiele der neuen Bundesliga-Saison live und in Farbe - via Webstream ganz einfach auf dem eigenen PC anzuschauen.

Zaptiger oder JustinTV

Anbieter wie Zaptiger oder JustinTV, die man am besten als YouTube für Live-Streams beschreibt, liefern mittlerweile Bilder aus fast allen Bundesliga-Stadien -und zwar kundenfreundlich und kostenfrei. Der Fan muss nicht mal mehr Streaming-Programme oder sonstige Software installieren.

Plattformunabhängig und browserbasiert zeigen die meist Flash-getriebenen Streams in einem kleinen Fenster im Webbrowser alle Spiele, alle Tore, alles kostenlos. Zwar in einer meist geringen Qualität, aber das kleine verpixelte Bild ist live und in Farbe. Der surfende Fan muss lediglich den Weg zu den meist von anderen Fans angebotenen Bildern finden.

Doch auch hier liefert das Web Hilfe. Seiten wie buli-streams.net oder livetv.ru sammeln Links zu Anbietern, die regelmäßig ihre abonnierten Fernsehbilder online zugänglich machen.

Das funktioniert vereinfacht gesprochen so: Der anbietende Fan schaut die Bundesliga-Übertragung auf seinem eigenen Rechner und lädt die Web-Öffentlichkeit ein, die Spiele gemeinsam mit ihm zu verfolgen - gestreamt von seinem eigenen PC. Wer als suchender Fan also einen Anbieter findet, kann kostenlos Bundesliga-Fußball sehen - und zwar völlig legal.

Denn: "Das Urheberrecht regelt nur Fälle, in denen jemand eine Kopie erstellt und diese öffentlich verbreitet", erläutert der Hamburger Urheberrechts-Experte Till Kreutzer, "wenn aber jemand ein Buch liest, Musik hört oder eine Fernsehsendung anschaut, dann ist das keine urheberrechtlich zu regelnde Nutzung, sondern eine bestimmungsgemäße Benutzung und die fällt nicht unters Urheberrecht."

Dabei sei es juristisch unerheblich, ob die Fernsehsendung auf einem klassischen TV-Gerät oder im Webstream angeschaut wird, erläutert der Rechtsanwalt, der sein Wissen in Sachen Urheberrecht regelmäßig Webnutzern auf der Informationsseite irights.info und auch den Abgeordneten des Deutschen Bundestages in Experten-Anhörungen zur Verfügung stellt.

Auf der nächsten Seite: Warum das Anschauen eines Bundesliga-Streams keinen Urheberrechtsbruch darstellt.

"Beim Streaming wird zwar rein technisch und sehr temporär eine Kopie im Browser-Cache, beziehungsweise im Arbeitsspeicher des Rechners angefertigt", erläutert Kreutzer, "aber das geht wegen der digitalen Verbreitung nicht anders. Das ist keine Kopie, die ich später wieder nutzen kann." Deshalb stelle das Anschauen eines Bundesliga-Streams keinen Urheberrechtsbruch dar.

Der Hamburger Jurist begründet diese Einschätzung mit Verweis auf eine Sonderregelung, die aus einer EU-Richtlinie ins deutsche Gesetz übernommen wurde und besagt, "dass flüchtige, durch rein technische Prozesse implementierte Kopien, zwar Vervielfältigungen im Sinne des Urheberrechts sind, diese aber zustimmungs- und vergütungsfrei sind".

Technisch unmögliche Rechts-Konstellation

Kreutzer betont allerdings auch, dass es zu diesen noch vergleichsweise neuen Fragen keine endgültige Rechtsprechung gibt. Er untermauert seine Einschätzung jedoch mit einem interessanten Vergleich: Wäre das Anschauen von Bundesliga-Streams illegal, würde man sich auch strafbar machen, wenn man zufällig im Fernsehen eine Sendung sieht, bei der die Macher vergessen haben, alle Rechte zum Beispiel an der verwendeten Musik zu klären. Eine schon technisch unmögliche Rechts-Konstellation. Deshalb sei es auch keine Urheberrechtsverletzung, Bundesliga-Spiele zu schauen, die aus dem Ausland gestreamt werden, erklärt Kreutzer.

Einige Plattformen verbreiten Links zu Streams aus Asien oder Skandinavien. Hier sind die gleichen Bilder aus den Bundesliga-Stadien zu sehen wie in deutschen Sendern, jedoch mit ausländischem Kommentar. "Der Endnutzer kann sich über die Unwägbarkeiten des Rechteerwerbs nicht vorab informieren, deshalb muss meines Erachtens gelten: Es ist völlig egal, woher der Stream kommt - man darf ihn anschauen."

So sicher der Jurist in seinem Urteil über den zuschauenden Fan ist, so eindeutig ist seine Einschätzung in Bezug auf den anbietenden Fan: "Wenn man Streams online einer beliebigen Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, ist das mit Sicherheit nicht erlaubt", urteilt Kreutzer, weist aber darauf hin, dass es durchaus legal sein kann, solche Streams nur einem engeren Freundeskreis zur Verfügung zu stellen. Wenn die Bilder aber weböffentlich angeboten werden, ist der Stream eine eindeutige Urheberrechtsverletzung, die auch geahndet werden kann.

Allerdings sind dem Juristen noch keine Fälle bekannt, in denen die Rechte-Inhaber die Anbieter tatsächlich verklagt haben. Er hält dies auch nicht für den richtigen Weg: "Die einzelnen Nutzer, die im Zweifel anonym operieren, sind nur sehr schwer zu belangen." Rechtlich erfolgversprechender sei es, die Betreiber dieser Plattformen juristisch zu verfolgen - wie es zum Beispiel bei der Website cybersky.tv unlängst geschehen sei. Diese Tauschbörse für Bezahlfernsehen ist nach einer Gerichtsentscheidung bereits wieder offline.

So einfach werden sich die Stream-Anbieter nicht verabschieden. Ganz im Gegenteil - Experten schätzen, dass die Streams mit wachsender Qualität in Zukunft sogar noch an Bedeutung und Verbreitung gewinnen werden. Bisher musste man bei Angeboten wie PPMate, myp2p.eu oder TVAnts Zusatzsoftware installieren, um Streams zu verfolgen.

Zaptiger und JustinTV umgehen dies, indem sie die Bilder wie YouTube im Browser anzeigen. Wenn die Streams jetzt noch an Bildqualität gewinnen, prophezeit Till Kreutzer, "wird das gravierende Folgen für die TV-Anbieter haben. So wie es heute zum Beispiel bei der Musik schon der Fall ist."

© SZ vom 03.08.2009/ cf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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