Studium in den USA:Träumt weiter

Lesezeit: 2 min

Eine Studentin und Dreamerin protestiert gegen US-Präsident Trump. (Foto: Damian Dovarganes/AP)

Arizona erhöht die Studiengebühren für Kinder illegaler Einwanderer drastisch, andere Bundesstaaten wollen nachziehen. Betroffene sind entsetzt.

Von Beate Wild

Ein Studium in den USA ist schon für amerikanische Staatsbürger eine teure Angelegenheit. Kinder von illegalen Einwanderern aber sollen im Grenzstaat Arizona von nun an sogar das Zwei- oder Dreifache an Studiengebühren bezahlen. Das Verfassungsgericht des Bundesstaates entschied am Montag, dass Studenten ohne Papiere, die als Minderjährige in die USA kamen und durch ein Dekret von Ex-Präsident Barack Obama unter dem "Deferred Action for Childhood Arrivals"-Programm (DACA) bislang vor Abschiebung geschützt sind, keine legalen Staatsbürger seien. Deshalb qualifizierten sie sich nicht für die "normalen" Studiengebühren.

Stattdessen sollen sie künftig wie ausländische Studenten eine höhere Immatrikulationsgebühr bezahlen. Betroffen von dem Urteil sind mehr als 2000 DACA-Studenten an öffentlichen Universitäten in Arizona. An der Arizona State University etwa kostet ein Universitätsjahr für amerikanische Staatsbürger 8000 Euro, rechnet die Zeitung Arizona Republic vor. Ausländische Studenten, zu denen ab sofort auch die sogenannten Dreamer zählen, müssen pro Jahr 22 400 Euro bezahlen.

Schusswaffen an US-Unis
:Hände hoch, Professor!

An texanischen Universitäten sind seit einigen Monaten Schusswaffen erlaubt. Was Studenten davon halten und was Dozenten fürchten.

Von Johannes Kuhn

Betroffen von der Entscheidung ist auch Genesis Egurrola. Die Jurastudentin kam im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern aus Mexiko nach Arizona. Sie und ihre Freunde hätten nach Erhalt der Nachricht geweint, sagte die 24-Jährige zu Reportern. "Es hat mein Herz gebrochen."

"Das zeigt wieder einmal, dass die Politiker ihre Attacken fortsetzen und das Ziel haben, Studenten davon abzuhalten, auf die Uni zu gehen und etwas Besseres aus sich zu machen", kommentierte Karina Ruiz die Entscheidung. Sie ist Direktorin der Non-Profit-Organisation Arizona Dream Act Coalition, die sich für die Belange der Dreamer einsetzt. Betroffenen versprach sie, Spenden zu sammeln, um Stipendien für die kommenden Jahre zu vergeben.

Arizonas Justizminister und Generalstaatsanwalt Mark Brnovich, der den Fall gegen die Dreamer vor Gericht gebracht hatte, machte die Bürger von Arizona für die Entscheidung verantwortlich. Mehr als eine Million Wähler hätten bei einer Volksabstimmung 2006 für ein Gesetz gestimmt, dem er nun Geltung verschaffen müsse. " Arizonans ( die Bürger Arizonas; Anm. d. Red.) stehen der Idee, Einwanderern ohne Papiere staatliche Leistungen inklusive vergünstigter Studiengebühren zukommen zu lassen, feindselig gegenüber", ließ Brnovich in einer Stellungnahme mitteilen.

Das Wichtigste sei nun, so Ruiz, dass der Kongress in Washington endlich ein Gesetz verabschiede, um den 800 000 Dreamern einen Weg zur US-Staatsbürgerschaft zu ermöglichen. Im September 2017 hatte Präsident Donald Trump den sogenannten "Dream Act" gestoppt. Das von Obama erlassene Programm schützt seit 2012 die Kinder illegaler Einwanderer vor Abschiebung und erlaubt ihnen, zu arbeiten und zu studieren. Momentan ist das von Trump aufgekündigte DACA-Abkommen nur wegen einer Gerichtsentscheidung noch in Kraft.

Auch andere Bundesstaaten wollen von den Dreamern höhere Studiengebühren kassieren. Missouri beschloss vor einem Monat, die Einschreibegebühr zu erhöhen. Am Mittwoch protestierten dort Studenten gegen die Entscheidung. Georgia, Indiana, Alabama und South Carolina haben ähnliche Restriktionen erlassen. In die umgekehrte Richtung geht der Gesetzgeber in Kalifornien, New Mexico, Minnesota, Texas und Washington. Dort können Dreamer sogar bundesstaatliche Finanzhilfen für ihr Studium erhalten.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSchüleraustausch in den USA
:"Das echte Amerika ist der reinste Albtraum"

Viele Schüler träumen von einem Jahr in den USA. Doch Rückkehrer berichten auch Horror-Geschichten: Unterbringung bei einer Schwerkranken, winzige Zimmer oder Mäuse am Bett. Nur Einzelfälle?

Von Christian Gschwendtner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: