Immatrikulation in Südafrika:Bewerber-Ansturm erdrückt Mutter

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Ihr Sohn wollte nur für einen der raren Studienplätze an der Universität : In Johannesburg bezahlte eine Frau die Hoffnung auf ein besseres Leben für ihr Kind mit dem Leben. Sie wartete mit Tausenden Bewerbern vor den Toren der Hochschule - doch als die Menschen losstürmten, wurde sie zu Tode gedrückt.

Schuhe, zerrissene T-Shirts, Decken - vor den Toren der University of Johannesburg in Südafrika bietet sich ein Bild der Verwüstung. Tausende Menschen hatten sich bereits am Montag vor den Toren der Hochschule gedrängt, um einen Studienplatz aus dem Restkontingent zu erhaschen, das am Dienstag geöffnet wurde.

Südafrika
:Frau wird in Massenpanik erdrückt

Vor den Toren einer Universität im südafrikanischen Johannesburg ist eine Frau in einer Massenpanik erdrückt worden. Über 20 weitere Menschen wurden verletzt, als Hunderte Studenten versuchten, gleichzeitig in das Registrierungsgebäude der Hochschule von Johannesburg zu gelangen.

Als die Tore der Universität am Bunting Road Campus geöffnet wurden, versuchten Hunderte Menschen gleichzeitig, in das Registrierungsgebäude der Hochschule zu gelangen. Sie wollten sich in letzter Minute für die noch zu vergebenden Plätze im kommenden Semester einschreiben. Viele junge Leute und ihre Angehörigen hatten vor dem Uni-Gebäude auf der Straße geschlafen und drängten bei der Öffnung der Tore am frühen Morgen in Richtung Eingang. Die Frau, die (offiziellen Angaben zufolge) noch nicht identifiziert wurde, starb. Zwei Dutzend Menschen zogen sich bei dem Gedränge Verletzungen zu.

Mehr als 9000 Bewerbungen hat die Universität für knapp 800 Studienplätze erhalten, nachdem die Leitung angekündigt hatte, für das im Februar beginnende Studienjahr 2012 zusätzliche Bewerber mit besonders guten Noten zum Studium zuzulassen. Die Universität von Johannesburg ist eine Ausnahme: Sie gehört zu den wenigen Hochschulen in Südafrika, die nach Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse der Schulen im Januar noch Bewerber annehmen.

Die späten Bewerber kommen oft aus Gegenden, in denen kaum jemand es an die Hochschulen schafft - oder direkt nach der High School in die Arbeitswelt einsteigt. Meist sind es Schwarze. "In weißen Familien gibt es eine Tradition, die Universität abzuschließen", sagte Bildungsminister Blade Nzimande in einer eilig einberufenen Pressekonferenz. "Darum sieht man keine Weißen vor den Universitätstoren auf dem Bürgersteig sitzen." Gleichzeitig bekommen sie bessere Unterstützung in den Schulen und können sich häufiger die Studiengebühren leisten.

Besonders für viele Schwarze ist ein Hochschulstudium die einzige Möglichkeit, aus dem Leben in Armut auszubrechen - daher setzen sie alles daran, einen Studienplatz zu bekommen. "Ich wurde umgerissen, habe meine Schuhe verloren und konnte kaum noch atmen", sagte eine Bewerberin der BBC. Und dennoch: "Ich bin einfach weitergerannt. Ich muss diesen Studienplatz bekommen." Nach dem tragischen Unglück hat die Hochschule den Bewerbungsprozess allerdings gestoppt.

Professor Ihron Rensburg, Vizekanzler der Universität von Johannesburg, bedauerte die Vorkommnisse und betonte, die Informationspolitik der Hochschule ändern zu wollen. "Wir müssen es schaffen, dass jeder die Informationen über die Einschreibungsprozess bekommt", sagte er. Zwar sei die Hochschule auf den Ansturm vorbereitet gewesen, nachdem sich auch im vergangenen Jahr Tausende um die Restplätze bemüht hatten. Der Bildungsminister zeigte sich betroffen davon, "dass eine Familie ein Elternteil verloren hat, dessen einziges Interesse es war, die Zukunft des eigenen Kindes gesichert zu sehen".

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