Wintereinbruch:Bahn rüstet sich für Schnee und Eis

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Laut Bahn-Kritikern wird es auch dieses Jahr wieder Zug-Ausfälle wegen des Wetters geben. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Wintereinbruch macht der Deutschen Bahn zu schaffen, jedes Jahr. Wenn Unwetter wie Sturmtief "Xaver" dazukommen, hat die Bahn noch mehr Probleme, Ausfälle zu vermeiden. Nun hat das Unternehmen aufgerüstet - doch Kritikern reicht das nicht.

Von Marco Völklein

Wenn, wie von den Meteorologen vorhergesagt, an diesem Freitag sowie am Wochenende die Ausläufer des Orkantiefs "Xaver" Bayern erreichen und Schnee und Eis bringen werden, dann wird Bernhard Roos ganz genau auf die Meldungen der Deutschen Bahn achten. "Wir sehen schon, dass die Bahn sich bemüht, den Betrieb im Winter zu stabilisieren", sagt der neue verkehrspolitische Sprecher der Landtags-SPD. "Aber wir haben dennoch größte Sorgen, dass es wieder zu größeren Ausfällen kommt."

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In den vergangenen Wintern hatten immer wieder Eisbrocken Weichen blockiert. Bäume, die unter der Schneelast eingeknickt waren, hatten Oberleitungen heruntergerissen. "Ich bin skeptisch", sagt Roos, "dass die Bahn das heuer wirklich in den Griff kriegen wird."

"Man hat für eine Schönwetterbahn geplant"

Deshalb fordert der SPD-Mann von der Staatsregierung, mehr Geld in einen stabileren Schienenbetrieb zu stecken. Zudem müsse der Freistaat als Besteller der Nahverkehrszüge mehr darauf drängen, dass der Konzern an wichtigen Trassen die Bäume zurückschneidet - damit diese dann durch die Schneemassen auf Zweigen und Ästen nicht ins Gleis stürzen können. Auch die "Schneeräum- und Enteisungskapazitäten" müssten deutlich erhöht werden.

Unterstützung bekommt Roos von Kurt Bayer, dem stellvertretenden Landeschef des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Aus seiner Sicht müsste die Bahn deutlich mehr Leute beschäftigen, um zum Beispiel Weichen von Eis und Schnee zu befreien. Seit der Privatisierung der Bahn habe der Konzern unter anderem Ausweichstellen und Überholgleise abgebaut, auf die die Bahn nun bei Störungen nicht mehr zurückgreifen könne. "Man hat für eine Schönwetterbahn geplant", erklärt Bayer.

Die Deutsche Bahn selbst sieht sich indes gut gerüstet für die kalte Jahreszeit. In dieser Saison stünden im Freistaat 4400 Räum- und Sicherungskräfte bereit, sagte ein Sprecher am Donnerstag. VCD-Mann Bayer allerdings bemängelt, dass diese Helfer bei "bahnbetriebsfremden" Firmen angeheuert würden, also bei Baufirmen oder Streudienstleistern. "Die können sich im Bahnbetrieb gar nicht zurechtfinden", sagt Bayer. Die Folge seien zu lange Reaktionszeiten, bis die Helfer zum Beispiel an eine blockierte Weiche gelotst würden; und immer wieder Streckensperrungen, weil eben Betriebsfremde im Gleis unterwegs seien.

Zusätzliches Personal und Weichenheizungen

Die Bahn setzt neben zusätzlichem Personal auch auf Technik, um den Betrieb im Winter zu stabilisieren. So habe man mittlerweile 80 Prozent aller 10 000 Weichen in Bayern mit Heizungen versehen sowie 2085 Spezialabdeckungen an besonders wichtigen Weichen installiert, die verhindern, dass Eisbrocken in die Gestänge fallen und so den Bereich blockieren. In Würzburg, Hof, Kronach, Weiden, Plattling, München, Freilassing, Holzkirchen, Kempten und Garmisch-Partenkirchen stünden zudem 17 Schienen-Schneeräumfahrzeuge bereit. Man habe sich "intensiv auf den Winter vorbereitet", heißt es bei der Bahn.

SPD-Parlamentarier Roos indes bleib weiter skeptisch. Zusammen mit seiner Fraktion fordert er nun einen Bericht der Staatsregierung und der Bahnunternehmen in Bayern, wie sie sich auf den Winter vorbereitet haben. "Wir wollen wissen: Wie ist der Status? Und wo kann man noch nachsteuern?", sagt Roos. Allerdings dürfte ein solcher Bericht nach allen Erfahrungen mit der bayerischen Ministerialbürokratie kaum vor dem Frühjahr vorliegen.

Das räumt auch Bernhard Roos ein: "Besser wäre es gewesen, den Antrag im Juli zu stellen." Dennoch bleibt er dabei: "Es ist besser, präventiv zu agieren als hinterher Pönale zu kassieren." Pönale - das sind Strafzahlungen, die der Freistaat verhängt, wenn Bahnbetreiber bei der Pünktlichkeit schludern.

© SZ vom 06.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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