Vorwürfe gegen Ministerin und Ehemann:Haderthauers Modellbauaffäre weitet sich aus

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Psychisch Kranke, die über Jahre hochwertige Oldtimer-Modelle anfertigen: In die Affäre um die bayerische Staatsministerin Christine Haderthauer und ihren Ehemann soll sich die Steuerfahndung eingeschaltet haben.

Von Dietrich Mittler, München

In der Modellbauaffäre um den Ehemann von Staatsministerin Christine Haderthauer, den Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer, ist nun offenbar auch die Steuerfahndung eingeschaltet. Ein Patient des Bezirkskrankenhauses Straubing, der im Auftrag der Firma "Sapor Modelltechnik" schon seit vielen Jahren hochwertige Oldtimer-Modelle anfertigt, hat eigenen Angaben zufolge Anfang vergangener Woche auf Anfrage der Staatsanwaltschaft seine Unterlagen übergeben. Welcher konkrete Verdacht gegen Hubert Haderthauer vorliege, sei ihm nicht bekannt.

Die Staatsanwaltschaft geht nun offenbar der Frage nach, in welchem Umfang Oldtimer-Modelle von psychisch kranken Straftätern gebaut wurden und wie viele später verkauft worden sind. "Die waren auch sonst noch im Haus beschäftigt", berichtete der Patient, der von den Haderthauers auch schon persönlich nach Hause eingeladen worden war, am Montagabend der Süddeutschen Zeitung. Dem Vernehmen nach wurden von mehreren Zollbeamten auch weitere Akten beschlagnahmt und möglicherweise auch ein Computer sichergestellt. "Die haben einiges an Unterlagen auf ihren Wagen aufgeladen und man hat mich befragt", so der Patient.

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Ermittlungen gegen die Firma "Sapor Modelltechnik"

Im Fokus der Ermittlungen steht die Firma "Sapor Modelltechnik", die von psychisch kranken Straftätern zunächst im Bezirkskrankenhaus Ansbach hochwertige Oldtimer-Modelle herstellen ließ und bis heute in Straubing bauen lässt. Das Unternehmen wurde bis zum Jahr 2003 von Christine Haderthauer und dann bis 2008 von ihrem Mann maßgeblich geführt.

Gegen Hubert Haderthauer war im Sommer 2013 ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, dass er in seiner Zeit als Arzt im Bezirkskrankenhaus Ansbach (von 1986 bis 1991) auch für die Firma tätig gewesen war, ohne sich von seinem Dienstherren diese Nebentätigkeit genehmigen zu lassen.

Haderthauer veräußerte seine Anteile an der Firma, als seine Frau 2008 bayerische Sozialministerin wurde. Auch dieses Geschäft ist mittlerweile Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Ein ehemaliger Geschäftspartner gab an, Hubert Haderthauer habe ihn über den Tisch gezogen. In dessen Strafanzeige heißt es laut dem Magazin Der Spiegel, die tatsächlichen Einnahmen der Firma hätten 80 Prozent über den Angaben gelegen, die Haderthauer gegenüber seinem Geschäftspartner gemacht hatte. Die Modellautos erzielten unter Liebhabern Preise von 30 000 Euro und mehr. Haderthauer hingegen hatte stets erklärt, dass pro Modell im Schnitt etwa 7800 Euro bezahlt wurden.

© SZ vom 27.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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