Deutsche Bahn:Warum viele Bahnhöfe zu Großbaustellen werden

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Noch immer gibt es in Bayern Bahnhöfe, an denen Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Radfahrer den Bahnsteig nicht ohne Hindernisse erreichen. (Foto: Gregor Blumauer/dpa)
  • Im Freistaat soll es in den kommenden zwei Jahren mehr als 40 neue Baumaßnahmen an Bahnhöfen geben.
  • Allein in diesem Jahr wird an 24 Stationen saniert, gebaut und verschönert - vor allem sollen mehr Bahnhöfe barrierefrei werden.
  • Etwa 100 Millionen Euro wendet die Bahn mit Unterstützung von Bund und Freistaat auf.

Von Ralf Scharnitzky, München

Das Wichtigste für Günther Pichler wird in den kommenden Jahren sein, den Überblick zu behalten. Der Manager der Deutschen Bahn (DB) ist Bayerns oberster Bahnhofschef und muss bis 2018 mehr als 40 neue Baumaßnahmen gleichzeitig im Blick behalten.

Allein in diesem Jahr rücken an 24 Bahnhöfen die Bagger an: neue Bahnsteige, Aufzüge, Dachsanierungen sowie barrierefreier Ausbau sind zu bewältigen. Darunter sind auch größere Arbeiten in Umsteigebahnhöfen wie Straubing, Schweinfurt und Weilheim. Zwischen 2018 und 2023 sollen dann zudem noch 19 neue Haltepunkte gebaut werden. Die DB-Tochtergesellschaft DB Station & Service ist damit mit so vielen Baustellen gleichzeitig befasst wie noch nie.

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Etwa 100 Millionen Euro wird die DB in diesem Jahr mit Unterstützung des Bundes und des Freistaates für die aktuellen Baumaßnahmen aufwenden. "An 16 Stationen beginnen wir heuer mit dem barrierefreien Ausbau. Damit kommen wir bei diesem vordringlichen Thema einen wichtigen Schritt voran", sagte Pichler am Montagabend in München. Bis 2018 werden bei dem vor sieben Jahren gestarteten Programm etwa 800 Millionen Euro verbaut worden sein. Mehr als 80 Prozent der Reisenden in Bayern und damit täglich über eine Million Menschen erreichen die Bahnsteige bereits heute ohne Hindernisse.

Das 2013 aufgelegte aktuelle Bayern-Paket umfasst mittlerweile 28 Stationen. Nach zwei Jahren Planungsarbeiten starten in den kommenden Wochen die umfangreichsten Ausbauten seit Jahren. Die aufwendigsten und teuersten Maßnahmen: Straubing (16,2 Millionen Euro), Schweinfurt (11,5 Millionen) und Weilheim (11,4 Millionen). Der Würzburger Hauptbahnhof wird seit einiger Zeit für 49 Millionen Euro barrierefrei ausgebaut. In Passau (21,5 Millionen) werden die Arbeiten in diesem Jahr beendet werden.

Barrierefreiheit für viele Stationen

Bis 2018 sollen insgesamt 35 Stationen neu barrierefrei gestaltet sein. Damit wären dann die Bahnsteige an 435 von 1015 Haltepunkten im Freistaat auch für Menschen mit Einschränkungen, Rollstuhlfahrer, Mütter oder Väter mit Kinderwagen und Radfahrer ohne Hindernisse zu erreichen. Bahnhofschef Pichler: "Damit kommen dann 86 Prozent der Reisenden in Bayern bequem zum Zug."

Für die Zeit nach 2018 hat die Deutsche Bahn bereits in Abstimmung mit dem Freistaat die Planungen für einen möglichen barrierefreien Ausbau in Donauwörth, Pleinfeld und Kaufering angestoßen. Ein weiteres großes Projekt steht in Augsburg an: Im Zuge der neuen Straßenbahnunterführung wird der Hauptbahnhof bis 2021 barrierefrei werden. Besonderes Augenmerk legen DB und Freistaat auf die stark frequentierten Münchner S-Bahnhöfe. 91 von 150 Stationen wurden bereits vollständig, 21 weitere teilweise barrierefrei ausgebaut. 13 Haltepunkte sind im aktuellen Bayern-Paket enthalten.

Modernisierungsarbeiten in der Provinz

Zusätzlich zum barrierefreien Ausbau beginnt die DB Station & Service in diesem Jahr mit größeren Modernisierungsarbeiten an acht Bahnhöfen. Für knapp 15 Millionen Euro erhalten Sonthofen, Oberstaufen, Wörth an der Isar, Oberkotzau, Reuth in der Oberpfalz, Immenreuth, Piding und Hammerau neue Bahnsteige. Mit einer "Stationsoffensive" reagieren Bahn und Freistaat auf neue Siedlungsstrukturen. Zwischen 2018 und 2023 sollen 19 neue Haltepunkte errichtet werden, etwa Aschaffenburg Ost, Hof Mitte, Weiden Nord und Füssen West. Pichler: "Wir bringen die Stationen näher zu den Reisenden."

Die Deutsche Bahn wird in diesem Jahr 1,2 Milliarden Euro in ihre Infrastruktur im Freistaat investieren, bis 2020 werden es nach bisherigen Planungen etwa 6,4 Milliarden Euro sein. Davon entfällt der Großteil (5,4 Milliarden) auf das 6000 Kilometer umfassende Streckennetz - unter anderem werden bis zu 200 Brücken, 1200 Weichen und 1200 Kilometer Gleise erneuert. Knapp 860 Millionen entfallen auf die 1015 Bahnhöfe und 192 Millionen Euro auf Anlagen zur Energieversorgung.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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