Religion:Lehrerverband fordert besseren Islamunterricht

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Von Anna Günther, München

Über die integrierende Wirkung von Islamunterricht sind sich Politik und Wissenschaftler einig. Muslimische Schüler und ihre Eltern fühlen sich wertgeschätzt, zeigen Umfragen, und sie lernen in der Schule ihre Religion kennen, nicht in Hinterhof-Koranschulen. Nicht zuletzt wegen der Flüchtlingskinder wird der Bedarf deutlich steigen. Bei der Frage nach dem Wie verfallen CSU und Opposition dann in ihre üblichen Rollen. Die CSU verweist auf das, was schon getan wird, die anderen üben Kritik und wollen mehr. Das jüngste Schauspiel dieser Art fand im Bildungsausschuss des Landtags statt: In einer Petition forderte Simone Fleischmann, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), den Islamunterricht auszubauen und die Qualität zu verbessern.

Manche Lehrer fahren von Schule zu Schule - das ist stressig

94 000 Schüler muslimischen Glaubens lernen in Bayern, 11 500 von ihnen besuchen den Islamunterricht an 260 Schulen. Die meisten Angebote gibt es an Grund- und Mittelschulen. Die Zahl der Lehrer liegt nur bei 65, was heißt, dass die Pädagogen sich jeweils um mehrere Schulen kümmern müssen. Zwar soll der Unterricht zum kommenden Schuljahr auf 400 Schulen ausgeweitet und mehr Personal eingestellt werden, aber dem BLLV reicht das nicht. Man müsse weit mehr muslimische Schüler erreichen und die Lehrer entlasten. Diese fahren täglich bis zu sechs Schulen an, um möglichst viele Kinder zu erreichen. Um die Qualität des Unterrichts zu verbessern, fordert der BLLV mehr Festanstellungen, Bonuspunkte für angehende Islamlehrer auf Jobsuche, mehr Fortbildungen, wissenschaftliche Begleitung des Unterrichts, Praktika für Studenten und Ausbilder für Referendare an den Schulen. Eigentlich ist das Standard in der Lehrerbildung, nicht aber beim Islamunterricht.

Dieser läuft seit sieben Jahren als Schulversuch und wird immer wieder verlängert. Islamunterricht ist in Bayern kein richtiger Religionsunterricht. Dieser wird laut Grundgesetz "in Übereinstimmung mit den Religionsgemeinschaften erteilt". Aber es existiert keine Vereinigung, die für alle Muslime spricht. Solange es keine einheitliche rechtliche Regelung für den Islam gibt, improvisieren die Bundesländer.

Die Verbesserungsvorschläge des BLLV lehnte die CSU mit ihrer Mehrheit ab: Das Ministerium arbeite ohnehin schon an der Weiterentwicklung des Konzepts.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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