Regensburg:Brust raus? Brust weg!

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Das bisschen gemalter Busen reicht für einen Aufreger. (Foto: Ghost Town Noize)

Eine Regensburger Band darf ihr neues Album nicht auf den großen Musik-Portalen zum Download anbieten. Das Cover sei zu anstößig.

Von Andreas Glas, Regensburg

Der "Busenblitzer" gehört ja inzwischen zum Grundwortschatz eines Klatschreporters. Wie viel Aufmerksamkeit mit so einem Busenblitzer machbar ist, hat US-Sängerin Janet Jackson demonstriert, die 2004 während der Halbzeitshow des Super Bowl "versehentlich" ihre rechte Brust entblößte: Das "Nipplegate" war geboren. Seither gab und gibt es jede Menge Nachahmerinnen, vor allem auf roten Teppichen rutscht, huch!, immer mal wieder das Trägerchen von den Schultern der Halb- und Viertelberühmtheiten. Und das auch noch, saublöd, wenn gerade ein sogenannter Society-Fotograf in der Nähe ist. Der Busenblitzer sieht unfreiwillig aus, passiert in der Regel aber ziemlich freiwillig.

Einen Busenblitzer hat sich nun auch eine Regensburger Trash-Rockband erlaubt. Es geht um ein Plattencover, auf dem die drei Mitglieder der Band Sick Sick Sick zu sehen sind. Das Bild ist kein Foto, es ist gemalt und kommt so ein bisschen rubensmäßig daher. Auf dem Cover reiten die drei Musiker nackt auf einem zu groß geratenen Schwan und die rechte Brust der Sängerin ist zu sehen. Kein Aufreger eigentlich, wären da nicht die Spielregeln der US-amerikanischen Musikindustrie.

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Eigentlich wollte die Regensburger Plattenfirma das Album ja samt Cover auf sämtlichen Download-Portalen veröffentlichen - von iTunes bis Spotify, wie man das heutzutage eben so macht. Aber dann, erzählt Label-Chef Jürgen Streu, habe er da diese E-Mail von der Agentur bekommen, die sich um den Musikvertrieb der Band im Internet kümmert. In der E-Mail steht, dass das Plattencover nicht veröffentlicht werden darf, als Begründung heißt es kurz und knapp: "Unzulässiger Content/Content nur für Erwachsene". Mit anderen Worten: Die nackte Brust ist ein Problem.

Die E-Mail habe bei der Band "für Erheiterung" gesorgt, sagt Jürgen Streu, denn besonders anrüchig ist das Plattencover nun wirklich nicht, zumal es sich ja obendrein um ein Gemälde handelt. Vielleicht sei das Cover auch gar nicht richtig begutachtet, sondern nur automatisch gescannt worden, sagt Streu, "und werden da Nippel erkannt, dann fällt das Cover eben durchs Raster".

Vermutlich hat die Sache aber tatsächlich mit der Prüderie der großen amerikanischen Internetkonzerne zu tun. Auch ein Album-Cover des US-Rappers Kanye West wurde nämlich vor ein paar Jahren zensiert, weil darauf die Zeichnung eines nackten Paares in eindeutiger Pose zu sehen war. Wer auf iTunes danach sucht, findet nur ein verpixeltes Bild der Plattenhülle.

Verpixeln aber kommt für das Regensburger Plattenlabel nicht infrage und auch kein schwarzer Balken, der die Brust verdeckt. Stattdessen hat das Label die Fans der Band dazu aufgerufen, kreativere Vorschläge einzureichen, wie man das Plattencover jugendtauglich umgestalten könnte. Auf Facebook haben die Fans bereits ihre ersten Ideen hochgeladen. Auf einem Bild trägt die schwanenreitende Sängerin zum Beispiel einen blauen Pullover mit Katzenmotiv, auf einem anderen Bild hält ein Sittenpolizist seine Hand schützend vor die nackte Brust. "Eine ernst gemeinte Aktion" sei das, sagt der Labelchef, vor allem aber dürfte es auch eine Marketingsache sein. Wie viel Aufmerksamkeit so ein Busenblitzer bringen kann, ist ja inzwischen hinlänglich bekannt.

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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