Niederbayern:Direktor suspendiert: Chaos am Mainburger Gymnasium

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Am Gabelsberger-Gymnasium in Mainburg ist die Stimmung der Schulfamilie wegen der Querelen um den Direktor am Boden. (Foto: Dede2/public domain)
  • Der Mainburger Schulleiter Max L. ist wegen illegaler Finanztransaktionen vorläufig suspendiert.
  • Lehrer und Schüler erfuhren davon erst aus der Zeitung. Das Kultusministerium behauptet, L.s Stellvertreter informiert zu haben; das verneint dieser jedoch.

Von Anna Günther, Mainburg

Wegen illegaler Finanztransaktionen ist der Mainburger Schulleiter Max L. vorläufig suspendiert, aber wieder zeigt sich, dass Kommunikation und Krisenmanagement die Wurzeln der schlechten Stimmung am Gabelsberger-Gymnasium sind: Lehrer und Schüler erfuhren am Freitag erst aus der SZ, dass der wegen Untreue zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilte L. an diesem Montag nicht an die Schule zurückkehren wird.

Das Chaos war am Freitag groß: Eine Sekretärin war zunächst alleine mit Fragen von Eltern, Schülern, Lehrern und Medien konfrontiert. Sogar der stellvertretende Schulleiter Franz Baumer wurde überrascht. Weder L. noch das Kultusministerium hatten ihn rechtzeitig informiert - obwohl die für das Disziplinarverfahren zuständige Landesanwaltschaft den Direktor bereits zehn Tage zuvor suspendiert hatte. Das Ministerium erklärte die Verzögerung mit den Ferien, betonte aber, den stellvertretenden Schulleiter informiert zu haben.

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An einem anderen Gymnasium hatte er Geld veruntreut und erhielt dafür zehn Monate Haft auf Bewährung. Jetzt stellt sich die Frage: Wie konnte er wieder einen Chefposten bekommen?

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"Die Informationskette hat nicht ganz funktioniert", sagte dagegen Baumer. Kritischer äußerte sich der Vize-Schulleiter nicht, das Wohl der Schule sei ihm wichtiger. Er hofft, dass endlich Ruhe einkehrt. Seit fast 30 Jahren arbeitet Baumer am Gabelsberger-Gymnasium - und führt bereits seit Wochen alleine die Geschäfte. Mit der vorläufigen Amtsenthebung L.s ist Baumer nun auch formell der Chef. Nicht zuletzt weil die Abiturienten den Direktor nach dessen Verurteilung von ihrer Abschlussfeier ausgeschlossen hatten, sollte Max L. sich aus der Organisation des Abiturs raushalten.

Ein weiterer gescheiterter Versuch, die Stimmung zu beruhigen. Denn solange L. präsent war, klagten Mitglieder der Schulfamilie über das angespannte Klima. Der 48-Jährige weigerte sich, über seine Verurteilung zu sprechen und wollte offenbar verhindern, dass negative Informationen nach außen dringen.

"Es war sehr bedrückend, solange er als Instanz im Hintergrund da war, auch für die Lehrer", sagte Schülersprecher Felix Groll. Die Mainburger Gymnasiasten diskutierten die Suspendierung am Wochenende in ihren Chats erst ungläubig, dann euphorisch. Insgesamt war die Erleichterung im Umfeld der Schule groß, sogar von Jubel und Feiern war die Rede.

L. ist seit Ende März wegen Untreue in drei Fällen rechtskräftig zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Wegen 37 Fällen illegaler Geldtransaktionen musste der Direktor sich im April 2016 vor dem Landshuter Amtsgericht verantworten, im März zog er vor dem Landgericht seinen Berufungsantrag zurück. Die Vorfälle ereigneten sich am Maristen-Gymnasium in Furth bei Landshut, wo L. von 2007 bis 2014 Schulleiter war. An dieser Privatschule der Schulstiftung des Bistums Regensburg sollte er ein "Klassenfahrt-Konto" verwalten.

Statt Überschüsse an die Schulstiftung zu überweisen, parkte L. Geld unter anderem auf den Konten seiner Kinder. Das Bistum Regensburg soll L. kurz vor seinem Abschied nach Mainburg eine Liste seiner Buchungen präsentiert haben, worauf L. 71 000 Euro überwies und Selbstanzeige erstattete. Ob der vierfache Vater seinen Beamtenstatus endgültig verliert, entscheidet am Ende das Verwaltungsgericht. Aber die Landesanwaltschaft ist sich ihrer Sache recht sicher.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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