Nationalsozialismus:Auf der Suche nach Raubkunst

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Nichtstaatliche Museen sollen ihre Bestände durchforsten

Bayerns kommunale und private Museen sollen verstärkt nach NS-Raubkunst in ihren Beständen forschen. Dabei geht es vor allem um 26 Kunstmuseen. Das sagte Astrid Pellengahr, die Chefin der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen, am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Landtags. Viele der nichtstaatlichen Museen haben demnach bisher wenig getan, um aufzuklären, ob sie während oder nach der NS-Zeit Raubkunst erworben haben. Pellengahr nannte vier Hauptgründe dafür: Neben dem Alltagsgeschäft könne die Provenienzforschung von den Museen nicht geleistet werden. "Oft vermuten die Museen auch keine Raubkunst in ihren Beständen." Die "moralisch-ethische Verpflichtung" zur Provenienzforschung sei oft nicht bekannt. Und in manchen Häusern hapert es laut Bericht ohnehin an der Erfassung der Bestände.

Die Landesstelle will ihrerseits zwei Provenienzforscher in die Museen schicken, die bei der Erfassung helfen. Sofern es einen "Anfangsverdacht" gibt, dass ein Kunstwerk gestohlen sein könnte, sollen die Museen dem Fall genauer nachgehen. Die Grünen fordern eine Meldepflicht für solche Verdachtsfälle. "In den meisten Museen ist es weder vom Wissensstand noch personell möglich, der Provenienzforschung so nachzugehen, wie es nötig wäre. Ich glaube, dass wir vonseiten des Freistaats wesentlich mehr Unterstützung bieten müssen", sagte die Abgeordnete Verena Osgyan. Auch die SPD plädiert dafür, mehr Geld und Personal für die Forschung zur Verfügung zu stellen: "Es geht darum, erhebliche Mittel zur Verfügung zu stellen", sagte der Würzburger Abgeordnete Georg Rosenthal. "Der Kunsthandel wusste sehr deutlich, die Spuren des Verbrechens nach 1945 zu vertuschen."

Abgesehen von Detailfragen sind sich die Landtagsfraktionen in diesem Punkt einig. Oliver Jörg (CSU) betonte die "historische Verantwortung" bei der Provenienzforschung. Ärger gibt es über die von der Staatsregierung ins Leben gerufene Taskforce, die in der Sammlung des 2014 gestorbenen Kunsterben Cornelius Gurlitt nach NS-Raubkunst suchen soll. Grund ist das langsame Tempo. "Wir sind mit der Arbeit der Taskforce extrem unzufrieden", sagte Osgyan. Zwei Werke seien bisher den rechtmäßigen Erben zurückgegeben worden. "Bei über 500 Kunstwerken ist das ungeklärt." Die CSU stimmte den Berichtsanträgen der Opposition zu - in einigen Wochen muss Taskforce-Leiterin Ingeborg Berggreen-Merkel den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. "Man muss wirklich über personelle Konsequenzen nachdenken", sagte Osgyan.

© SZ vom 21.05.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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