Mittelfranken:"Männer begreifen ihren Körper wie ein Auto"

Lesezeit: 1 min

Wenn Nürnberger Männer ein Problem haben, können sie sich an Matthias Becker wenden. (Foto: Christine Dierenbach/Stadt Nürnberg)

Matthias Becker ist Ansprechpartner für Männer in Nürnberg, der erste seiner Art in Deutschland. Aber kein Männerbeauftragter - darauf legt er Wert.

Von Katja Auer

Als Matthias Becker vor fast 20 Jahren eine längere Elternzeit antrat, da war denjenigen, die ihn mit seinen Söhnen auf dem Spielplatz antrafen oder beim Einkaufen, schnell klar, dass mit dem Mann irgendwas nicht stimmen konnte.

Arbeitslos wahrscheinlich, auf jeden Fall komisch. Ein Mann, der daheim bleibt, weil er sich um seine Kinder kümmern möchte, war damals eine Ausnahme. Später, nach dem dritten Sohn, arbeitete Becker Teilzeit, wie seine Frau. Sie teilten sich Erziehung, Haushalt und Beruf. Verrückt.

SZ PlusÖkonomisches Potenzial von Frauen
:Frauen an die Wirtschaftsmacht

Solange Vorurteile die Arbeitswelt beherrschen, nutzt die beste Ausbildung nichts. Zehn Erkenntnisse über unsere verborgene Wirtschaftsmacht: Frauen.

Von Alexandra Borchardt

Nach solchen Erfahrungen trifft es Matthias Becker heute kaum, wenn jemand spottet über seinen neuen Job. Der 52-Jährige ist Nürnbergs "Ansprechpartner für Männer", der erste seiner Art in Deutschland. Kein Männerbeauftragter, darauf legt er Wert, dieser Begriff soll den Frauen vorbehalten bleiben, historisch aufgeladen wie er ist. Dass Männer dennoch Redebedarf haben, ist für Becker eindeutig.

Becker will mit Rollenbildern aufräumen

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das Umgangsrecht mit den Kindern nach einer Trennung, häusliche Gewalt, mit solchen Themen können Nürnberger Männer zu Becker kommen. Auch um Gesundheit soll es gehen. "Männer begreifen ihren Körper wie ein Auto: Wenn etwas kaputt ist, lassen sie es reparieren", sagt Becker.

Nicht der Ansatz, den er verfolgt. Er will mit Rollenbildern aufräumen, die es Männern schwer machten, sich nicht so zu verhalten, wie es das Klischee verlangt. Dafür haben sie ihm im Büro der Frauenbeauftragten einige Stunden abgegeben, wenn es gut läuft, soll die Stelle dauerhaft eingerichtet werden.

Der Vater von drei Kindern ist Sozialpädagoge und, möchte man ein Klischee bemühen, das sieht man auch. Die ergrauten Haare zum Zopf gebunden, am Ohr glänzt ein silberner Ring. Becker kommt aus der Jugendarbeit, der Jungenarbeit vor allem, und das Genderthema beschäftigte ihn schon, als andere noch nicht mal den Begriff kannten. Pionierarbeit, das scheint dem Mann zu liegen.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Prognosen
:Eine Mischung aus Regen und Schneesturm

In diesem Sommer gibt sich das Wetter launenhaft wie selten, mit Hitzetagen und heftigen Gewittern. Ganz normal, findet der Wetterdienst.

Von Günther Knoll

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: