Nach dem neuerlichen Aus für eine innerdeutsche Verbindung orientiert sich der Allgäu Airport in Memmingen immer weiter nach Osteuropa und darüber hinaus. Am Donnerstag hat die russische Billig-Fluggesellschaft Pobeda eine tägliche Verbindung von Memmingen nach Moskau-Vnukovo aufgenommen.
Von September an soll es Flüge nach Kutaisi (Georgien) geben. Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid kündigt für 2016 einen neuen Passagierrekord an, räumt aber auch ein, dass die finanzielle Situation nach wie vor angespannt ist.
Design im Restaurant:Wie aus einer Flughafen-Anzeigetafel eine Speisekarte wurde
Ein Start-up aus dem Ruhrgebiet hatte eine Idee, an der es nun gut verdient. Vorteil für die Gäste: Kein Gericht kann teurer sein als 23,59 Euro.
Schmid hofft, dass die Verbindung in die russische Hauptstadt von Touristen genützt wird, die Urlaub in den Alpen machen wollen. "Wir hoffen auf 40 000 bis 50 000 zusätzliche Passagiere", sagt Schmid. Insgesamt will er 2016 wieder mehr als 900 000 Fluggäste abfertigen, "unser Ziel ist ein Allzeithoch". Und das, obwohl er in diesem Jahr nicht mehr mit einer innerdeutschen Verbindung rechnet.
Zwischenkredit verhindert Insolvenz
Hinter den Kulissen wird unterdessen die Sanierung des Airports vorangetrieben. Das Flughafenareal wird bis 2017 ausgebaut, Randgrundstücke sollen unter Beteiligung der benachbarten Kreise und Kommunen als Gewerbeflächen vermarktet werden. Finanzminister Markus Söder hat eine Beteiligung des Freistaates am Airport in Aussicht gestellt, doch Ministerpräsident Horst Seehofer widersprach ihm.
Dass Handlungsbedarf besteht, darin sind sich wiederum alle einig. Ende 2014 drohte der Absturz, nur ein Zwischenkredit verhinderte die Insolvenz. Schon im Lagebericht 2013 hatten die Wirtschaftsprüfer betont, "dass die Sicherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit von weiteren Einlagen der Gesellschafter abhängt".
Den Jahresbericht für 2014 hat die GmbH noch nicht veröffentlicht. Deshalb hat das Bundesamt für Justiz wegen Fristüberschreitung "ein Ordnungsgeldverfahren" eingeleitet und 2500 Euro Strafe "angedroht". Ralf Schmid betont auf Anfrage, die Veröffentlichung stehe kurz bevor. Ihm zufolge habe der Verlust 2014 etwa 1,75 Millionen Euro betragen - also 150 000 Euro mehr als 2013.