Kneipenschlägerei in Regensburg:Beschuldigte wehren sich

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Ein Ehepaar soll in einer Kneipe in Regensburg einen jordanischen Medizinstudenten niedergeschlagen und rassistisch beleidigt haben. Nun wehren sich die Beschuldigten. Ihr Anwalt spricht von einer "Räuberpistole".

Von Wolfgang Wittl, Regensburg

Nach der möglicherweise rassistisch motivierten Kneipenschlägerei von Regensburg setzt sich das beschuldigte Ehepaar zur Wehr. Der Anwalt der beiden spricht von einer "Räuberpistole" des mutmaßlichen Opfers.

Der jordanische Medizinstudent hatte behauptet, das Ehepaar sei in einem Regensburger Café grundlos auf ihn losgegangen, habe ihn niedergeschlagen sowie mit rechtsradikalen Sprüchen und Gesten beleidigt. "Da wurde bewusst ein Knöpfchen gedrückt mit einem Thema, das in Deutschland hochsensibel ist", sagt der Anwalt. Er spricht von einer Kampagne gegen seine Mandanten.

Das Ehepaar schildert den Hergang des Abends völlig anders als der Student. Der habe sich mit drei weiteren Personen an einen Nebentisch gesetzt. Der 29-Jährige habe wiederholt mit der Bank gewackelt, daher habe man ihn aufgefordert, damit aufzuhören. Darauf sei dieser sofort laut und beleidigend geworden. Der Disput habe sich hochgeschaukelt.

Als die Frau dem Studenten gesagt habe, er solle weniger Drogen nehmen, dann müsse er nicht so herumzappeln, habe er ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Weil er danach ihrem Mann zweimal mit dem Fuß in den Bauch getreten habe, versetzte die Frau dem Studenten einen Schlag mit einem Glas auf den Kopf - worauf der ihr erneut ins Gesicht geschlagen habe. Sie habe eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma erlitten, ihre Lippe sei aufgeplatzt. Ihr 60 Jahre alter Mann habe sich bei dem Angriff des Studenten den Daumen gebrochen.

Beschuldigter hat Tattoo von den Hell's Angels

Seinem Anwalt berichtete das Paar seine Sicht offenbar bereits drei Tage nach dem Vorfall vom 20. September. Dass der 60-Jährige den Hells Angels angehöre und dem Studenten ein entsprechendes Tattoo gezeigt habe, gibt er offen zu. Das habe er getan, als der Student den beiden gedroht habe, er würde sie fertigmachen, würde er nicht in Kürze sein Examen schreiben, sagte der Mann dem Onlineportal regensburg-digital.

Dass zwei Begleiterinnen des ebenfalls verletzten Studenten dessen Aussagen bezeugen, führt das Paar auf falsch verstandene Loyalität zurück, um dessen Zukunft als Arzt nicht zu gefährden. Man distanziere sich ausdrücklich von rechten Parolen und hoffe auf weitere unabhängige Zeugen. Der Staatsschutz ermittelt.

© SZ vom 20.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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