Katholische Kirche:Eichstätter Bischof will hohe Geistliche entmachten

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Das Bischofshaus mit der Wohnung des Eichstätter Bischofs. (Foto: dpa)
  • Nachdem sich ein Mitarbeiter der Erzdiözese Eichstätt millionenschwer verspekuliert hat, will Bischof Gregor Maria Hanke die Verwaltung umbauen - auch gegen Widerstand.
  • Um für mehr Transparenz und Kontrolle zu sorgen, sollen hohe Geistliche, die teils schon lange Jahre in ihren Ämtern sind, entmachtet werden.
  • Auch der Bischof selbst steht in der Kritik: Durch eine schwere Verletzung seiner Sorgfaltspflicht habe er den Finanzskandal mitverursacht.

Von Matthias Drobinski, Nicolas Richter und Katja Riedel, München

Als Konsequenz aus dem jüngsten Finanzskandal baut der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, die Verwaltung seiner Diözese grundlegend um und legt sich dabei auch mit langjährigen Amtsträgern an. Zum einen soll in der Diözese die Stelle eines Amtschefs entstehen, ähnlich dem Amtschef in bayerischen Staatsministerien. Bisher leitet Generalvikar Isidor Vollnhals die Verwaltung, er verantwortet einen Jahresetat von 150 Millionen Euro.

Der Bischof aber möchte den Generalvikar entlasten, wie es im Ordinariat heißt. Ob der neue Amtschef über dem Generalvikar steht, unter oder neben ihm, ist noch unklar. In der Diözese heißt es nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und WDR, der Bischof könne es sich gut vorstellen, die Stelle mit einer Frau zu besetzen. In der Kirche dürften es die Traditionalisten als Affront empfinden, dass eine solch starke und exponierte Stelle direkt unterhalb des Bischofs, die sonst Priestern vorbehalten ist, mit einer Frau besetzt wird.

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Zweitens wird der Bischof das Domkapitel entmachten, ein Gremium hochrangiger, einflussreicher Geistlicher. Bisher hat dieses Domkapitel mit knapp einem Dutzend Mitgliedern in voller Stärke an den Sitzungen der Ordinariatskonferenz teilgenommen, wo über alle operativen Aufgaben des Bistums entschieden wird. Ab sofort sollen die Domkapitulare dort ausgeschlossen sein, es sei denn, sie arbeiten selbst leitend in der Verwaltung, zum Beispiel im Bereich der Seelsorge. Hanke will so die eigentliche Verwaltung stärker von der beratenden Ebene des Domkapitels trennen und den Einfluss der Domkapitulare begrenzen. Auch sollen die Laien eine größere Rolle bei der Beratung des Bischofs spielen. Dies dürfte heftigen Unmut etablierter Kleriker auslösen.

Der Bischof hatte Ende 2015 eine Initiative für mehr Transparenz in seinem Bistum gestartet. Er ließ die Finanzen von Wirtschaftsprüfern durchleuchten, sie stießen auf faule Immobilienkredite, die wohl in einer Höhe von mehr als 50 Millionen Euro abgeschrieben werden müssen. Der damals verantwortliche Finanzchef der Diözese musste daraufhin sein Amt abgeben; sein Vize, der die dubiosen Geschäfte veranlasst hatte, sitzt in Untersuchungshaft wegen Verdachts der Untreue und Korruption.

Hanke ist seitdem gleich von mehreren Seiten unter Druck geraten. Kritiker werfen ihm vor, er habe den Finanzskandal mitverursacht durch eine schwere Verletzung seiner Sorgfaltspflicht. Eine entsprechende Anzeige von 18 Katholiken ist in dieser Woche bei der Kleruskongregation im Vatikan eingegangen. Sie werfen dem Bischof unter anderem vor, dem Haupttäter näher gestanden zu haben, als er selber es darstelle - dieser sei "nach glaubwürdigen Zeugenaussagen im Bischofshaus ein und aus gegangen."

Andere finden, es werde zu viel Geld für Anwälte und Wirtschaftsprüfer ausgegeben. Wieder andere befürchten, durch die Umstrukturierungen entmachtet zu werden. Die Befürworter der Reformen dagegen argumentieren, dass die Verwaltung modernere Strukturen brauche, mehr Transparenz und kompetente Beratung. Der Widerstand dagegen zeige, wie schwer die katholische Kirche zu reformieren sei.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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