Grüne:Artenschutzprogramm als veraltet kritisiert

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Der Grünen-Politiker Christian Magerl ist einer der dienstältesten Abgeordneten im Landtag - abgesehen von einer Periode gehört er ihm seit 1986 an. Klar, dass der 61-Jährige politisch gesehen nicht mehr so schnell in Rage zu bringen ist. Wenn es freilich aber um den Naturschutz geht, poltert er wie ein Junger: "Armutszeugnis", "Kaputtsparerei" und "Interesselosigkeit" sind die Worte, wenn Magerl auf das Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) des Freistaats zu sprechen kommt. Der Grund: Große Teile des Programms sind seit vielen Jahren komplett veraltet. Und der Staatsregierung liegt offenbar sehr wenig daran, sein ABSP endlich auf die Höhe der Zeit zu bringen.

Das ABSP ist gleichsam die Bibel des amtlichen Naturschutzes. In seinem Rahmen werden alle Biotope, Naturschutzgebiete und sonstigen für die Artenvielfalt bedeutsamen Flächen kartiert und bewertet - für einen jeden Landkreis und eine jede Stadt im Freistaat. Außerdem formuliert das ABSP Ziele für den Erhalt und den Ausbau des Naturschutzes und listet dazu konkrete Vorschläge auf. "Das ABSP ist die Basis für die Naturschutzarbeit an den Kreisbehörden", sagt Magerl, "aber auch andere Ämter, Fachstellen und Planungsbüros sind auf es angewiesen - schließlich muss der Naturschutz bei jedem Bauprojekt berücksichtigt werden." Deshalb ist Magerls Ärger groß, dass die Unterlagen meist völlig veraltet sind. Für 33 Landkreise und drei Städte ist das ABSP bereits älter als 15 Jahre - dabei, so sagen Experten, sollte es etwa alle fünf Jahre aktualisiert werden, damit man richtig mit ihm arbeiten kann. Seit 2012 sind aber nur die Teile für das Berchtesgadener Land und Augsburg fortgeschrieben worden, die für Kempten und das Oberallgäu sollen 2017 folgen. Die Aktualisierung zwölf weiterer Teile hat das Umweltministerium dagegen wieder eingestellt, wie es auf Magerls Anfrage eingeräumt hat. "So geht das nicht", schimpft dieser. "Der Freistaat leistet sich jede Menge teure Werbebroschüren über seine Wohltaten im Naturschutz. Aber für richtig wichtige fachliche Unterlagen ist ihm das Geld zu schade." Das will man im Umweltministerium nicht auf sich sitzen lassen. "Die Staatsregierung arbeitet mit verschiedenen Maßnahmen am Erhalt und der Verbesserung der Lebensräume", sagt ein Sprecher. "Bei begrenzten Mitteln müssen Schwerpunkte gesetzt werden."

© SZ vom 11.04.2017 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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