Garmisch-Partenkirchen:Wie die Zugspitze auf noch mehr Touristen vorbereitet wird

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Die Besucher begreifen die Bauarbeiten auf dem Gipfel der Zugspitze als eine Attraktion mehr nicht als Belästigung. (Foto: Johannes Simon)
  • Die neue Seilbahn, die 50 Millionen Euro kosten wird, soll von 2017 an mehr als 500 Besucher pro Stunde zum Gipfel hinaufschaukeln.
  • Während der Bauphase wird eine Zahnradbahn für einige Monate die Menschenmassen alleine bewältigen müssen.

Von Matthias Köpf, Garmisch-Partenkirchen

Die Eibsee-Seilbahn tut es auch nach 53 Jahren noch ganz gut. An einem belebten Tag wie diesem Donnerstag wird sie bis zum Abend wohl mehr als 1200 Gäste auf die Zugspitze transportiert haben, ungefähr genauso viele wie die Zahnradbahn von Garmisch über Grainau und den Eibsee. Doch damit stößt die Seilbahn schon an ihre Grenzen, obwohl an Spitzentagen mehr als 4000 Menschen auf Deutschlands höchsten Berg wollen.

Unten stehen sie dann genauso Schlange wie oben, wo viele Passagiere der Zahnradbahn gerne per Seilbahn zu Tal schweben möchten, so wie es die Marketingleute der Bayerischen Zugspitzbahn weltweit als einmalige Kombination anpreisen. Um das ganze Gedränge der jährlich fast 500 000 Menschen auf der Zugspitze zu entzerren und am besten trotzdem noch 50 000 mehr hinaufzuschaffen, lässt die Zugspitzbahn gerade eine neue Seilbahn bauen.

Am Donnerstag hat das Unternehmen Zwischenbilanz gezogen: Deutschland höchste Baustelle läuft demnach technisch und finanziell nach Plan. Zu Weihnachten 2017 soll die neue Bahn in Betrieb gehen.

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Diese neue Bahn wird dann auch nicht mehr Eibsee-Bahn heißen, sondern "Seilbahn Zugspitze" - wiederum dem Marketing zuliebe. Die beiden bodentief verglasten und mit einer weißen Silhouette des ganzen Wetterstein-Massivs verzierten Gondeln sollen jeweils 120 Passagiere fassen und dabei jedem einzelnen von ihnen ein bisschen mehr Platz bieten als die jetzigen. In diesen kann bei den jeweils 44 Passagieren durchaus das Gefühl aufkommen, in einer Sardinendose auf den Berg zu schweben.

Unmittelbar nach den beiden rot-weißen Stützen, der 60 Meter hohen unteren und der 80 Meter hohen oberen, pendelt die Kabine immer ein bisschen hin und her, und auch diesen Effekt werden die Fahrgäste in Zukunft höchstens einmal erleben. Denn die neue Seilbahn wird mit einer Stütze auskommen, die dann mit 127 Metern sogar die höchste der Welt sein wird.

Die Bayerische Zugspitzbahn, eine Tochterfirma der Gemeindewerke und damit indirekt ein Unternehmen der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, hat das Projekt 30 Jahre erwogen, drei Jahre geplant, 2014 mit den Vorarbeiten und im vergangenen Jahr mit dem Bau am Berg begonnen. Sie lässt sich ihre neue Seilbahn 50 Millionen Euro kosten, ohne dafür direkt oder in Form von Zuschüssen Steuergeld zu brauchen. Spätestens in 20 Jahren will sie die Investition wieder hereingefahren haben. Statt 220 Menschen pro Stunde wird die Bahn dann mehr als 500 Menschen transportieren können, also ungefähr so viele wie die Zahnradbahn.

Diese fast 90 Jahre alte, aber mehrmals modernisierte Zahnradbahn wird wohl vom kommenden Frühjahr an erst einmal für ein paar Monate alleine mit all den Menschenmassen zurechtkommen müssen. Mit einer neuen Berglok soll sie dann im 30-Minuten-Takt unterwegs sein. Die Eibsee-Seilbahn wird demontiert, ihre Seile dienen dann noch dazu, in einer auf zwei Monate veranschlagten Prozedur die neuen, jeweils rund 4500 Meter langen und 150 Tonnen schweren Tagseile hinauf zur Bergstation zu ziehen.

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Die vielen Stahlteile und den Beton, welche die Arbeiter mitten im und unter dem Trubel an der Bergstation verbauen, schafft eine Materialseilbahn hinauf, die sich neben der Eibsee-Bahn zum Gipfel spannt. Oben übernimmt einer von zwei Kränen das Material, die das Gipfelkreuz der Zugspitze auf 2962 Metern Seehöhe sogar noch überragen und wohl noch bis zum Jahr 2017 Deutschlands höchste Punkte sein werden.

In diesem Jahr sollen die Stahl- und die Betonbauer möglichst noch fertig werden mit all den Tragseiltürmen und den tief in den Fels gegründeten Fundamenten, über die das ganze Bauwerk samt Seil nach Süden hin abgespannt und so im Gleichgewicht gehalten wird. Dazu ziehen sie auch eine massive Stahlbetonbrücke bei laufendem Bahnbetrieb mitten durch die bestehende Bergstation.

Die Gäste lassen sich von all dem ohnehin nicht stören und begreifen die Bauarbeiten eher als zusätzliche Attraktion und nicht als Beeinträchtigung, wie es die Verantwortlichen bei der Zugspitzbahn anfangs befürchtet hatten. Wozu all das gut sein könnte, erfahren sie am frühen Nachmittag, wenn auf der Zugspitze wieder die Tonband-Durchsage von der überlasteten Eibsee-Bahn und den langen Wartezeiten durch die Etagen tönt.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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