Garmisch-Partenkirchen:Der veränderte Berg

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Garmisch-Partenkirchen hat den Gudiberg zu einem der "anspruchsvollsten Berge im Weltcupzirkus" umgestaltet. Die Tribüne ist nun zwar kleiner - dafür gibt es endlich einen Sessellift.

Michael Neudecker

Felix Neureuther fährt jetzt zum dritten Mal nach oben, und jedes Mal, sagt er, kommen die Erinnerungen wieder. Wie er damals da unten im Ziel stand, schrie, jubelte, weil er den Slalom von Garmisch-Partenkirchen gewonnen hatte. Er ist hier im Ort aufgewachsen, der Gudiberg ist sein Hang, gewissermaßen, dieser Sieg war für ihn etwas Besonderes. Vor einem Jahr war das, aber heute, am Mittwoch, bei der Eröffnung des neuen Gudibergs, ist vieles anders. Dieser Sessellift zum Beispiel, in dem Neureuther jetzt sitzt.

Anfang Dezember fuhr Felix Neureuther den Riesenslalom in Beaver Creek (hier im Bild) - jetzt testet er die neue Piste am Gudiberg in Garmisch-Partenkirchen. (Foto: AFP)

Garmisch-Partenkirchen hat den Gudiberg, auf dem jährlich ein alpiner Slalom-Weltcup stattfindet, grundlegend verändert. Die Ski-Weltmeisterschaft findet ja im Februar hier statt, deshalb investiert der Ort: Allein der Umbau des Gudibergs habe 6,1Millionen Euro verschlungen, sagt Bürgermeister Thomas Schmid. Früher hatten sie hier einen Schlepplift, der Ski-Weltverband erlaubt das zwar, aber der Schlepplift hat ihnen sehr viel Mühe bereitet, tagelang mussten die Lifttrassen präpariert werden.

Außerdem gab es stets Kritik, weil ein Schlepplift nicht zum Gesicht eines Weltcups passt, das doch modern aussehen soll, professionell. Also haben sie den Schlepplift durch einen Sessellift ersetzt, 1,6 Millionen Euro hat das gekostet. Dafür hat der Sessellift aber auch repräsentativen Wert, sozusagen: Künftig wird der Name jedes Siegers einen Sessel zieren, die beiden einzigen deutschen Gewinner bislang haben schon einen bekommen. Sessel eins heißt Felix Neureuther, Sessel zwei Christian Neureuther.

Schanze und Berg

Dazu haben sie ein neues Haus für die Zeitnahme gebaut, eine Beschneiungsleitung im Boden und neue Tribünen. Die Kapazität hat sich wegen der Sicherheitsbestimmungen zwar von 15.000 Zuschauern auf 10.000 verringert, die aber dürfen auch am Hang stehen, deshalb sagt Heinz Mohr, der Rennleiter der Weltmeisterschaft: "Wir haben hier die Atmosphäre eines Stadions". Die Atmosphäre, das glaubt auch Felix Neureuther, "wird speziell sein". Das klingt gut - frei von Kritik aber war der Umbau deshalb nicht.

Vor zwei Jahren wurden die historischen Steintribünen am Fuß des Berges abgerissen, um einen Zieleinlauf ins benachbarte Skisprungstadion zu ermöglichen - jetzt werden dort noch Stahltribünen errichtet. Man will den Zieleinlauf doch wieder weiter oben haben, das mit dem Skisprungstadion hat nicht funktioniert. Dafür ist der Start nach oben gerückt, die ersten sechs Tore kann der Zuschauer nun nicht mehr einsehen. Die Strecke wird dadurch schwieriger, der Gudiberg sei jetzt "einer der anspruchsvollsten Berge im Weltcupzirkus", sagt Felix Neureuther.

Durch die Modernisierung aber, hoffen sie in Garmisch, ist der Boden bereitet für einen Traum: Das Zusammenlegen des Neujahrsspringens und des Slaloms. Erster Slalom-Durchgang, Skispringen, zweiter Durchgang, das wäre die Idee, Schanze und Berg liegen ja nebeneinander. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden.

© SZ vom 16.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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