Füssen:Bieter beklagt Allgäuer "Klüngel"

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Der Verkauf des Füssener Festspielhauses bleibt umstritten

Von Johann Osel, München

Der Streit über angebliche Ungereimtheiten beim Verkauf des Festspielhauses Füssen spitzt sich zu, vor allem in der Wortwahl. Ein nicht zum Zuge gekommener Bieter für das insolvente Theater, die Lens AG mit Sitz in Dortmund, spricht inzwischen von einem Allgäuer "Klüngel". Schon zu Wochenbeginn hatte die Firma dem Münchner Insolvenzverwalter Marco Liebler vorgeworfen, er habe ihre Angebote durch mangelnde Kommunikation sabotiert - offenbar störe Liebler sich am Investorenkreis der Lens AG, zu dem auch Anleger aus den arabischen Emiraten gehören. Die Firma hat nach eigenen Angaben Beschwerde beim Amtsgericht Kempten eingelegt. Anfangs äußerte sich Anwalt Marco Liebler auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung nur knapp; jetzt folgte eine zweiseitige Erklärung. Das "Nachtreten" des Bieters mit "bewusst falschen Darstellungen" überrasche ihn nicht, sondern decke sich mit seinen bisherigen Eindrücken.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass das Theater am Ufer des Forggensees veräußert ist. Über die Summe wurde Stillschweigen vereinbart. Zu den drei Käufern gehört der Marktoberdorfer Unternehmer Manfred Rietzler. Im März solle das Haus wieder bespielt werden, das Ende der Neunziger eigens für ein Musical über König Ludwig II. gebaut worden war, hieß es. "Die letzten Angebote der Lens AG waren betragsmäßig uninteressant, die Finanzierung über ein Leasingmodell aus Dubai undurchsichtig", so Liebler. Alles sei aber geprüft und beantwortet worden, bis zur Entscheidung: "Der Stadt Füssen bleibt eine Ruine erspart und sie hat einen gebürtigen Allgäuer als Investor." Für ihn sei es unbedeutend, so Liebler, ob Investoren aus den Arabischen Emiraten oder aus Thailand kämen. Damit spielt er auf einen Vorwurf der Lens AG an, den diese am Mittwoch bekräftigte - der Verkauf sei noch gar nicht unter Dach und Fach, inklusive Bezahlung, da sich Rietzler derzeit an seinem Wohnsitz in Thailand aufhalte. Liebler betont, der Kauf sei rechtswirksam abgeschlossen, beim Geld bestehe "Transaktionssicherheit".

Viel einfacher ist der Streit mit Fußballvergleichen zu erklären. "Wer in der ersten Halbzeit drei Elfmeter verschießt, darf sich nicht wundern, wenn er beim Abpfiff den Pokal nicht in der Hand hält", meint Liebler über die Lens AG. Diese wiederum hat "das Gefühl, in dem gesamten Spiel fehlt der Schiedsrichter."

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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