Feuerwehrmuseum:Mit dem Simulator gegen Rettungsgassen-Ignoranten

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Eigentlich sind Rettungsgassen den Unfallhelfern vorbehalten. (Foto: P. Steffen/dpa)
  • Das Feuerwehrmuseum Bayern in Waldkraiburg versucht im Kampf für freie Rettungsgassen, mit einem Simulator an die Verkehrsteilnehmer zu appellieren.
  • Dabei klettert der Spieler hinters Lenkrad eines Einsatzfahrzeugs der Feuerwehr und muss sich durch verschiedene Verkehrssituationen manövrieren.
  • Die noch offenen Kosten für den Simulator will das Feuerwehrmuseum übers Internet einsammeln.

Von Maximilian Gerl, Waldkraiburg

Was haben die Feuerwehrler nicht schon versucht. Sie haben Interviews gegeben, an die Vernunft appelliert, auf die Strafen hingewiesen. Geändert hat sich wenig. Seit Monaten berichten Rettungskräfte, wie sie bei ihrer Arbeit zunehmend behindert werden. Vor allem das Bilden einer Rettungsgasse scheinen viele Verkehrsteilnehmer bestenfalls vom Hörensagen zu kennen. Doch dem Feuerwehrmuseum Bayern in Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf am Inn) reicht es jetzt. Dort will man mit einem ungewöhnlichen Mittel dem Rettungsgassenverweigerern begegnen: mit einem Feuerwehrsimulator. Einem Erlebnis, das Nicht-Feuerwehrler die Machtlosigkeit spüren lässt, im Stau zu stehen statt Menschenleben zu retten.

Aufklärungsbedarf besteht definitiv. Ohne freie Fahrt keine schnelle Rettung. Erst vergangene Woche hatte die Feuerwehr wieder Probleme, auf der A 3 bei Regensburg vorwärtszukommen. Ein Lkw krachte schließlich von hinten in ein Einsatzfahrzeug. Im Januar veröffentlichte die Polizei Oberbayern-Süd ein Video, in dem Autofahrer eine Rettungsgasse zur Überholspur umfunktionierten. Einer fuhr dazu sogar rückwärts. Ausgerechnet im Autoland Bayern scheint es bei vielen Einwohnern mit den Fahrkünsten nicht weit her zu sein.

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In Waldkraiburg hat man die Hoffnung, der neue Simulator könnte künftig beim einen oder anderen Autofahrer das Problembewusstsein schärfen. Das Gerät soll mal im Museum stehen oder bei Veranstaltungen aufgebaut werden; wer Rennsimulatoren aus Spielhallen kennt, dürfte sich bei der Blaulichtvariante sofort heimisch fühlen. Der Spieler klettert in die Fahrerkabine eines Feuerwehrautos, vor sich eine Leinwand mit Verkehrsgeschehen. Lenken, Gas geben, Martinshorn einschalten: All das muss der Spieler übernehmen. Die Verkehrs- und Einsatzsituation wählt ein Zufallsgenerator aus. "Man erlebt zum Beispiel, was es bedeutet, ein riesiges Feuerwehrauto im Stadtgewirr, auf einer Autobahn mit Stau oder auf der Landstraße zu fahren", heißt es vom Feuerwehrmuseum.

Der Simulator passt in die Reihe jüngster Versuche, das Problem für Nicht-Feuerwehrler fühlbar zu machen. Im Sommer veröffentlichte etwa das bayerische Innenministerium einen Spot, in dem Kinder das Prinzip Rettungsgasse erklären. Und im November brachte es Feuerwehrmann Rudi aus Waldaschaff (Landkreis Aschenburg) im Netz zu Berühmtheit. Mit dem Schlauch hatte er Gaffer nass gespritzt, weil sie die Retter blockierten. Danach nahm er mit einem Radiosender ein, nun ja, Lied auf, Titel: "Gaff nicht". Inzwischen gibt es Rudis Konterfei als Aufkleber für die Lkw-Karosserie - inklusive Grafik, welcher der Hintermann entnehmen kann, wie Rettungsgassen korrekt gebildet werden. Linke Spur nach links, alle anderen nach rechts, schon ist Platz. Gar nicht so schwer.

Fertig ist der neue Simulator noch nicht. Eine Lkw-Kabine wurde schon zum Fahrerraum umgebaut, die Software für die Simulation geschrieben. Es fehlen aber unter anderem drei Beamer und eine Leinwand. Die Kosten schätzt das Museum auf 10 000 bis 15 000 Euro; es will das Geld übers Internet sammeln. Wie bei den Fahrkünsten vieler Bayern besteht auch hier Luft nach oben: Auf der Spendenplattform Leetchi waren bis Freitagnachmittag erst 110 Euro eingegangen.

© SZ vom 17.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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