Eklat bei Veranstaltung:Wie Bayerns SPD in den Uiguren-Konflikt hineinstolpert

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  • Zum Ramadan hat die bayerische SPD-Landtagsfraktion zum Fastenbrechen eingeladen. Dabei kam es zum Eklat.
  • Die chinesische Vize-Generalkonsulin verließ empört die Veranstaltung, weil auch ein Vertreter der Uiguren eingeladen war.

Von Daniela Kuhr

Nie im Traum hätte Markus Rinderspacher erwartet, dass dieser Mittwochabend mit einem Eklat enden würde. Wie jedes Jahr im Ramadan hatte die SPD-Landtagsfraktion Muslime verschiedener Organisationen, Politiker und Interessenvertreter zum Fastenbrechen eingeladen. Der SPD-Fraktionschef wollte ein paar fröhliche, harmonische Stunden verbringen - und anfangs war das auch so.

Rinderspacher unterhielt sich angeregt mit seinen Tischnachbarn, darunter die chinesische Vize-Generalkonsulin, Sun Ruiying. "Dabei sprachen wir kurz über das Thema Uiguren", erzählt Rinderspacher, der sich seit Jahren für die muslimische Volksgruppe engagiert. Neun von zehn Uiguren leben in China, vor allem im Nordwesten.

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Doch sie fühlen sich von den Chinesen unterdrückt. Umgekehrt wirft die chinesische Regierung den Uiguren Separatismus und Terrorismus vor. Von daher nahm Sun das Engagement des SPD-Fraktionschefs ein wenig pikiert zur Kenntnis, ließ sich aber weiter nichts anmerken.

Es gab Tee, die Gäste standen auf und mischten sich neu. Diese Gelegenheit nutzte der ebenfalls eingeladene Vizepräsident des Weltkongresses der Uiguren, Asgar Can, um sich Sun vorzustellen. "Sie war sehr freundlich. Ein anderer Gast machte mit meinem Handy sogar ein Foto von uns beiden", erzählt Can.

Wie es zum Eklat kam

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Doch dann tauschte er mit Sun Visitenkarten aus - "und auf einmal versteinerte sich ihre Miene". Erst habe sie die Visitenkarte zurückverlangt, "dann flehte sie mich geradezu an, das Foto zu löschen". Beidem sei er nachgekommen, doch dabei beließ Sun es nicht.

Sie ging zu Rinderspacher und sagte ihm klipp und klar, dass er sich entscheiden müsse, was ihm wichtiger sei: ein guter Kontakt zu den Uiguren - oder zu 1,3 Milliarden Chinesen. "Ich antwortete ihr ebenso klar, dass sie keinen Einfluss auf unsere Einladungsliste nehmen wird", sagt Rinderspacher. Stattdessen habe er sie darauf hingewiesen, dass in Deutschland Meinungsfreiheit herrsche. "Da ist sie gegangen."

Can irritiert der Vorfall sehr. Und Rinderspacher? "Das zeigt mir nur, dass unser Einsatz für die Uiguren wichtig ist." Sun selbst reagierte am Donnerstag weder auf einen Anruf noch auf eine Anfrage per SMS.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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