Datei "Gewalttäter Sport":Bayerische Polizei sammelt Daten von Fußballfans

  • In der Datei "Gewalttäter Sport" erfasst die Polizei nicht nur Daten über Personen, die bei einem Fußballspiel eine Straftat begangen haben sollen.
  • Auch, wer mit einer Tat in Verbindung gebracht wird, wird über einen längeren Zeitraum gespeichert - Umstehende also.

Die Polizei in Bayern sammelt Daten von Fußballfans. Das ergab eine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Katharina Schulze. Die Polizeipräsidien München, Mittelfranken, Schwaben Süd und Schwaben Nord erfassen Daten über Personen, die bei einem Fußballspiel eine Straftat begangen haben oder aber mit einer Straftat in Verbindung gebracht wurden.

Bei einem Gewaltdelikt wandern also nicht nur die Daten des Schlägers, sondern auch die der Umstehenden in die Datenbank, soweit deren Personalien aufgenommen wurden, so Wolfgang Behr vom Polizeipräsidium München. Dabei werden auch das Ereignis und die Art des Delikts vermerkt. Wer in der Datei steht, wird darüber nicht informiert, er kann bei der Polizei aber anfragen und muss dann Auskunft erhalten.

Zeitspanne der Speicherung liegt zwischen zwei und zehn Jahren

Als "datenschutzrechtlich problematisch" bezeichnet Schulze die Zeitspanne der Speicherung. Sie liegt zwischen zwei und zehn Jahren. Wann ein Eintrag gelöscht wird, hänge von der Schwere der Straftat ab, so Behr vom Polizeipräsidium München. Einträge über Diebstähle werden somit schneller gelöscht als die über eine schwere Gewalttat. Bevor eine Datenbank eingerichtet werden kann, müsste eine Errichtungsanordnung erfolgen. Diese würde unter anderem vom Landesdatenschutzbeauftragten geprüft. Datenschutzrechtlich sei die Datei also "einwandfrei", so Behr.

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Bundesweit werden auffällige oder gewalttätige Fußballfans in der Datei "Gewalttäter Sport" zusammengefasst. Von den fast 11 000 Personen, die darin gespeichert sind, gehören 1386 bayerischen Vereinen an. Die meisten davon sind Fans des FC Bayern München, des 1. FC Nürnberg, von 1860 München und Greuther Fürth. Wohnhaft in Bayern sind aber nur 929 Personen.

© SZ vom 16.04.2016 / nell - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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