CSU-Chef Horst Seehofer ist auf seinem Parteitag nur knapp einer Blamage entgangen. Mit Hängen und Würgen hat sich die CSU am Freitagabend nach stundenlanger Debatte doch noch zu einer Frauenquote light durchgerungen, die noch nicht einmal diesen Namen verdient: Der angestrebte Anteil von mindestens 40 Prozent Frauen in den Vorständen auf Landes- und Bezirksebene ist in anderen Parteien kein Ziel, sondern längst eine Selbstverständlichkeit.
Es ging bei dieser Abstimmung um sehr viel mehr als bloß um eine Quote zur Frauenförderung. Die Delegierten haben inoffiziell über Horst Seehofer als Parteichef abgestimmt, der sich regulär erst im nächsten Jahr wieder zur Wahl stellen muss. Jetzt hat er den Denkzettel für seinen Wankelmut der vergangenen Wochen schon dieses Mal bekommen. 350 Delegierte stellten sich gegen Seehofer, der zuvor noch getönt hatte, er wolle sich mit seinem vollen Gewicht als CSU-Chef für die Frauenquote stark machen. Kämpfen wollte er wie ein Löwe. Zuletzt musste er aber um seine Zukunft kämpfen. Hätte er nicht noch eine beherzte Rede gehalten, womöglich hätten ihn die Delegierten ganz fallengelassen, mit unabschätzbaren Folgen.
Es ist nicht mehr zu übersehen, wie deutlich sich die Gewichte in der Partei zugunsten von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verschoben haben, der vielen schon als neuer Parteichef gilt. Guttenberg gelingt die größte Reform der Bundeswehr seit Jahrzehnten, Seehofer dagegen quält sich schon mit einem Quötchen. Am Ende muss auch noch Kanzlerin Merkel helfen. An diesem Freitag hat die Partei ihrem Vorsitzenden gezeigt, dass sie nicht mehr auf ihn angewiesen ist.