Ausstellung über Psychiater von Ludwig II.:Feind der Königstreuen

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Die Schau im Maierhof des Klosters Benediktbeuern bei Bad Tölz dürfte viele treue Anhänger Ludwigs II. anlocken. (Foto: dpa)

Wer war der Mann, der König Ludwig II. für geisteskrank erklärte und 1886 mit dem "Märchenkönig" im Starnberger See ertrank? Erstmals beschäftigt sich eine Ausstellung in Benediktbeuern mit Bernhard von Gudden, seinem Psychiater.

Ludwig II. bleibt auch 128 Jahre nach seinem Tod ein Rätsel. Vor allem sein Tod ist ein bayerisches Mysterium. Am 13. Juni 1886 starb der Monarch unter nie geklärten Umständen im Starnberger See. War es ein Unfall? Selbstmord? Oder gar Mord?

Eine Ausstellung in Benediktbeuern beschäftigt sich nun mit dem Mann, der den Märchenkönig für geisteskrank erklärte. Viele Königstreue sehen in Dr. Bernhard von Gudden den eigentlichen Verantwortlichen für das tragische Ende des Wittelsbacher-Monarchen. Der Psychiater starb gemeinsam mit Ludwig II. am 13. Juni 1886 im Starnberger See.

Erstmals nach dem Tod des bayerischen Königs wird die Rolle des Psychiaters nun in einer Ausstellung ausführlich beleuchtet. Dabei ist - auch dies eine Premiere - die Totenmaske Guddens zu sehen, von deren Existenz bisher kaum jemand etwas wusste. Das Exponat kam 1897 auf verschlungenen Wegen ins Städtische Museum Rosenheim, wo es allerdings im Depot lag und nicht gezeigt wurde. Die vom Bezirk Oberbayern verantwortete Schau im Maierhof des Klosters Benediktbeuern bei Bad Tölz dürfte viele treue Anhänger Ludwigs II. anlocken.

1872 übernahm Gudden die Leitung der Oberbayerischen Kreisirrenanstalt München

Zur Eröffnung am Donnerstagabend war auch der Ururenkel Bernhard von Guddens, Wolfgang Gudden, eingeladen. Er ist ebenfalls Psychiater. 80 Tafeln, eine Filmdokumentation sowie zahlreiche Bilder und Exponate geben Einblicke in das Leben des königlichen Gutachters. Kurator der Ausstellung ist der Münchner Schriftsteller und Ludwig II.-Biograf Alfons Schweiggert. Von ihm stammt auch der Ausstellungskatalog.

Bezirkstagspräsident Josef Mederer sagte vor der Eröffnung, er sei froh, "mit der Ausstellung einen Beitrag zur Aufarbeitung eines dunklen Kapitels bayerischer Geschichte zu leisten". Zunächst wird in der Schau der berufliche Werdegang des königlichen Gutachters aufgezeigt. 1872 übernahm Gudden auf Wunsch Ludwigs II. die Leitung der Oberbayerischen Kreisirrenanstalt München.

Interessant ist vor allem der Ausstellungsteil über die Beziehung Ludwigs II. zu Gudden. "Wir gehen der Frage nach, ob die Entmündigung ein rechtswidriger Vorgang war", sagt der Kurator. Und: "Wie gestaltete sich die Beziehung der beiden in Schloss Neuschwanstein und in Schloss Berg?" Ein Bereich zeichnet die letzten Lebensstunden Guddens und Ludwigs nach.

Schweiggert will mit der Ausstellung dazu beitragen, dass Gudden "aus der Verteufelungsspirale herauskommt". Viele sähen in dem Arzt den Auftragsmörder Ludwigs II., "was nicht stimmt", ist sich Schweiggert aufgrund seiner Forschungen sicher. Vielmehr sei der Mediziner schon viel früher von einer psychischen Erkrankung des Königs überzeugt gewesen.

Die Ausstellung "Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter von König Ludwig II." wird noch bis zum 17.7.2014 in Benediktbeuern zu sehen sein.

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