Suchoi "Superjet 100":Zerschellte Hoffnung der russischen Luftfahrt

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Der russische Flugzeugbauer Suchoi wollte mit seinem "Superjet 100" den Durchbruch auf dem Weltmarkt schaffen. Ein Demonstrationsflug über Indonesien sollte Investoren und Politiker überzeugen, doch die Maschine stürzte ab. Nicht das erste Mal, dass es mit dem "Superjet" Probleme gibt.

Für den russischen Flugzeughersteller Suchoi hängt viel am Erfolg seiner Passagiermaschine Suchoi Superjet 100 (SSJ 100). Das Kurz- und Mittelstreckenflugzeug mit einer Reichweite von etwa 3000 Kilometern sollte die Eintrittskarte für die russische Luftfahrt in den Weltmarkt werden, den die Konzerne Airbus und Boeing beherrschen. Doch nun endete ein Demonstrationsflug der Maschine über Indonesien, der Journalisten, Investoren und Politiker überzeugen sollte, in einem Unglück.

Am Donnerstagnachmittag verschwand das Flugzeug vom Radar der Luftaufsicht. Erst am nächsten Morgen entdeckten Suchtrupps das Wrack der Maschine an den Hängen des inaktiven Vulkans Salak. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass von den knapp 50 Menschen an Bord auch nur einer überlebt hat.

Auch ökonomisch bedeutet das Unglück einen herben Rückschlag für die russischen Flugzeugbauer. Und der symbolische Wert der SSJ 100 ist immens: Sie ist das erste neu entwickelte russische Passagierflugzeug seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Die Pläne des Suchoi-Konzerns für den Flugzeugtyp, der 2008 seinen Jungfernflug absolvierte, sind ambitioniert. Anfang des Jahres gab Russlands stellvertrender Ministerpräsident Dmitrij Rogosin bekannt, dass die staatliche Flugzeugbauholding, zu der Suchoi gehört, bis 2020 fast 500 Maschinen vom Typ SSJ 100 bauen wolle. Die Produktion soll in den kommenden Jahren von zunächst 14 Flugzeugen 2011 auf 60 bis 70 Maschinen pro Jahr steigen, meldete die Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Der in Kooperation mit Boeing und europäischen Unternehmen entwickelte "Superjet 100" soll beispielsweise in Brasilien Embraer und in Kanada Bombardier Konkurrenz machen. Suchoi ist seit 2006 Teil der staatlichen Flugzeugbauholding OAK. Die Superjet-100-Maschinen werden im Werk Komsomolsk am Amur, 7000 Kilometer östlich von Moskau, gebaut.

Deutsche Technik in der SSJ 100

Das Flugzeug wird in zwei verschiedenen Größen geliefert, mit Platz für 78 oder 98 Passagiere. Die deutsche Firma Liebherr liefert nach Angaben von Suchoi unter anderem das Flugsteuerungssystem für die SSJ 100. Feste Lieferverträge für die Maschinen dieses Typs bestehen derzeit mit Fluggesellschaften aus Russland, Armenien und Italien. Vorläufige Abkommen wurden unter anderem mit Gesellschaften aus den USA und Spanien geschlossen. Die russische Fluglinie Aeroflot nahm im April ihre siebte SSJ-100-Maschine in Betrieb.

Trotz der großen Ambitionen ließ der Durchbruch bislang auf sich warten. Das Unglück der SSJ 100 in Indonesien ist nicht der erste Ausfall in der Baureihe. Technische Probleme verpassten den großen Hoffnungen schon zuvor immer wieder einen Dämpfer. Mehrmals meldeten russische Nachrichtenagenturen in den vergangenen Monaten Probleme mit dem Fahrwerk. Im Dezember 2011 musste eine Maschine aus diesem Grund ohne Passagiere aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk nach Moskau zurückkehren, auch in der südrussischen Stadt Astrachan kam es im vergangenen März zu einem ähnlichen Zwischenfall.

Als die Maschine des Typs SSJ 100 am gestrigen Mittwoch bei einem Demonstrationsflug in Indonesien abstürzte, war das Flugzeug zuvor vom Radar verschwunden und galt als verschollen. Rettungstrupps sichteten schließlich Teile des Wracks am Donnerstagmorgen an einem Hang des Vulkans Salak in der Provinz Westjava unweit der Hauptstadt Jakarta vom Helikopter aus, wie die Behörden berichteten.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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