Hyundai-SUV im Test:Grand Santa Fe: Groß, günstig - aber auch gut?

Mit kleinem Diesel tritt das Hyundai-SUV gegen BMW X5, Mercedes GLE und VW Touareg an. Doch abgesehen von Preis und Platzangebot fehlen ihm die Argumente.

Test von Thomas Harloff

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

"Der ist ja riesig!" So oder so ähnlich fallen die Reaktionen derjenigen aus, die den kürzlich aufgefrischten Hyundai Grand Santa Fe zum ersten Mal in voller Größe sehen. Das koreanische SUV misst in der Länge 4,91 Meter und in der Breite 1,89 Meter - ohne Außenspiegel wohlgemerkt. Damit dringt der große Santa Fe in ein Segment ein, das Autos wie der BMW X5, der Mercedes GLE oder der VW Touareg besetzen. Autos, die auf den Parkplätzen erfolgreicher Menschen stehen. Die ausdrücken sollen, dass es ihr Besitzer geschafft hat. Die allesamt kleiner sind als dieser Hyundai.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Und nicht unbedingt schöner. Anders als bei einigen anderen aktuellen Hyundais fließen beim Grand Santa Fe die Linien, stimmen die Proportionen, fehlen zugunsten eines harmonischen Erscheinungsbildes gestalterische Extravaganzen. Komplett frei von Schnörkeln ist die Formensprache zwar nicht, aber die Designer haben die Blickfänger behutsam eingesetzt. Hochwertig sieht der Fünftürer ebenfalls aus. Nicht zuletzt wegen des verchromten Kühlergrills mit fünf Querstreben und der Chromleiste, die die seitlichen Scheiben umschließt. Nur das Tagfahrlicht mit je sechs LED-Spots pro Seite sieht aus, als habe es jemand aus einer tief im Lager versteckten Kiste eines Zubehörhändlers hervorgekramt.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Der Touchscreen in der Mittelkonsole und das Kontrolldisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser lassen sich einfach bedienen. Doch bei der Konkurrenz navigiert man mit den Dreh-Rückstellknöpfen noch etwas sicherer durch die Menüs. Auch die Qualität des Innenraums erreicht nicht ganz das Niveau der eingangs erwähnten Konkurrenten. Dafür ist der Plastikanteil zu hoch und die Grafik der Instrumente und Monitore nicht genug durchgestylt. Auch das Leder der Sitze ist bei den Europäern weicher. Allerdings kostet die Lederausstattung des Hyundais - im Gegensatz zu den anderen Herstellern - nichts extra.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Bereits im Basispreis enthalten sind zwei ausklappbare Sitze im Kofferraum. Kurz an den Riemen gezogen, und es finden zwei weitere Passagiere Platz, auch wenn diese naturgemäß nicht allzu groß sein dürfen. Ein Siebensitzer ist der Grand Santa Fe aber nicht zwangsläufig. Die Kunden dürfen entscheiden, ob sie in der mittleren Reihe zwei Einzelsitze (Foto) - dann können maximal sechs Personen mitfahren - oder eine durchgehende Sitzbank mit drei Plätzen haben möchten.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Für Gepäck stehen 634 Liter bei Vierer- oder Fünfer-Bestuhlung zur Verfügung - und bis zu 1842 Liter, wenn nur die Vordersitze aufrecht stehenbleiben. Den Kofferraum zu beladen, ist jedoch eine langwierige Angelegenheit. Nicht etwa, weil die Ladekante zu hoch liegt, die Schwelle zu breit oder die Öffnung zu schmal ist. Nein, die elektrische Heckklappe öffnet und schließt einfach extrem langsam.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Der Grand Santa Fe ist nicht nur ein großes, sondern auch ein schweres Auto. Das Leergewicht beträgt je nach Ausstattung zwischen 1981 und 2132 Kilogramm. Dennoch ist Hyundai der Ansicht, dass ein 2,2-Liter-Turbodiesel als Antriebsquelle reicht und bietet auch keine Alternative zu diesem Vierzylindermotor an. 200 PS und maximal 440 Newtonmeter sind ja auch nicht gerade wenig. Die Fahrleistungen - 201 km/h Höchstgeschwindigkeit, 9,9 Sekunden von Null auf Hundert - verheißen ebenfalls souveränes Vorankommen.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Beim Fahren aber zeigt sich, wie viel Mühe der Motor mit der Masse des SUVs hat. Behäbig bewegt sich die Nadel beim Beschleunigen über die Tachoskalierung und angestrengt klingt der Diesel, sobald der Hyundai einen Zwischenspurt einlegen soll. Nein, durchzugsstark ist dieses Triebwerk nicht, und das unabhängig davon, welcher Fahrmodus - zur Wahl stehen die Einstellungen Normal, Eco oder Sport - angewählt ist. Keine Hilfe ist die Sechsgang-Automatik, die beim Kickdown träge reagiert und die Gänge auch sonst eher langsam wechselt. Besonders sparsam ist die Antriebskombination ebenfalls nicht: 8,9 Liter waren es im Test, 7,0 sollten es dem Datenblatt zufolge auf 100 Kilometer sein.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Mehr Spaß am großen Hyundai hat, wer lieber gemütlich statt besonders schnell ans Ziel kommen möchte. Solche Fahrer können das komfortable Fahrwerk viel mehr genießen. Der weich abgestimmte Grand Santa Fe planiert die meisten Fahrbahnunebenheiten, lässt aber heftige Straßenschäden fast ungefiltert zu den Insassen durch. Das Fahrverhalten ist dagegen recht indirekt. In die Bereiche, in denen sich die fahrdynamischen Feinheiten zeigen, will man mit ihm lieber nicht vorstoßen. Etwa in die Regionen, in denen der variable Allradantrieb zeigen kann, welche Vorteile es bringt, wenn den Vorderrädern bis zu 50 Prozent der Antriebskraft entzogen und an die hinteren Räder geleitet wird.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Wer sich mit den europäischen Edelherstellern misst, sollte viel Wert auf "elektronische Assistenzsysteme" legen. Ohne Aufpreis bringt der Grand Santa Fe jedoch lediglich eine um ein paar Detailfunktionen erweiterte Stabilitätskontrolle und eine Rückfahrkamera mit. Einen Spurverlassenswarner, der jedoch nur warnt und nicht selbst lenkt, und ein automatisches Fernlicht gibt es erst in der Premium-Ausstattung. Ein Abstand haltender Tempomat, ein Auffahrwarnsystem mit automatischer Notbremsung, eine Überwachung des toten Winkels und des querenden Verkehrs und eine von mehreren Kamerabildern zusammengefügte Rundumsicht beim Rangieren verstecken sich im 2800 Euro teuren Sicherheitspaket. Weitere 1780 Euro zahlt, wer den Grand Santa Fe automatisch in quer und parallel zur Fahrbahn liegende Parklücken steuern lassen möchte und Wert auf mitlenkende Scheinwerfer legt. Klar, ein paar Funktionen kommen da zusammen, aber die genannten Gegner können vieles mehr selbständig erledigen als der große Hyundai. Ihre Systeme agieren souveräner und harmonischer zusammen und sie sind auf dem Weg zum autonomen Fahren schon ein oder zwei Schritte weiter - wenn natürlich auch nur gegen hohe Aufpreise.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

47 800 Euro kostet das Style-Basismodell, die empfehlenswerte Premium-Ausstattung ist 4400 Euro teurer. Addiert man das Sicherheits- und das Technikpaket, landet man bei 56 780 Euro. Das ist viel Geld für ein Auto, insbesondere für ein koreanisches. Aber es ist wenig Geld für ein XL-SUV, das zeigt ein Blick auf die Preise der Konkurrenz. Mit vergleichbaren Motorisierungen, Allradantrieb und Automatik kosten der VW Touareg 53 700 Euro, der Mercedes GLE 57 001 Euro und der BMW X5 sogar 57 500 Euro. Allerdings sind diese dann noch bar jeder Extras, weshalb sich der Hyundai ausstattungsbereinigt einen Preisvorteil von 15 000 bis 30 000 Euro erarbeitet.

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(Foto: Hyundai Motor Corp.)

Wer sein Geld für den Grand Santa Fe ausgibt, erwirbt ein gut aussehendes, praktisches, geräumiges und komfortables Auto, das für viele Einsatzzwecke gerüstet ist. Beim technischen und qualitativen Niveau lässt er jedoch einen deutlichen Abstand zu seinen europäischen Konkurrenten erkennen. Ob der Preisvorteil das aufwiegt, muss jeder Interessent selbst wissen. Technische Daten Hyundai Grand Santa Fe blue 2.2 CRDi 4WD: R4-Dieselmotor mit 2,2 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 147kW (200 PS); max. Drehmoment: 440 Nm bei 1750 - 2750/min; Leergewicht: 1995 - 2132 kg; Kofferraum: 634 - 1842 l; 0 - 100 km/h: 9,9 s; Vmax: 201 km/h; Testverbrauch: 8,9 l / 100 km (lt. Werk: 7,0; CO₂ -Ausstoß: 184 g/km); Euro 6; Grundpreis: 47 800 Euro Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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