Großer Spritpreis-Vergleich:Tankstellen an der Grenze kassieren ab

Wo lässt sich in Deutschland günstig tanken, wo ist der Sprit besonders teuer? Die Auswertung von Süddeutsche.de zeigt, dass die Preise gerade in den Grenzregionen sehr hoch sind. Wie kommt das?

Von Benjamin Romberg

Wer auf der Autobahn A8 von Salzburg nach München unterwegs ist, sollte sich nicht zu viel Zeit lassen. Links und rechts der Strecke gibt es allerlei Schönes zu sehen, kein Zweifel. Grüne Wiesen, schneebedeckte Berge und viele Seen; es lohnt sich, hin und wieder seitlich aus dem Fenster zu blicken oder mal von der Autobahn abzufahren. Doch man sollte die Grenzregion zu Österreich hinter sich gelassen haben, bevor der Tank leer ist. Sonst wird es teuer.

Der Spritmonitor von Süddeutsche.de zeigt, dass es bei den Benzinpreisen große Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen in Deutschland gibt.

Die dunklen Flecken auf der Karte stehen für Gebiete, in denen der Stopp an der Tankstelle besonders teuer ist. Das trifft auf die bereits erwähnte Region südlich von München zu, aber auch auf andere Grenzgebiete wie Rheinland-Pfalz (Luxemburg), der Bereich um Konstanz am Bodensee (Schweiz) oder das östliche Brandenburg (Polen). Auch im Landesinneren kann die Tankfüllung teuer sein: etwa in der Mitte Deutschlands um Braunschweig, in der Region um die Stadt Siegen in Nordrhein-Westfalen und in weiten Teilen Ostdeutschlands.

Die hellen Flecken auf der Karte zeigen, wo die Tankfüllung besonders günstig ist. Angeführt wird die Statistik von der Hauptstadt: Mit 1,486 Euro für den Liter Super E10 im Durchschnitt und 1,36 Euro für Diesel sind die Preise in Berlin bundesweit am niedrigsten. Auch in anderen Metropolregionen wie Bremen, Hamburg oder im Ruhrgebiet um die Städte Dortmund, Bochum und Essen lässt sich günstig tanken. Von den hundert billigsten Tankstellen in Deutschland befinden sich besonders viele in den Ballungsräumen Nordrhein-Westfalens.

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Verlässt man diese in Richtung Südosten, zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu weniger dicht besiedelten Gebieten. So kostet der Sprit in der Region um Siegen im Schnitt etwa zwei Cent mehr je Liter. Wie kommt es zu einem solchen Gefälle?

Dass die Preise gerade in Metropolregionen eher niedrig sind, ist relativ einfach zu erklären: Hier gebe es schlichtweg mehr Wettbewerber, die im Kampf um Kunden die Preise nach unten treiben, sagt Jürgen Albrecht vom ADAC. Er weist allerdings auch darauf hin: "Nicht nur die Zahl der Wettbewerber ist wichtig." Es komme auch darauf an, wie aggressiv sie an der Preisgestaltung mitwirkten.

Im Umkehrschluss sind die Preise in dünner besiedelten Regionen mangels Konkurrenz höher. "Wenn jemand alleine ist, kann er die Preise bestimmen", sagt Johannes Hübner, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD). Allerdings mit einer Einschränkung: In diesen Regionen ist die Kaufkraft auch häufig geringer. "Die Leute können sich den Sprit nicht mehr leisten", sagt Hübner. Soziales Gefüge, Reiserouten - solche Faktoren spielten in die Preispolitik der Tankstellen auch mit hinein.

Tankstellen an der Grenze lassen sich nicht beeinflussen

Auf den ersten Blick erstaunlich sind die hohen Preise in den Grenzregionen. In Luxemburg, Österreich, der Schweiz oder Polen ist der Sprit billiger als in Deutschland. Um zu verhindern, dass die Kunden zur Konkurrenz hinter der Grenze abwandern, müssten die Betreiber auf der deutschen Seite ihre Preise eigentlich anpassen. Doch das ist nicht der Fall. Nach Ansicht von Steffen Bock, Geschäftsführer des Preisvergleichsportals clever-tanken.de, verfolgen die deutschen Tankstellenbetreiber eine andere Logik: "Sie verdienen mit wenigen Kunden lieber richtig Geld", glaubt er. Deshalb würden sie die Preise besonders hoch ansetzen.

"Die grenznahen Tankstellen stellen sich dem Preisvergleich nicht", sagt Bock. Das sei aus seiner Sicht auch gar nicht nötig. Denn ein großer Teil der Autofahrer sei "preisresistent" - nur etwa ein Drittel von ihnen vergleiche die Angebote. Und würde dann feststellen, dass die deutschen Tankstellen dabei nicht zwangsläufig schlechter abschneiden, sagt Bock und fügt hinzu: Unmittelbar hinter der Grenze, im österreichischen Kufstein etwa, sei der Sprit häufig auch nicht unbedingt günstiger.

Wer der A8 also in entgegengesetzter Richtung folgt, von München nach Salzburg, der könnte unter Umständen eine Enttäuschung erleben, wenn er mit dem letzten Tropfen im Tank über die Grenze rollt.

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